Das Kreuz mit dem Kreuz.
Im Zusammenhang mit dem Kermani-Eklat hat Christian einen sehr schönen Kommentar geschrieben, in dem er seinen Zugang zum Kreuz erläutert. Ich will daraus folgende Stelle zitieren, weil ich denke, dass sie die christliche Perspektive sehr gut wiedergibt und auch das Gnadenmoment dabei nicht ausspart:
"Und psychologisch beschreibt er [Kermani] nicht schlecht, was auch jeder Christ auf einer bestimmten Stufe seines Glaubens angesichts des Gekreuzigten empfinden mag: Auf den, der da onmächtig am Kreuz hängt, soll ich alle meine Hoffnung setzen?
Das Kreuz ist keine leichte Kost, und dennoch:
Treues Holz, vor allen Bäumen/ du an Ehren einzig reich; / Denn an Zweigen, Blüten, Früchten/ Ist im Wald kein Baum dir gleich. / Süßes Holz, o süße Nägel!/ Süße Last beschweret euch!
Bevor man jedoch in diesen Hymnus einstimmen kann, hat man ein Tal von Tränen und Bitterkeit durchwandert, und wer behauptet, er ist derselbe geblieben, dem glaube ich nicht. Härter gesagt: Angesichts des Kreuzes glaube nicht ich. Alles in mir sträubt sich dagegen, und dass ich nicht kapituliere, hängt eben nicht an mir."
"Und psychologisch beschreibt er [Kermani] nicht schlecht, was auch jeder Christ auf einer bestimmten Stufe seines Glaubens angesichts des Gekreuzigten empfinden mag: Auf den, der da onmächtig am Kreuz hängt, soll ich alle meine Hoffnung setzen?
Das Kreuz ist keine leichte Kost, und dennoch:
Treues Holz, vor allen Bäumen/ du an Ehren einzig reich; / Denn an Zweigen, Blüten, Früchten/ Ist im Wald kein Baum dir gleich. / Süßes Holz, o süße Nägel!/ Süße Last beschweret euch!
Bevor man jedoch in diesen Hymnus einstimmen kann, hat man ein Tal von Tränen und Bitterkeit durchwandert, und wer behauptet, er ist derselbe geblieben, dem glaube ich nicht. Härter gesagt: Angesichts des Kreuzes glaube nicht ich. Alles in mir sträubt sich dagegen, und dass ich nicht kapituliere, hängt eben nicht an mir."
ElsaLaska - 15. Mai, 20:27
Und überdies steht Kermani nicht für den "Islam", auch wenn er das Kreuz aus islamischer Perspektive ablehnt - was jedoch nichts Neues ist. Sein Text dürfte aber auch bei seinen Glaubensgenossen nicht nur auf Gegenliebe gestoßen sein. Darüber hinaus hat der Text von Kermani den Vorteil, lebendig von Gott zu sprechen, lebendig von dem, was ein Einzelner, aus einer islamischen Tradition heraus, angesichts des Kreuzes empfinden mag. Dieser Text ist frischer und lebendiger als das - sorry - was man von bestallten Berufschristen zu hören bekommt. Das mag theologisch korrekt sein - ist es aber nicht einmal immer -, aber dass man dadurch eine lebendige Vorstellung des LEBENDIGEN Gottes erhalten soll, das kann ich mir nicht vorstellen. Sorry.
Dass das Kreuz anstößig ist, hat schon Paulus beobachtet. Ärgernis und Torheit. Und Kermanis Einstellung spiegelt das wider. Mir ist das lieber - lieber als Gleichgültigkeit. Es verwirrt mich mehr wenn einen das Kreuz kalt lässt als wenn es ihn abstößt. Lau mag ich nicht.
Kurzum: Mir ist nicht einsichtig, was das Verhalten Lehmanns zu der von dir angestrebten Rechristianisierung Europas beigetragen haben soll. Erreicht wird diese kaum durch eine verstaubte Funktionärssprache, durch Formelkompromisse oder theologische Korrektheit. Wie über Gott sprechen? Die Frage der Mystiker. Wie über Gott sprechen, dass auch vielleicht andere davon angesteckt werden. Lieber aus einer echten Begeisterung Dinge sagen, die womöglich anstößig oder mißverständlich sind, als mich bei jedem Wort fragen, ob es dem Zensor gefällt.
Deshalb ist der Text für mich nach wie vor einfach gelungen. Ich halte ihn, unvoreingenommen gelesen, sogar für einen Gewinn für solche Menschen. Vielleicht hängt es halt einfach damit zusammen, dass der Glaube an das Kreuz für mich selbst auch sehr sehr spät in meinem Leben gekommen ist, mit ähnlichen Vorbehalten und Fragen, wie Kermani sie formuliert hat - ohne Mcp unterstellen zu wollen, er sei für ihn schon selbstverständlich geworden.