Weiter Wirbel um die sogenannte Reform der Reform.
Nachdem der Inhalt der "propositiones", der Vorschläge der Liturgiekongregation für mehr Heiligkeit in der Liturgie, zuerst gemeldet auf dem Blog des italienischen vaticanista Andrea Tornielli, für Furore gesorgt hatte, kam eine merkwürdige Dementi-Meldung via Radio Vatican. Merkwürdig deswegen, weil sie zwei Tage später, also relativ prompt erfolgte, und lediglich aus der lapidaren Äußerung bestand:
"Im Augenblick gibt es keine Pläne für Änderungen der liturgischen Bücher, die zurzeit verwendet werden. Das gab der Vizedirektor des vatikanischen Pressesaals, Pater Ciro Benedettini, an diesem Montag bekannt. Damit weist er Spekulationen von italienischen Medien zurück, die am Wochenende über angebliche Reformen der gegenwärtigen Liturgiepraxis sprachen."
Jetzt bin ich noch nicht allzulange katholisch, und auch keine vaticanista, jedenfalls keine berühmte*gg*, aber eines hatte ich bislang, wenn es um Fragen der Liturgie ging, verstanden: Der liturgischen Praxis des ordentlichen Ritus mangelt es zuweilen - manche würden sagen öfter - an Sakralität. Ein unguter Zustand, ungefähr so ungut, wie wenn es einem Rührei an Eiern mangelte, einem Steak an Rindfleisch, einem Volksfest an Volk, einer Sanduhr an Sand - das macht Spaß, aber ich hör jetzt besser auf - also: und so weiter.
Liturgie, das Wort bedeutet "öffentlicher Dienst", meint ja schließlich nicht öffentlicher Dienst des Volkes am Volk, sondern Dienst des Volkes an GOTT. Praktisch seit die Menschheit an Götter bzw. den einen Gott glaubt, also sagen wir mal, seit rund 5000 Jahren und länger, verband man die Vorstellung seiner Gegenwart mit Heiligkeit. Diese Vorstellung von Heiligkeit drückte sich u.a. auch dadurch aus, dass man heilige Räume und heilige Zeiten bestimmte. Das war nicht nur Selbstzweck, denn die Menschen stellten fest, dass sie innerhalb dieser Räume und an diesen Zeiten näher zu Gott hin gelangen, die Gotteserfahrung begünstigen konnten. Menschen aller Zeitalter und Glaubensrichtungen war dies so selbstverständlich, dass es kaum der Rede wert war. Selbst einem Atheisten leuchtet unmittelbar ein, dass es in einem Gottesdienst um Gott gehen sollte und nicht ums Skateboardfahren. Und weil wir mindestens so schlau sind wie Otto Normalatheist, gibt es bei uns eine Liturgiekongregation. Diese Kongregation hat neulich gemeint, es könne doch ganz sinnvoll sein, wieder etwas die Heiligkeit im Gottesdienst in den Vordergrund zu stellen und konkrete Vorschläge gemacht.
Vorschläge, die nicht etwa auf eine komplette Neuordnung gründen, sondern schön restaurativ, wie wir das von der Kirche gewohnt sind, auf die Stärkung des bereits Bestehenden fußen. Über den Vorschlag, mehr Latein in der Liturgie zu verwenden, kann sich nur jemand verwundern, der nicht weiß, dass Latein als liturgische Sprache gar nie abgeschafft worden ist - also protestantische Ökumenebeauftragte wie Clemens Bittlinger zum Beispiel. Wer nicht einsieht, dass kniende Mundkommunion den sakralen Moment der Austeilung und des Empfangs der Kommunion befördern könnte, immerhin das zentrale Moment des katholischen Gottesdienstes, sollte einmal zu einem Gottesdienst gehen, in dem dies praktiziert wird und sich so aufstellen, dass er das Ganze mitverfolgen kann. Wem sich dennoch die Haare dabei sträuben, der sollte einmal miterleben dürfen, wie die sonst übliche Austeilung im Stehen auf die Hand unterbrochen werden muss, weil der Priester in voller Gewandung und mit roten Wangen einem Kommunikanten hinterherhechtet, der das Allerheiligste mit in die Bank nehmen wollte oder zerstreut in die Hosentasche gesteckt hat. Da sträuben sich mir dann nämlich die Haare. Ich kann aber sozusagen nichts dafür. Schuld haben meine Besuche der Stillen Anbetung vor der Konversion, in denen ich mich mühte, den Glauben an die Realpräsenz zu erlangen. Jetzt habe ich den Salat.
