Hallo Elsa,
Du hast natürlich recht: so geht das nicht. Aber wir müssen jetzt langsamer machen, das rate ich auch unseren Geschwistern in Äqypten: auf das Gebet besinnen, nicht auf Straßenschlachten. ankreiden, aber nicht polemisieren. Noch ist Ägypten ein Rechtsstaat, jedenfalls sollte man darauf hoffen.

Weder der Papst noch Elsa haben irgendwo zu Straßenschlachten aufgerufen.

Es ist sicher richtig, daß unter islamistischem Terror auch Muslime zu leiden haben. Man sollte aber vielleicht den Blickwinkel nicht nur auf diejenigen richten, die getötet werden, sondern auch auf die, die töten und auf deren Antrieb und deren Rechtfertigung. Dann schält sich bald ein Bild heraus, welches zeigt, daß wir tatsächlich die Arbeit der Muslime tun können. Wir könnten ihnen z.B. beibringen, wei man in undemokratischen Umfeldern selbst bei ständiger Angst vor schießwütigen Idioten und den sie deckenden Autoritäten Revolutionen zur Aufhellung der Gesellschaft anzettelt. Oder wir könnten ihnen ein paar ganz heiße Tips geben bzgl des Verhältnisses Schöpfer/Geschöpf und auch des Verhältnisses der Geschöpfe untereinander. Im Idealfall leben wir diese Beispiele einfach vor und sorgen so für Konvertierungen. Aber dazu müßten wir in Europa natürlich selbst erst einmal im Glauben und in der Glaubenspraxis geeinter sein und nicht in fünfhunderttausend "Wir sind zwar nicht Kirche aber wir wissen ganz genau was Kirche sein sollte"-Gruppierungen zerbröseln.

Der Spruch von der "inakzeptablen Intervention in ägyptische Angelegenheiten" ist natürlich vor allem deswegen ein Hirnfurz, weil nach dem Mord an Marwa Ali El-Sherbini nicht ein Papst sondern halb Ägypten und auch der ägyptische Botschafter nicht zum Schutz der Muslime in Deutschland aufriefen sondern die Höchststrafe für den Mörder forderten.

Ich finde in dem Fall hat dieser Großimam schon recht. Obwohl ich es Unsinn finde das dem Papst anzukreiden, denn der ruft wirklich ständig dazu auf die Gewalt überall einzustellen, ob im Irak, in Palästina oder sonstwo. Und es war auch der alte Papst, der vehement gegen einen Krieg im Irak war und die Bush-Regierung kritisiert hat.

Aber der Großimam hat auch recht, wenn er darauf hinweist, dass bei uns im Westen immer nur ein grosser Aufschrei kommt, wenn es ein Anschlag Christen oder Menschen aus dem Westen betrifft. Seien wir ehrlich, wäre an Neujahr ein Anschlag auf einen Marktplatz in Bagdad verübt worden, bei dem 50 schiitische Kinder getötet worden wären, hätte es hier mal wieder eine kleine Meldung in der Tageschau gegeben und das wars dann auch. Kein grosser Aufschrei, keine riesige Empörung, keine grossen Appelle und Betroffenheitsbekundungen von allen Seiten.

Dafür wird in unseren Medien aber schon seit Tagen gross über 2 Bild-Reporter berichtet, die ohne gültiges Journalistenvisum im Iran aufgegriffen wurden.

Ich finde das schon irgendwie ziemlich abstossend, weil es immer so wirkt, als wäre ein blutiger Anschlag auf einen einzigen Christen oder einen Europäer schlimmer als ein blutiger Anschlag auf hunderte Muslime oder Araber.

Aber das kann man dem Papst wohl als allerletztem vorwerfen.

Frohes Neues jahr übrigens. ;)