Dumm, saudumm, Brigitte.
Ich war heute drei Stunden lang beim Zahnarzt. Man hat es gut mit mir gemeint, und mir in den Behandlungspausen die neue "Brigitte" in den Schoß gelegt. Darin findet sich der Artikel "Die katholische Kirche und die Frauen: Chronik eines Skandals". Im Editorial wurde angekündigt, die Journalistin habe sich zwei Wochen lang (!) in das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Frauen vertieft. Aktueller Aufhänger natürlich Filmstart von "Die Päpstin".
Ich würde jetzt gerne fundierter auf die großartige Rechercheleistung der Kollegin eingehen, aber der Artikel ist nicht online, ich kann mich nicht entschließen, die Brigitte zu kaufen und nach der Lektüre von zwei Absätzen habe ich freiwillig auf den Rest verzichtet. Ich brauchte meine emotionale Ausgeglichenheit, um die Behandlung zu überstehen.
Der Artikel arbeitet mit Schlaglichtern. Das erste schildert die Situation einer engagierten katholischen Nonne in irgendeinem afrikanischen Staat, die entgegen der Kirchengebote zusammen mit einem Arzt hinausgeht in die Slums, um Prostituierte mit dringend benötigten Kondomen zu versorgen. Eine mutige Tat. Wir erfahren als nächstes, dass AIDS insbesondere deshalb in Afrika um sich greift, weil HIV-positive Männer gesunde Frauen vergewaltigen. Trotz meiner eingeschränkten geistigen Verfassung musste ich konstatieren, dass ich schon intelligentere Polemiken gelesen habe, die sich nicht im nächsten Satz gleich selbst ins Bein schießen. Wenn die Ausbreitung von AIDS wirklich zu einem großen Teil mit diesen Vergewaltigungen zusammenhängt, wird es wohl schwierig werden, auch für eine katholische Nonne, den Vergewaltigern zu erklären, sie sollten doch bitteschön ein Kondom benutzen. Aber ist egal, denn darum geht es nicht. Es geht darum, dass die Nonne später noch von ihren üblen repressiven MÄNNLICHEN Oberen diszipliniert werden wird.
Nächstes Schlaglicht: Ort und Zeit hab ich vergessen, etwa so: Köln, 1590. Szenische Schilderung einer der Hexerei angeklagten Hebamme, wie sie auf irgendeinem Schandkarren steht, in Ketten, Büßerhemd, der Pöbel tobt. Die katholische Kirche verbrannte Hebammen! Beweis: Der Hexenhammer des Dominikanerpaters Heinrich Kramer. Selbst in zwei Wochen Recherchezeit war offenbar nicht herauszufinden, dass das maßgebliche Werk GEGEN die Hexenverbrennung von einem Jesuitenpater geschrieben worden ist - und die Hexenverbrennung mehrheitlich eine Spezialität der Protestanten war, die sich dabei auch nicht auf Hebammen beschränkten.
Was mir die "Brigitte" sonst noch erklären wollte im Zusammenhang mit dem Thema "2000 Jahre lang Unterdrückung der Frau durch die katholische Kirche", habe ich mir einfach geschenkt. Warum? Weil ich selbst mit fünf Betäubungsspritzen und drei Stunden Zahnschmerzen einen intelligenteren Artikel über einen x-beliebigen "Kirchen-Skandal" hinbringen würde als eine nichtkatholische Journalistin, die zwei Wochen lang recherchieren musste.
Ich könnte sogar eine intelligentere Replik als diese hinbringen, wenn, ja wenn ich mir das neue Heft gekauft hätte. Vielleicht nehme ich aber lieber das Geld für ein Brigitte-Abo und spende es an eine Organisation, die afrikanische Prostituierte nicht mit Kondomen abspeist, sondern ihnen hilft, aus Armut, Erniedrigung und Würdelosigkeit herauszukommen, sie stark macht, damit sie nicht mehr auf Männer angewiesen sind. Die, das vermute ich mal so ganz ohne wochenlange Recherche, sich sowieso höchstwahrscheinlich weigern, Kondome bei einer Prostituierten, für die sie bezahlt haben, zu benutzen.