Aber zurück zum Thema. Tornielli verteidigt jetzt ein bisschen seine Meldung über die propositiones der Kongregation gegenüber dem Dementi von Radio Vatikan, auf Englisch hier bei Rorate Caeli. Nur gibt es da nichts zu verteidigen, aus meiner Sicht, weil Tornielli ja nie behauptet hat, dass sofort und stantepede alles neu und ganz anders werden soll in der Liturgie. Wer bisher mit wachen Augen und offenen Ohren verfolgt hat, was unser Hl. Vater so tut und lässt in seinen Messzelebrationen, der brauchte kein vaticanista sein, um zu sehen, dass Benedikt wieder zur knienden Mundkommunion ermutigen möchte und die Zelebrationsrichtung versus deum (hin zu Gott, und nicht etwa: Rücken zum Volk) auch immer mal wieder selbst eingenommen hat. Von einem Mann, der mehr über Liturgie weiß als ich, habe ich genau dies zu erwarten. Wenn es ein Problem in der katholischen Kirche in Deutschland gibt, dann ist es nicht Vaticanum II, die Ökumene, Richard Williamson oder die Piusbruderschaft - es ist vielmehr das Problem, dass jetzt, im bald fünften Jahr dieses Pontifikates, immer noch zu wenig auf das gehört und geachtet wird, was der Hl. Vater uns im Glauben vorleben möchte. Wir sollten das aber dringend tun, und wenn schon nicht aus dem Grund, dass er unser Papst ist, dann vielleicht aus dem einfachen Grund, dass dieser Mann vermutlich mehr über Gott weiß als wir alle zusammen mitsamt dem Dalai Lama ...
:-)
"Im Augenblick gibt es keine Pläne für Änderungen der liturgischen Bücher, die zurzeit verwendet werden. Das gab der Vizedirektor des vatikanischen Pressesaals, Pater Ciro Benedettini, an diesem Montag bekannt. Damit weist er Spekulationen von italienischen Medien zurück, die am Wochenende über angebliche Reformen der gegenwärtigen Liturgiepraxis sprachen."
Jetzt bin ich noch nicht allzulange katholisch, und auch keine vaticanista, jedenfalls keine berühmte*gg*, aber eines hatte ich bislang, wenn es um Fragen der Liturgie ging, verstanden: Der liturgischen Praxis des ordentlichen Ritus mangelt es zuweilen - manche würden sagen öfter - an Sakralität. Ein unguter Zustand, ungefähr so ungut, wie wenn es einem Rührei an Eiern mangelte, einem Steak an Rindfleisch, einem Volksfest an Volk, einer Sanduhr an Sand - das macht Spaß, aber ich hör jetzt besser auf - also: und so weiter.
Liturgie, das Wort bedeutet "öffentlicher Dienst", meint ja schließlich nicht öffentlicher Dienst des Volkes am Volk, sondern Dienst des Volkes an GOTT. Praktisch seit die Menschheit an Götter bzw. den einen Gott glaubt, also sagen wir mal, seit rund 5000 Jahren und länger, verband man die Vorstellung seiner Gegenwart mit Heiligkeit. Diese Vorstellung von Heiligkeit drückte sich u.a. auch dadurch aus, dass man heilige Räume und heilige Zeiten bestimmte. Das war nicht nur Selbstzweck, denn die Menschen stellten fest, dass sie innerhalb dieser Räume und an diesen Zeiten näher zu Gott hin gelangen, die Gotteserfahrung begünstigen konnten. Menschen aller Zeitalter und Glaubensrichtungen war dies so selbstverständlich, dass es kaum der Rede wert war. Selbst einem Atheisten leuchtet unmittelbar ein, dass es in einem Gottesdienst um Gott gehen sollte und nicht ums Skateboardfahren. Und weil wir mindestens so schlau sind wie Otto Normalatheist, gibt es bei uns eine Liturgiekongregation. Diese Kongregation hat neulich gemeint, es könne doch ganz sinnvoll sein, wieder etwas die Heiligkeit im Gottesdienst in den Vordergrund zu stellen und konkrete Vorschläge gemacht.
