Wenn ich Alan Poseners
Artikel in der Welt lesen muss "Gott ist kein moralisches Vorbild für die Menschen" mit seinem Aufhänger, dass die evangelische Kirche gegen einen konfessionsübergreifenden Ethikunterricht und für Religion als Schulfach kämpft, dann muss ich leider sagen, und das sogar als jemand, der sehr vom Ethikunterricht profitiert hat, dass ich der evangelischen Kirche zustimme. Der Artikel selbst zeigt das sehr schön. Wenn man die alttestamentliche Exegese nämlich Welt-Journalisten überlässt, KANN überhaupt nichts Gescheites dabei rauskommen. Der Artikel eignet sich nichtmal als Lektüre im Ethik-Unterricht.
BEVOR ich überhaupt eine alttestamentliche Exegese auch nur im oberflächlichsten Ansatz wage, sollte ich mir ein paar mehr Gedanken über die Beziehung des Gottesvolkes und Jahwe gemacht haben (und zwar welche, die über diese relativ schlichte Conclusio hinausragen: "In der Geschichte jedenfalls haben sich die Juden in der Regel "christlicher" verhalten als die Christen.") Ein völlig substanzlose Aussage, die einen auch noch, insofern man ihr widersprechen will, in die antisemitische Ecke rückt. Was soll das überhaupt für ein intellektuelles Niveau sein, wenn ich derartige Stammtischsprüche nötig habe? (Es geht auch so: die Christen verhalten sich "christlicher" als die Moslems, die Christen verhalten sich "christlicher" als die Juden, zum Beispiel, das ist genau so eine substanzlose Eindimensionalpolemik - Herr Posener hat doch ein Blog auf Welt.de, da könnte er sie doch prima und angemessenerweise unterbringen).
"Viertens aber zeigen die Erzählungen des Alten Testaments oft, dass die Menschen Gott moralisch überlegen sind. Abraham versucht Gott die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorrha auszureden; Moses muss immer wieder Gottes mörderischen Zorn auf die Israeliten dämpfen. Als Gott zulässt, dass Satan Hiob ins Elend stürzt und seine ganze Familie tötet, bleibt Hiob seinem Glauben treu. Aber als Hiob Gott fragt, womit er das Elend verdient habe, antwortet ihm Gott nicht, sondern fragt zurück: "Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten?" Kurz: Gott fühlt sich nicht an menschliche Werte gebunden."
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Meisterstück eines Versuches, sich am Buch Hiob abzuarbeiten. Das wäre selbst einem mittelmäßigen Ethikschüler nicht passiert. Übrigens gibt es eine ausführliche Antwort Gottes, man muss sie nur LESEN: Ich gebe sogar die Stelle an: Hiob 38 - 42, das sind nach meiner Zählung VIER VOLLE Kapitel. Also nix mit "Kurz!"
Zum Schlusssatz: "Die menschliche Moral kommt vor der Religion. Werte brauchen keinen Gott" - genau! Deshalb funktioniert die UN ja mitsamt ihrer Menschenrechtscharta so derart optimal und ergebnisorientiert. Und deshalb dürfen uns seit neuestem auch, innerhalb des Wertesystems "freiheitliche Meinungsäußerung auf niedrigem Niveau gegen gute Bezahlung" Journalisten das Alte Testament auslegen. Ich hätte halt nur an Herr Poseners Stelle vielleicht nicht gerade mit Hiob begonnen.
Fangen Sie doch das nächste Mal, zum Üben, lieber mit dem Buch der Weisheit an.
BEVOR ich überhaupt eine alttestamentliche Exegese auch nur im oberflächlichsten Ansatz wage, sollte ich mir ein paar mehr Gedanken über die Beziehung des Gottesvolkes und Jahwe gemacht haben (und zwar welche, die über diese relativ schlichte Conclusio hinausragen: "In der Geschichte jedenfalls haben sich die Juden in der Regel "christlicher" verhalten als die Christen.") Ein völlig substanzlose Aussage, die einen auch noch, insofern man ihr widersprechen will, in die antisemitische Ecke rückt. Was soll das überhaupt für ein intellektuelles Niveau sein, wenn ich derartige Stammtischsprüche nötig habe? (Es geht auch so: die Christen verhalten sich "christlicher" als die Moslems, die Christen verhalten sich "christlicher" als die Juden, zum Beispiel, das ist genau so eine substanzlose Eindimensionalpolemik - Herr Posener hat doch ein Blog auf Welt.de, da könnte er sie doch prima und angemessenerweise unterbringen).