Und @Brigitte: Die richtig krude Chose, die Hexenverbrennung nämlich, die findet auch heute noch statt. Und zwar in Afrika. Die katholische Kirche kämpft dagegen an.
Rührt euch also euren angeblichen "Skandal" in den Bifidus-Kefir-Birne-Lychee-Smoothie.
Ich würde jetzt gerne fundierter auf die großartige Rechercheleistung der Kollegin eingehen, aber der Artikel ist nicht online, ich kann mich nicht entschließen, die Brigitte zu kaufen und nach der Lektüre von zwei Absätzen habe ich freiwillig auf den Rest verzichtet. Ich brauchte meine emotionale Ausgeglichenheit, um die Behandlung zu überstehen.
Der Artikel arbeitet mit Schlaglichtern. Das erste schildert die Situation einer engagierten katholischen Nonne in irgendeinem afrikanischen Staat, die entgegen der Kirchengebote zusammen mit einem Arzt hinausgeht in die Slums, um Prostituierte mit dringend benötigten Kondomen zu versorgen. Eine mutige Tat. Wir erfahren als nächstes, dass AIDS insbesondere deshalb in Afrika um sich greift, weil HIV-positive Männer gesunde Frauen vergewaltigen. Trotz meiner eingeschränkten geistigen Verfassung musste ich konstatieren, dass ich schon intelligentere Polemiken gelesen habe, die sich nicht im nächsten Satz gleich selbst ins Bein schießen. Wenn die Ausbreitung von AIDS wirklich zu einem großen Teil mit diesen Vergewaltigungen zusammenhängt, wird es wohl schwierig werden, auch für eine katholische Nonne, den Vergewaltigern zu erklären, sie sollten doch bitteschön ein Kondom benutzen. Aber ist egal, denn darum geht es nicht. Es geht darum, dass die Nonne später noch von ihren üblen repressiven MÄNNLICHEN Oberen diszipliniert werden wird.
Nächstes Schlaglicht: Ort und Zeit hab ich vergessen, etwa so: Köln, 1590. Szenische Schilderung einer der Hexerei angeklagten Hebamme, wie sie auf irgendeinem Schandkarren steht, in Ketten, Büßerhemd, der Pöbel tobt. Die katholische Kirche verbrannte Hebammen! Beweis: Der Hexenhammer des Dominikanerpaters Heinrich Kramer. Selbst in zwei Wochen Recherchezeit war offenbar nicht herauszufinden, dass das maßgebliche Werk GEGEN die Hexenverbrennung von einem Jesuitenpater geschrieben worden ist - und die Hexenverbrennung mehrheitlich eine Spezialität der Protestanten war, die sich dabei auch nicht auf Hebammen beschränkten.
Was mir die "Brigitte" sonst noch erklären wollte im Zusammenhang mit dem Thema "2000 Jahre lang Unterdrückung der Frau durch die katholische Kirche", habe ich mir einfach geschenkt. Warum? Weil ich selbst mit fünf Betäubungsspritzen und drei Stunden Zahnschmerzen einen intelligenteren Artikel über einen x-beliebigen "Kirchen-Skandal" hinbringen würde als eine nichtkatholische Journalistin, die zwei Wochen lang recherchieren musste.
Ich könnte sogar eine intelligentere Replik als diese hinbringen, wenn, ja wenn ich mir das neue Heft gekauft hätte. Vielleicht nehme ich aber lieber das Geld für ein Brigitte-Abo und spende es an eine Organisation, die afrikanische Prostituierte nicht mit Kondomen abspeist, sondern ihnen hilft, aus Armut, Erniedrigung und Würdelosigkeit herauszukommen, sie stark macht, damit sie nicht mehr auf Männer angewiesen sind. Die, das vermute ich mal so ganz ohne wochenlange Recherche, sich sowieso höchstwahrscheinlich weigern, Kondome bei einer Prostituierten, für die sie bezahlt haben, zu benutzen.
Und @Brigitte: Die richtig krude Chose, die Hexenverbrennung nämlich, die findet auch heute noch statt. Und zwar in Afrika. Die katholische Kirche kämpft dagegen an.
Rührt euch also euren angeblichen "Skandal" in den Bifidus-Kefir-Birne-Lychee-Smoothie.
ElsaLaska - 21. Okt, 20:04
Arzt