Vorschläge, die nicht etwa auf eine komplette Neuordnung gründen, sondern schön restaurativ, wie wir das von der Kirche gewohnt sind, auf die Stärkung des bereits Bestehenden fußen. Über den Vorschlag, mehr Latein in der Liturgie zu verwenden, kann sich nur jemand verwundern, der nicht weiß, dass Latein als liturgische Sprache gar nie abgeschafft worden ist - also protestantische Ökumenebeauftragte wie Clemens Bittlinger zum Beispiel. Wer nicht einsieht, dass kniende Mundkommunion den sakralen Moment der Austeilung und des Empfangs der Kommunion befördern könnte, immerhin das zentrale Moment des katholischen Gottesdienstes, sollte einmal zu einem Gottesdienst gehen, in dem dies praktiziert wird und sich so aufstellen, dass er das Ganze mitverfolgen kann. Wem sich dennoch die Haare dabei sträuben, der sollte einmal miterleben dürfen, wie die sonst übliche Austeilung im Stehen auf die Hand unterbrochen werden muss, weil der Priester in voller Gewandung und mit roten Wangen einem Kommunikanten hinterherhechtet, der das Allerheiligste mit in die Bank nehmen wollte oder zerstreut in die Hosentasche gesteckt hat. Da sträuben sich mir dann nämlich die Haare. Ich kann aber sozusagen nichts dafür. Schuld haben meine Besuche der Stillen Anbetung vor der Konversion, in denen ich mich mühte, den Glauben an die Realpräsenz zu erlangen. Jetzt habe ich den Salat.
Aber zurück zum Thema. Tornielli verteidigt jetzt ein bisschen seine Meldung über die propositiones der Kongregation gegenüber dem Dementi von Radio Vatikan, auf Englisch hier bei Rorate Caeli. Nur gibt es da nichts zu verteidigen, aus meiner Sicht, weil Tornielli ja nie behauptet hat, dass sofort und stantepede alles neu und ganz anders werden soll in der Liturgie. Wer bisher mit wachen Augen und offenen Ohren verfolgt hat, was unser Hl. Vater so tut und lässt in seinen Messzelebrationen, der brauchte kein vaticanista sein, um zu sehen, dass Benedikt wieder zur knienden Mundkommunion ermutigen möchte und die Zelebrationsrichtung versus deum (hin zu Gott, und nicht etwa: Rücken zum Volk) auch immer mal wieder selbst eingenommen hat. Von einem Mann, der mehr über Liturgie weiß als ich, habe ich genau dies zu erwarten. Wenn es ein Problem in der katholischen Kirche in Deutschland gibt, dann ist es nicht Vaticanum II, die Ökumene, Richard Williamson oder die Piusbruderschaft - es ist vielmehr das Problem, dass jetzt, im bald fünften Jahr dieses Pontifikates, immer noch zu wenig auf das gehört und geachtet wird, was der Hl. Vater uns im Glauben vorleben möchte. Wir sollten das aber dringend tun, und wenn schon nicht aus dem Grund, dass er unser Papst ist, dann vielleicht aus dem einfachen Grund, dass dieser Mann vermutlich mehr über Gott weiß als wir alle zusammen mitsamt dem Dalai Lama ...
:-)
ElsaLaska - 29. Aug, 20:48
Ein "Dementi" zur Erhaltung der Gesundheit
ich bin zwar auch nur ein Laie, der sich aber seit seiner Jugend für Liturgie interessiert. Die in der ursprünglichen Meldung von Tornielli läßt sich meiner laienhaften Kenntnis nach ohne Änderung der Bücher durchführen. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es in den Rubriken des Meßbuchs, daß von Paul VI promulgiert wurde, eh eine Anweisung an den Zelebranten, sich an einer Stelle zum Volk umzudrehen, als er am Altar steht. Daraus läßt sich ableiten, daß nicht zwingend davon ausgegangen wurde, daß die Messe zum Volk hin gewendet gefeiert werden solle, obwohl dies eine beliebte Mär ist über das Vaticanum II und die nachfolgenden Änderungen in der Liturgie. Das Latein und die Gregorianik sind zentrale Forderungen des Dokumentes Sacrosanctum Consilium, also bräuchte man dafür die Bücher auch nicht zu ändern. Und wir sind ja alle für die Umsetzung der Konzilsdokumente, oder? ;-) Da sich das sog. Dementi nur auf die Änderung der Bücher kapriziert, scheint mir das ganze eher eine Beruhigungsmaßnahme zu sein um nicht durch die hohe Frequenz von Schicksalsschlägen (Motu Proprio, Kritik S.H. an den eilends entworfenen “Ausführungsbestimmungen“, Ausrufung des Priesterjahres etc. etc. ) den einen oder anderen Oberhirten in einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu treiben. Würden zu viele Bischofssitze auf einmal frei, wäre ja die Kongregation für die Bischöfe überfordert die notwendigen Recherchen zeitgemäß fertigzustellen.