"Viertens aber zeigen die Erzählungen des Alten Testaments oft, dass die Menschen Gott moralisch überlegen sind. Abraham versucht Gott die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorrha auszureden; Moses muss immer wieder Gottes mörderischen Zorn auf die Israeliten dämpfen. Als Gott zulässt, dass Satan Hiob ins Elend stürzt und seine ganze Familie tötet, bleibt Hiob seinem Glauben treu. Aber als Hiob Gott fragt, womit er das Elend verdient habe, antwortet ihm Gott nicht, sondern fragt zurück: "Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten?" Kurz: Gott fühlt sich nicht an menschliche Werte gebunden."
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Meisterstück eines Versuches, sich am Buch Hiob abzuarbeiten. Das wäre selbst einem mittelmäßigen Ethikschüler nicht passiert. Übrigens gibt es eine ausführliche Antwort Gottes, man muss sie nur LESEN: Ich gebe sogar die Stelle an: Hiob 38 - 42, das sind nach meiner Zählung VIER VOLLE Kapitel. Also nix mit "Kurz!"
Zum Schlusssatz: "Die menschliche Moral kommt vor der Religion. Werte brauchen keinen Gott" - genau! Deshalb funktioniert die UN ja mitsamt ihrer Menschenrechtscharta so derart optimal und ergebnisorientiert. Und deshalb dürfen uns seit neuestem auch, innerhalb des Wertesystems "freiheitliche Meinungsäußerung auf niedrigem Niveau gegen gute Bezahlung" Journalisten das Alte Testament auslegen. Ich hätte halt nur an Herr Poseners Stelle vielleicht nicht gerade mit Hiob begonnen.
Fangen Sie doch das nächste Mal, zum Üben, lieber mit dem Buch der Weisheit an.
ElsaLaska - 18. Dez, 19:01
Tut mir leid, Elsa, aber hier argumentierst du selbst à la Stammtisch. Von Religion geführtes Handeln ist an sich noch nicht gut oder schlecht, jedenfalls nicht besser oder schlechter als von Vernunftprinzipien geleitetes Handeln. Prinzipiell, in dem Sinne, daß Religion kein Garant für verantwortungsvolles Handeln ist. Vernunftethik auch nicht -- aber die hat immerhin den Vorteil, daß ihr das Bemühen zu eigen ist, Normen zu begründen.
Ich will nicht mehr nachlesen, aber wo du auch schreibst, was man Gott so durchgehen lässt - in dem Zusammenhang sollte man natürlich auch unbedingt den Holocaust erwähnen.
Unabhängig von der Debatte, die Herr Posener in keinster Weise wissenschaftlich führt, deshalb müssen wir auch nicht so tun als täten WIR es. Sollte dir, als Sprachwissenschaftler und Intellektueller das Alte Testament wirklich in etwa so schleierhaft sein wie Herrn Posener, was ich nicht glauben kann, gebe ich dir gerne ein paar Tips zur Annäherung - falls das überhaupt gewünscht wird, denn natürlich ist es SO bequemer ... Außerdem hatte ich mal neulich geschrieben, dass Ethik, Menschenrechte und Normen natürlich eine prima Sache sind, aber allein ihretwegen geht niemand hin und gründet in Indien einen Orden, der Sterbende von der Straße holt. Es fehlt das visionäre Element. Es fehlt die Liebe. Normen, Werte und Ethik kann man nicht lieben, sie erzeugen keine Visionen, nur Utopien. Ich sage auch nicht, dass das eine schlechter ist als das andere.
Ich sage nur, Alan Posener hat keine Ahnung.