Elsa lacht.
Aus einem Artikel auf welt-online über die Kirche und Galilei. Paul Badde befragt Prof. Walter Brandmüller, emeritierter Ordinarius für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit in Augsburg und Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften im Vatikan.
Auf die Frage, ob sich die Kirche für die Verurteilung Galileis nun schämen muss:
"Die war wohl begründet. Der formale juristische Grund bestand darin, dass er die Druckerlaubnis für seinen "Dialogo" auf unlautere Weise erschlichen hat. Dadurch mussten die römischen Behörden sich an der Nase herum geführt fühlen. Und dann stand eben die Forderung des Heiligen Offiziums im Raum, Galilei möge doch seine Theorie über den Heliozentrismus als astronomische, physikalische Hypothese vertreten und eben nicht als exakte Beschreibung der kosmischen Realität. Genau damit hat die Heilige Inquisition damals aber schon den wissenschaftstheoretischen Standpunkt vorweg genommen, den die modernste theoretische Physik heute einnimmt - und nicht Galilei."
Auf die Frage, ob der Fall Galilei vielleicht Paralellen zur "Rehabilitation" von Bischof Williamson aufweise:
"Also erst einmal: Galilei bedurfte überhaupt keiner kanonischen Rehabilitation. Er hatte seine kanonische Strafe erhalten, die darin bestand, dass er sieben Bußpsalmen Woche für Woche rezitieren sollte (was dann aber seine Tochter, die eine Klosterfrau war, für ihn übernommen hat). Damit war der Fall erledigt. Eine Rehabilitation kam also gar nicht in Frage und musste nicht erfolgen. Und von einer Rehabilitation Williamsons ist ja einfach überhaupt kein Wort wahr. Erstens ist hier keine Rehabilitation erfolgt. Zweitens erst recht keine Rehabilitation eines Holocaust-Leugners. Es wurde nur die Exkommunikation wegen einer widerrechtlichen Bischofsweihe aufgehoben."
Auf die Frage, ob sich die Kirche für die Verurteilung Galileis nun schämen muss:
"Die war wohl begründet. Der formale juristische Grund bestand darin, dass er die Druckerlaubnis für seinen "Dialogo" auf unlautere Weise erschlichen hat. Dadurch mussten die römischen Behörden sich an der Nase herum geführt fühlen. Und dann stand eben die Forderung des Heiligen Offiziums im Raum, Galilei möge doch seine Theorie über den Heliozentrismus als astronomische, physikalische Hypothese vertreten und eben nicht als exakte Beschreibung der kosmischen Realität. Genau damit hat die Heilige Inquisition damals aber schon den wissenschaftstheoretischen Standpunkt vorweg genommen, den die modernste theoretische Physik heute einnimmt - und nicht Galilei."
Auf die Frage, ob der Fall Galilei vielleicht Paralellen zur "Rehabilitation" von Bischof Williamson aufweise:
"Also erst einmal: Galilei bedurfte überhaupt keiner kanonischen Rehabilitation. Er hatte seine kanonische Strafe erhalten, die darin bestand, dass er sieben Bußpsalmen Woche für Woche rezitieren sollte (was dann aber seine Tochter, die eine Klosterfrau war, für ihn übernommen hat). Damit war der Fall erledigt. Eine Rehabilitation kam also gar nicht in Frage und musste nicht erfolgen. Und von einer Rehabilitation Williamsons ist ja einfach überhaupt kein Wort wahr. Erstens ist hier keine Rehabilitation erfolgt. Zweitens erst recht keine Rehabilitation eines Holocaust-Leugners. Es wurde nur die Exkommunikation wegen einer widerrechtlichen Bischofsweihe aufgehoben."
ElsaLaska - 4. Jun, 18:39
Ach ja, Galilei...
Der Satz: "Genau damit hat die Heilige Inquisition damals aber schon den wissenschaftstheoretischen Standpunkt vorweg genommen, den die modernste theoretische Physik heute einnimmt - und nicht Galilei" ist dann noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. So habe ich das nie betrachtet, aber es stimmt natürlich!
Endlich kriegt diese Realität mal etwas mehr Öffentlichkeit!
P.S.: Die Williamson-Parallele: LOL!!!
Diktatur des Relativismus
Ich habe ihn anders verstanden.
So habe ich es jedenfalls aufgefasst.
Abweichende Meinungen als unkatholisch zu brandmarken ist genauso unkatholisch wie die Maßlosigkeit im Urteil eines Haudrauf und Schlagetot.
Ja, es ist Quatsch ...
Feyerabend würde seine These nicht wiedererkennen. Er hat nämlich keineswegs die damalige Kirche gegen Gallileo verteidigt, sondern vielmehr gesagt, auf der Basis der streng wissenschaftlichen Methode wie sie bis heute geübt wird hätte die Kirche Gallileo zu recht verurteilt. Feyerabend dagegen spricht sich für einen Methoden und Ansatzpluralismus aus, in dem das kreative Genie eine viel größere Freiheit hat. Als solches Genie führt er Gallileo an.
Die Idee, daß wissenschaftliche Erkenntnisse nur Theorien seien, nur Modelle, kommt nicht von Feyerabend sondern wird vor ihm mindestens schon von Popper und Kuhn vertreten. Aber, wie wir hier sehen, auch im 16. und 17. Jahrhunderte wußte man das schon.
Mit Relativismus hat beides nichts zu tun.
Johannes Paul II. hat auch nicht für Gallileo "um Vergebung gebeten" (wen denn überhaupt? die Betroffenen sind alle tot). Er hat das damalige Urteil aufgehoben - und dies war leider die letzte Konsequenz aus der im 18. Jahrhunderte zusammengelogenen Gallileo-Legende. Ich an seiner Stelle hätte es nicht getan.
Gallileo war nur insofern ein Einzelfall, als solche Fälle ohnehin selten waren (der andere bezog sich auf einen Scharlatan namens Bruno) und Gallileo widerrufen hat.