Notwendig wäre imho eine Änderung der Katechese. Eine Unterrichtung der Kinder durch die Eltern über essentielles Wissen über Liturgie, den Glauben etc, kann nicht mehr vorausgesetzt werden. Ebenso wäre zu prüfen, in wie weit der schulische Religionsunterricht dies zu leisten vermag. Denn zur Vermittlung von Gebeten, gehört mE nicht nur das Vorsagen und Abfragen von Gebeten wie dem Pater Noster und dem Credo, sondern auch der vorgelebte Vollzug, also das für das Kind erfahrbare Beten und Glauben des Lehrenden. Dafür ist die Schule ein denkbar ungeeigneter Ort. Aus meinem Erfahrungsumfeld heraus kann ich nur sagen, daß die katechetischen Bemühungen wie die „Christenlehre“ o.ä. wohl weitgehend um Vat. II eingestellt wurden. Übrig geblieben sind die Erstkommunion- und Firmvorbereitung, die auf Laienkatecheten verlagert wurde und die Erwachsenenbildung mit ihrer eigenen Dynamik. Anstatt nicht mehr verstandene Symbole aus dem praktischen Vollzug der Liturgie zu streichen, sollte man wieder deren Inhalt lehren. Dies hat natürlich den interessanten Nebeneffekt, daß man aus der Art und Weise des Vermittelns dieser Inhalte dann auch die Glaubensdefizite der Lehrenden besser erkennen kann. Wenn ein hauptamtlicher Katechet dabei erlebt wird, wie er bei jeder Zeile oder Geste Umdeutungen vornimmt um sie sog. zeitgemäß zu erläutern, der entlarvt sich dann wohlmöglich als nicht mehr im katholischen Glauben stehend. Denn wie sagte Johann Adam Möhler so schön:
Die Kirche soll für das Reich Gottes erziehen, welches auf bestimmten Tatsachen und Wahrheiten beruht, die ewig unveränderlich sind! Eine Kirche also, die keine solchen unveränderlichen Positionen kennt, gleicht einem Lehrer, der nicht wüßte, was er lehren soll.
Herzliche Grüße
Marcus, der mit dem C
Lieber Marcus mit c,
Aber wie soll das konkret aussehen? Ich meine, die meisten Menschen interessieren sich nicht besonders für die Kirche und den Glauben, pflegen dazu einen Sack Vorurteile und tun so, als säße Alexander VI. noch auf dem Heiligen Stuhl. :-)
Wer soll denn also all die Angebote für gute Katechesen überhaupt besuchen?
(Die Frage ist ganz sachlich gemeint u. soll keinesfalls provozieren- ich mache mir darüber oft Gedanken)
LG
Elsa
Ein Ansatz
entschuldige meine lange Antwortzeit, aber Kopfschmerzen sind dem Denkprozeß abträglich, wie ich mal wieder feststellen durfte.
