Das orthodoxe Osterfest - Beitrag von svashtara
Das höchste und älteste Fest in der serbisch orthodoxen Kirche ist das Osterfest. Die orthodoxen Kirchen feiern Ostern oft zu einem anderen Termin, zu dessen Berechnung wiederum der alte Kalender herangezogen wird. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb die Termine differieren. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass die orthodoxe Kirche zur Bestimmung des Osterdatums immer noch dem 1. ökumenischen Konzil von Nizäa von 325 folgt, welches vorsieht, dass das christliche Osterfest am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond nach der ersten Tagundnachtgleiche des Jahres gefeiert wird, allerdings nicht vor oder zusammen mit dem jüdischen Paschafest. Sollte es mit diesem zusammenfallen, so muss das christliche Osterfest um einen Sonntag verschoben werden. Die Wurzeln des Osterfestes liegen ja auch in dem jüdischen Paschafest.
Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher, ob die katholische Kirche sich nicht auch daran hält, mein schlaues Buch sagt, die westlichen Kirchen würden sich daran nicht mehr halten, im Netz steht, dass das 1. ökumenische Konzil von Nizäa auch für die katholische Kirche gilt und die Unterschiede in den Terminen nur aufgrund der Benutzung des julianischen Kalenders zustande kommen.
Es gibt seit längerem schon Bemühungen, zu einem einheitlichen Ostertermin zu gelangen, ich hingegen finde es eigentlich sehr schön, dass die Termine auseinanderfallen. Unter anderem, weil ich so natürlich zweimal feiern darf.
Ostern beginnt für mich mit der Fastenzeit, die immer mehr Menschen in Serbien und auch in anderen orthodoxen Ländern konsequent einhalten. Während dieser Zeit gehe ich auch zur Beichte. Ich beichte zweimal im Jahr, einmal vor Weihnachten, einmal vor Ostern.
Das ist mein erster Schritt zur Vorbereitung auf das Osterfest.
Mein zweiter Schritt ist immer die kleine Wasserweihe, die zu Hause vom Priester vorgenommen wird. Sie soll das Haus reinigen.
Sind Haus und Seele gereinigt, so versuche ich, mich auf das Osterfest vorzubereiten.
In der Liturgie am Donnerstagabend wird die plastanica herausgelegt, ein Leinentuch, in das eine Darstellung Jesu nach der Kreuzabnahme eingestickt ist. Es wird in die Mitte der Kirche gelegt.
Ich gehe meist in die Liturgie am Karfreitag, um die plastanica zu sehen.
Am Karfreitag trauert die orthodoxe Gemeinde. Es ist ein strenger Fastentag, ich bleibe meist bei Wasser, selten auch mal Tee. Für mich bedeutet das außerdem, dass ich an diesem Tag keine Medien nutze, also auf Fernsehen, Radio, CDs, Internet verzichte, dass ich mir bewusst mache, dass Christus schließlich auch für mich am Kreuz gehangen hat.
Ich überdenke am Karfreitag auch meinen Lebensstil, frage mich, ob das alles so läuft, wie ich mir das gedacht habe. Die Tatsache, dass jemand Anderes so viel Leid auf sich genommen hat, damit ich heute frei leben darf, ist eine Verantwortung, die ich mir eigentlich jeden Tag klarmachen sollte, nicht nur am Karfreitag.
Am Ostersonntag gehe ich nüchtern zur Liturgie. Das ist zwar keine Pflicht, hat sich in unserer Familientradition so eingebürgert, und da Religion in der orthodoxen Kirche immer auch aus dem gelebten Glauben besteht, habe ich das so beibehalten.
Wir haben natürlich auch Ostereier, auch Schokohasen und Schokoladeneier, die werden nach der Liturgie an die Kinder verteilt.
Zum Ende der Liturgie grüßt der Pope die Gemeinde mit den Worten:
Christus ist auferstanden.
Und die Gemeinde antwortet mit:
Wahrlich ist er auferstanden.
Das bleibt auch über das gesamte Osterfest der Gruß der orthodoxen Christen. Wer immer mich anruft, wen immer ich treffe, ich grüße mit den Worten: Christus ist auferstanden. Und bekomme immer zur Antwort: Wahrlich ist er auferstanden.
Noch einmal zum Selbstverständnis der orthodoxen Kirche: Natürlich kennt die orthodoxe Kirche Dogmen und formulierte Glaubenssätze. Aber sie glaubt auch, dass Gott und die Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus ein Mysterium ist, welches durch die menschliche Logik nicht erfassbar wird. Daher ist das Evangelium keine abstrakte Lehre, die man studieren kann. Der Fachbegriff hierfür lautet übrigens Aphopatismus, sprich: die Unaussprechlichkeit. Soll heißen, dass es unmöglich ist, irgendeine Aussage über Gott zu machen. Deshalb stützt sich der orthodoxe Glauben auch und vor allem auf die erlebte Erfahrung in den Kirchengemeinden, im Gottesdienst, in den Sakramenten und im Leben als orthodoxer Christ. Da kommen letztlich auch unsere Rituale her, an denen wir festhalten. Sie sind nicht dogmatisch, sie sind gelebt. Nur so kann ich wirklich erfahren, was Gott eigentlich in meinem Leben bedeutet.
Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher, ob die katholische Kirche sich nicht auch daran hält, mein schlaues Buch sagt, die westlichen Kirchen würden sich daran nicht mehr halten, im Netz steht, dass das 1. ökumenische Konzil von Nizäa auch für die katholische Kirche gilt und die Unterschiede in den Terminen nur aufgrund der Benutzung des julianischen Kalenders zustande kommen.
Es gibt seit längerem schon Bemühungen, zu einem einheitlichen Ostertermin zu gelangen, ich hingegen finde es eigentlich sehr schön, dass die Termine auseinanderfallen. Unter anderem, weil ich so natürlich zweimal feiern darf.
Ostern beginnt für mich mit der Fastenzeit, die immer mehr Menschen in Serbien und auch in anderen orthodoxen Ländern konsequent einhalten. Während dieser Zeit gehe ich auch zur Beichte. Ich beichte zweimal im Jahr, einmal vor Weihnachten, einmal vor Ostern.
Das ist mein erster Schritt zur Vorbereitung auf das Osterfest.
Mein zweiter Schritt ist immer die kleine Wasserweihe, die zu Hause vom Priester vorgenommen wird. Sie soll das Haus reinigen.
Sind Haus und Seele gereinigt, so versuche ich, mich auf das Osterfest vorzubereiten.
In der Liturgie am Donnerstagabend wird die plastanica herausgelegt, ein Leinentuch, in das eine Darstellung Jesu nach der Kreuzabnahme eingestickt ist. Es wird in die Mitte der Kirche gelegt.
Ich gehe meist in die Liturgie am Karfreitag, um die plastanica zu sehen.
Am Karfreitag trauert die orthodoxe Gemeinde. Es ist ein strenger Fastentag, ich bleibe meist bei Wasser, selten auch mal Tee. Für mich bedeutet das außerdem, dass ich an diesem Tag keine Medien nutze, also auf Fernsehen, Radio, CDs, Internet verzichte, dass ich mir bewusst mache, dass Christus schließlich auch für mich am Kreuz gehangen hat.
Ich überdenke am Karfreitag auch meinen Lebensstil, frage mich, ob das alles so läuft, wie ich mir das gedacht habe. Die Tatsache, dass jemand Anderes so viel Leid auf sich genommen hat, damit ich heute frei leben darf, ist eine Verantwortung, die ich mir eigentlich jeden Tag klarmachen sollte, nicht nur am Karfreitag.
Am Ostersonntag gehe ich nüchtern zur Liturgie. Das ist zwar keine Pflicht, hat sich in unserer Familientradition so eingebürgert, und da Religion in der orthodoxen Kirche immer auch aus dem gelebten Glauben besteht, habe ich das so beibehalten.
Wir haben natürlich auch Ostereier, auch Schokohasen und Schokoladeneier, die werden nach der Liturgie an die Kinder verteilt.
Zum Ende der Liturgie grüßt der Pope die Gemeinde mit den Worten:
Christus ist auferstanden.
Und die Gemeinde antwortet mit:
Wahrlich ist er auferstanden.
Das bleibt auch über das gesamte Osterfest der Gruß der orthodoxen Christen. Wer immer mich anruft, wen immer ich treffe, ich grüße mit den Worten: Christus ist auferstanden. Und bekomme immer zur Antwort: Wahrlich ist er auferstanden.
Noch einmal zum Selbstverständnis der orthodoxen Kirche: Natürlich kennt die orthodoxe Kirche Dogmen und formulierte Glaubenssätze. Aber sie glaubt auch, dass Gott und die Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus ein Mysterium ist, welches durch die menschliche Logik nicht erfassbar wird. Daher ist das Evangelium keine abstrakte Lehre, die man studieren kann. Der Fachbegriff hierfür lautet übrigens Aphopatismus, sprich: die Unaussprechlichkeit. Soll heißen, dass es unmöglich ist, irgendeine Aussage über Gott zu machen. Deshalb stützt sich der orthodoxe Glauben auch und vor allem auf die erlebte Erfahrung in den Kirchengemeinden, im Gottesdienst, in den Sakramenten und im Leben als orthodoxer Christ. Da kommen letztlich auch unsere Rituale her, an denen wir festhalten. Sie sind nicht dogmatisch, sie sind gelebt. Nur so kann ich wirklich erfahren, was Gott eigentlich in meinem Leben bedeutet.
svashtara - 20. Mai, 16:22
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