Dietrich von Hildebrand: Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes.
7. Kapitel - Die Aufgabe des christlichen Philosophen heute
Zitat:
>>Auf dem Hintergrund dieser Analyse erhebt sich nun die Frage, welche Haltung der katholische Philosoph im jetzigen Augenblick einnehmen soll. So falsch es war, in einem strengen Thomismus eingesperrt zu bleiben, und jede philosophische These als Irrtum zu bekämpfen, die in dieses System nicht hineinpaßte; so schlimm es war zu glauben, alle philosophischen Fragen seien schon durch den Thomismus beantwortet, so ist doch die Einstellung noch schlimmer, der wir heute bei vielen progressistischen katholischen Philosophen begegnen. Unter diesen gibt es verschiedene Typen:
Da gibt es zunächt den Philosophen, der im Augenblick, da sein Glaube an den Thomismus als das letzte Wort in der Philosophie erschüttert wird, mehr oder weniger zum Relativisten wird. Die Desillusionierung, die er in Bezug auf den Thomismus erfährt, unterhöhlt seinen Glauben an philosophische Wahrheit als solche. Statt die großen Einsichten des hl. Thomas von verschiedenen Irrtümern zu befreien, statt alles in seiner Philosophie mit der Fülle des Seienden zu konfrontieren und so die vom hl. Thomas entdeckten Wahrheiten durch neue Unterscheidungen und Differenzierungen zu ergänzen, wird er ein historischer Relativist. Das ist offenbar das Gegenteil eines Fortschritts oder gar einer größeren geistigen Weite und Geöffnetheit. Ein solcher Mann gleicht vielmehr einem, der von der Frau, die er liebte, enttäuscht wurde und nun überhaupt an der Möglichkeit verzweifelt, eine Frau könne jemals treu sein.<<
Zitat:
>>Auf dem Hintergrund dieser Analyse erhebt sich nun die Frage, welche Haltung der katholische Philosoph im jetzigen Augenblick einnehmen soll. So falsch es war, in einem strengen Thomismus eingesperrt zu bleiben, und jede philosophische These als Irrtum zu bekämpfen, die in dieses System nicht hineinpaßte; so schlimm es war zu glauben, alle philosophischen Fragen seien schon durch den Thomismus beantwortet, so ist doch die Einstellung noch schlimmer, der wir heute bei vielen progressistischen katholischen Philosophen begegnen. Unter diesen gibt es verschiedene Typen:
Da gibt es zunächt den Philosophen, der im Augenblick, da sein Glaube an den Thomismus als das letzte Wort in der Philosophie erschüttert wird, mehr oder weniger zum Relativisten wird. Die Desillusionierung, die er in Bezug auf den Thomismus erfährt, unterhöhlt seinen Glauben an philosophische Wahrheit als solche. Statt die großen Einsichten des hl. Thomas von verschiedenen Irrtümern zu befreien, statt alles in seiner Philosophie mit der Fülle des Seienden zu konfrontieren und so die vom hl. Thomas entdeckten Wahrheiten durch neue Unterscheidungen und Differenzierungen zu ergänzen, wird er ein historischer Relativist. Das ist offenbar das Gegenteil eines Fortschritts oder gar einer größeren geistigen Weite und Geöffnetheit. Ein solcher Mann gleicht vielmehr einem, der von der Frau, die er liebte, enttäuscht wurde und nun überhaupt an der Möglichkeit verzweifelt, eine Frau könne jemals treu sein.<<
ElsaLaska - 10. Aug, 15:14
noch tragischer
Nur ein Gott kann uns noch retten, meinte Heidegger 1963. Für die katholische Philosophie ist diese Zeit der Rettung noch nicht gekommen.