In der Politik liebt man den >>großen Wurf<<. In der jetzigen Situation hielte ich ein aktivistisches Überangebot an Katechese für falsch. Lieber viele kleine Schritte, die einen Weg weisen, als große Schritte ohne Richtung außer auf die Nase, wenn man pluralistisch nach dem Weg gesucht hat, und die Beine sich dabei verheddern. Anstatt unter eifriger Bemühung des Gleichnisses vom guten Hirten, der die Herde Herde sein läßt um ein verirrtes Schaf zu suchen, eine Vielzahl von Veranstaltungen anzubieten, die vortrefflich auf die Anliegen kirchenferner Menschen abgestimmt ist, aber die Besucher der Katechese mit überwältigender Mehrheit zu den regelmäßigen Kirchgängern gehört, sollte man überraschenderweise mal bei den Kirchgängern anfangen. Auch wenn ich in der Blogozese kritische Stimmen über Predigten über Liturgie und ausdeutende Riten gelesen habe, die unter günstigen Rahmenbedingungen durchaus recht haben mögen, so denke ich, daß sich in vielen Fällen von Pfarrgemeinden, das Wissen um die Liturgie nicht zu sondern abgenommen hat, da eben jene Überlieferung, warum etwas auf jene Weise getan wird, nicht mehr vermittelt wird. Als Beispiele möchte ich nur kurz anreißen, wie ureigenste Texte der ecclesia, der Gemeinde, verstümmelt und verdeckt in Form von Liedern (Gloria, Credo) absolviert werden, oder ein Willkommensruf (Kyrie) zum Buß- und Seelenbereitungsersatz unter möglichst erfolgender Ausklammerung der Worte Schuld, Sünde und Buße mutierte. Die eigentliche Seelenbereitung für den Gottesdienst, das Confiteor entfällt meiner Erfahrung nach meistens, außer an vereinzelten Wochentagen, wenn dem Zelebranten keine sechs passenden Kyrialinjurien einfallen. Ebenso ist die Pax, von ihrem eigentlichen Inhalt, dem gegenseitigen Wunsche, daß der Empfänger im Frieden mit Gott das Allerheiligste empfangen möge, zu einem friedensbewegten Marathon bei dem es Goldmedaillen für die längste Interruption des Meßverlaufs zu geben scheint. Eine Predigtreihe über den eigentlichen Sinn mancher dieser Dinge verbunden mit einem Griff in den Altpapierbehälter, um die Instruktion Redemptionis sacramentum wieder auszugraben und den pfarrherrlichen oder übergeordneten Stempel DOA abzuschaben, verbunden mit einer sukzessiven Abkehr von eingerissenen liturgischen Mißbräuchen könnte hier für die aktive Gemeinde hilfreich sein. Es wäre auch eine erfrischende Abwechslung von den oft üblichen Schema F Predigten, die aus Gedicht/Vers/Geschichte, Sitz im Leben - Analyse des vorgetragenen und einem irgendwie und sei es mit Gewalt hergestellten Bezug zum Tagesevangelium, hilfsweise –lesung, an die sich die Zuhörer möglicherweise sogar noch am nächsten Sonntag erinnern, wenn der thematisierte liturgische Part stattfindet. Sollte dies von dem Zelebranten ernsthaft um glaubwürdig betrieben werden, dann sollte sich mit der Zeit das Verständnis der Kirchenbesucher deutlich verbessern und damit die Vorfreude auf den nächsten Gottesdienst. Gerät ein der Kirche Fernstehender dann in solch einen Gottesdienst, dann merkt er, daß die Meßbesucher, einer innere participatio actuosa haben, und interessiert sich vielleicht auch dafür, warum die Leute nicht gelangweilt in den Bänken hängen. Ebenso wird ein Kirchgänger, wenn er sich innerlich auf die nächste Messe freut, bessere Chancen haben, jemanden einzuladen, doch mal mitzugehen, zum einen, weil die Freude in ihm oder ihr spürbar ist, zum anderen, weil man in der Lage ist, bestimmt zu erklären, was passiert, anstatt einer ellenlangen Liste von Oder-Aufzählungen der liturgischen Eigenkreationen des Zelebranten. Mit Interesse habe ich die Berichte anderer Blogger gelesen, die von Erleichterung der Ministranten, daß kein Kinder-/Familiengottesdienst ist, bis zur nötigen Bestechung mit Bier, damit die Ministranten nicht desertieren, weil ein solcher angesetzt ist. Meiner persönlichen Erfahrung nach, gibt es eine ganze Reihe von Kirchgängern, die nach ihrer Firmung nicht mehr in der Kirche gesehen waren bis zur feierlichen Hochzeit, die erst als sie eigene Kinder haben, wieder regelmäßiger in die Kirche gehen, zu eben jenen Familiengottesdiensten. Leider sind diese Menschen auf dem Stand der Kinder und maximal Jugendgottesdienste stehen geblieben, und können mit einer Messe, in der üblichen Gestaltungs(miß)bräuche fehlen, nichts anfangen. Leider findet oft keine Heranführung an die eigentliche Liturgie statt, sondern ein generelles Absenken des Niveaus.
Einer solcherart belebten Gemeinde kann man dann auch den ungewöhnlichen Gedanken näherbringen, daß es auch noch andere Gottesdienstformen als die heilige Messe gibt und das die Kirche auch noch andere Dinge zu vermitteln hat als die allsonntägliche Reflektion des treffenden Evangeliums. Hierzu könnte man zum Beispiel aus dem versiegelten Giftschrank den Katechismus der Katholischen Kirche herauskramen, nein, ich meine hier ausdrücklich nicht den holländischen, sondern den offiziellen des Vatikans. Vielfach scheint die Meinung vorzuherrschen, daß die Attraktion kirchenferner Christen alleine die Aufgabe des Priesters sei, insbesondere unter Verdrängung >>kontroverser<< Themen. Dem ist meiner Meinung nach nicht so. Es ist Aufgabe aller aktiven Kirchenbesucher, jene die auf der Suche sind eine Einladung auszusprechen. Diese Einladung wird dann eher Erfolg haben, wenn der Einladende glaubwürdig das vertritt wozu er einlädt. Ich habe einmal einem Kaplan in einer Diskussion um Jungendpastoral gesagt, nachdem er meinte, wir müßten die Kirchentüren öffnen für die, die draußen stehen, daß daran nichts auszusetzen sei, wenn man damit meinen würde, man öffnet die Kirchentüren und lädt in der frischgeputzten Kirche die Leute zum Hereinkommen ein, aber nicht, daß man die aus der Kirche rennt, um die Leute einzuladen und dabei den Rückweg zur Kirche vergißt. Aber genau das scheint der Fall zu sein, daß viele Priester, das höchste Lehramt und die liturgischen Vorschriften als Hindernis für ihre Pastoral sehen. In der Wirtschaft würde man sagen, das >>Unternehmen Kirche<< hat ein corporate identity Problem. Die >>Konzernleitung<< gibt etwas vor, was schon auf der Ebene des mittleren Managements verändert wird und an der Basis ein guter Prozentsatz unter Beibehaltung des Markennamens die Produkte der Konkurrenz auf dem >>spiritual consumer market<< feilbieten. In der Wirtschaft gäbe es hierzu das Regulativ des Controllings/Revision/Qualitätssicherung. In der Kirche gibt es ähnliches mit einigen Eigentümlichkeiten. Meiner Kenntnis nach, haben die Bischöfe in der deutschen Bischofskonferenz das Privileg, daß sie selbst bei ihren Amtsbrüdern die Visitation durchführen, anstatt ein römischer Legatus a latere. Das bedeutet, aus einer vertikalen Kontrolle wird plötzliche eine horizontale. Ebenso in den Diözesen. Es ist Aufgabe des Dekans eines Dekanates, die bischöfliche Visitation vorzubereiten, was in der Praxis bedeutet, daß er einen Großteil der Kontrollen übernimmt, da der Bischof/Weihbischof in der kurzen Zeit dies gar nicht leisten kann, neben der allfälligen Firmspendung und den Gesprächen mit Haupt-/Neben- und Ehrenamtlichen etc. etc. Aber was ist ein Dekan? Ein von eben jenen gewählter Amtsbruder, deren Pfarreien visitiert werden. Wiederum eine Verschiebung von vertikaler Kontrolle hin zur horizontalen Kontrolle. In der Wirtschaft funktioniert horizontale Kontrolle unter bestimmten Voraussetzungen, wenn nämlich aufgrund der herrschenden innerbetrieblichen Konkurrenz der daraus folgende Eigennutz höher ist als Interesse niemanden ans Schienbein zu treten. Wenn allerdings im ganzen Laden geschludert wird, dann versagt die horizontale Kontrolle jedesmal, da jeder ein Interesse daran hat bei der Kontrolle nichts zu entdecken, auf das man bei ihm auch nicht so genau hinschaue. Von daher halte ich den Erkenntnisgewinn der kirchlichen Visitationen über liturgische Fehlleistungen und Abweichung von der Umsetzung lehramtlicher Vorgaben für denkbar gering. Das Echo davon ist auch in der Blogozese zu finden, wenn dort Erfahrungsberichte veröffentlicht werden, was passiert, wenn man diverse liturgische >>Eigenheiten<< eines Zelebranten thematisiert sowohl ihm gegenüber als auch Vorgesetzten. Ein Verfechter der Gegenseite hat dies als >>Kasi<< diskreditiert und seine nicht mehr erfolgende Veröffentlichung von Eigenkreationen mit einem Zitat von Hans Küng garniert, der ja wie man weiß dem kirchlichen Lehramt denkbar fern steht. Es wird also als moralisch verachtungswürdig hingestellt, wenn man den Etikettenschwindel beim Namen nennt. In einem Wirtschaftsunternehmen würde eine derartige Abweichung von den Vorgaben der Leitung zur fristlosen Kündigung und gegebenenfalls zu einer Anklage wegen Veruntreuung führen. In der Kirche traut man sich nicht einmal alle diejenigen zu exkommunizieren, die gewerblich mit der Verunglimpfung des Lehramtes und der Leugnung von dogmatischen Inhalten bzw. Verbreitung eigener dem Lehramt widersprechender dogmatischen Ansätze ihr Geld verdienen. Schlußendlich führt auch dies zu einer Unglaubwürdigkeit von Verkündigung, wenn grundsätzliche Inhalte der Glaubenslehre von der persönlichen Neigung des Verkündenden abhängen und man sich fragt, wenn man verschiedene Predigten/Katechesen/Aussagen von Hauptamtlichen Kirchenmitarbeitern vergleicht, ob diese alle der gleichen Kirche angehören, oder ob es ein Potpourri aus freikirchlichen Verkündigungen ist.
Herzliche Grüße
Dein Marcus, der mit dem C
P.S.: Wie üblich etwas länglich geraten :-)
*ächzt nochmal*
Es war eine ältere Dame.
Ob jetzt ein inneres Bedürfnis da ist, es zu sprechen oder nicht, ich verstehe tatsächlich nicht, warum es gemeinhin liturgisch einfach übergangen wird. Was ist denn so schlimm am Confiteor, dass man sich die Zeit dafür nicht nehmen möchte?
Confiteor etc.
Unter Nummer 376 überschrieben mit den Worten Lateinische Akklamationen und Gesänge heißt es als erstes: nach der ersten Lesung! In einer lateinischen Messe scheint es keine Beteiligung der Gemeinde vor dem Ende der ersten Lesung zu geben, also auch kein Confiteor. Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, daß es Priester gibt, die die Verwendung von GL 403+404 als alleinige Rechtfertigung betrachten eine Messe als >>lateinisches Choralamt<< zu betrachten.
Deine Kurzformel meiner Aussage unterschreibe ich gerne, auch wenn ich sicherheitshalber betonen möchte, daß ich nichts gegen die Einladung/Mission von Menschen, die sich der Kirche entfremdet haben/ihr nicht begegnet sind habe. Doch bin ich der Meinung, man muß sich der eigenen Position im Klaren sein, wenn man dies tut und nicht >>pastorale Zwänge<< vorschieben, wenn man die Lehren der Kirche über Bord wirft, an die man selbst nicht glaubt.
Auch Dein Beispiel mit der alten Dame finde ich treffend, denn es stimmt mit meiner Erfahrung überein. Viele ältere Leute, die vorkonziliar ihren Glauben gefestigt haben, haben meines Erachtens die Umbrüche während und nach Vaticanum II mitgemacht, weil sie sich dachten, wenn es von oben kommt wird es schon richtig sein, auch wenn ein vorsichtiges Nachfragen offenbart, daß sie manchen alten nachtrauern. Mit großem Interesse habe ich beobachtet, daß die letzten beiden Kapläne wohl nicht mehr so modern wie beabsichtigt waren und den Pfarrer nötigten an Hochfesten die auf einen Werktag treffen, diese auch dort zu feiern und nicht auf den Sonntag zu verlegen.
:-)
Bitte sieh mir nach, wenn ich als Neukatholikin
Ich gehe ähnlich weit oder sogar weiter als du in deinem letzten Abschnitt. Ich sage: Es gibt, vielleicht vornehmlich ältere Messbesucher, die gewissen Tinnef (bitte nicht abwertend auf die Hl. Messe insgesamt verstehen, sondern auf Weglassungen oder Hinzufügungen, die nicht i. O. sind) eigentlich nur aus reiner Demut und reinem Gehorsam mitmachen.
Die Perlen der Kirche, eigentlich. Beständig, treu, guten Willens - nie erlaubten sie sich, extra ein Blog aufzumachen um das Fehlen des geliebten Confiteor haareraufend und wortreich zu beklagen *gg*, und soweiter.
Ja.
Oder?