Gute Nachrichten aus Südkorea.
Josef Bordat hat uns in einer beeindruckenden Zusammenfassung dargestellt, was die katholische Kirche den Südkoreanern bedeutet und wieviel Positives es von dort - nicht nur aus katholischer Sicht - zu berichten gibt.
Gute Nachrichten können wir wirklich mal gebrauchen zur Abwechslung.
Hier sein Artikel.
Darunter auch Kommentierungs- bzw. Diskussionsmöglichkeit!
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ElsaLaska - 8. Apr, 14:42
Korea, Mission und die Frage der Toleranz
Zum dem Artikel gibt es einen Kommentar, auf den einzugehen ihn wohl nur aufwertet. Ich habe es dennoch kurz getan.
Ihnen und den Leser/inne/n möchte ich eine längere Fassung anbieten.
In dem Kommentar wird mit Bezug auf Korea ein Zusammenhang von Mission und Intoleranz hergestellt. Mich hat diese Bemerkung sehr verärgert, weil ich es als tiefe Ungerechtigkeit empfinde, den Missionserfolg der Kirche in Korea als Ergebnis von Intoleranz darzustellen, und dass, obwohl diese in den letzten 200 Jahren ein Zeugnis der Demut und der Liebe gegeben hat wie es beispiellos in der Welt ist.
Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, um welche „Kirchenleute“ es sich gehandelt haben mag, die sich „im Fernsehen“ zur Situation der Kirche in Korea geäußert haben, stimme ich der Aussage zu, dass der „Rest der Bevölkerung“ auch noch katholisch werden wird. In der Tat: Es sieht so aus. Die Menschen bekehren sich. Warum das so ist, habe ich in dem Beitrag zu erklären versucht: Geschichte der Kirche, soziales Engagement, Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit etc. Ich teile also die Einschätzung, dass Korea allmählich katholisch wird. Ich durfte es dort erleben: Die Menschen rennen Kirchentüren ein. Mir persönlich ist das lieber als wenn Menschen von Staats wegen Kirchentüren eintreten wie im Norden des Landes. Aber das kann man scheinbar auch anders sehen.
Nun steckt in der Aussage der „Kirchenleute“ neben der Feststellung des Bekehrungstatbestands auch eine Bekehrungsabsicht. Ich weiß nicht, woran sie dabei denken, wenn sie tatsächlich von „bekehren werden“ sprechen. „Bekehren“ im christlichen Sinne kann man nur sich selbst. Denn Bekehrung beginnt mit dem Bekenntnis, dass im bisherigen Lebensweg etwas fehlt. Man kann dieses Bekenntnis allerdings erleichtern, indem man Menschen den Weg zu weisen und ihnen die eigene Vorstellung von gelingendem Leben nahe zu bringen versucht. So etwas könnte gemeint sein. Das bedeutet dann aber nichts anders als dass die Kirche in Korea damit fortsetzen will, womit sie bisher so viele Menschen überzeugt hat: soziales Engagement, Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit.
Mit dieser Form der Bekehrung tut Kirche in Korea nichts anders als jede Gruppierung, jede Partei, jedes Unternehmen und jeder Mensch, sofern er überhaupt eine Überzeugung hat: Sie bemüht sich, Menschen von ihren Überzeugungen zu überzeugen. Dass sie es „plus exemplum quam verbum“ tut, finde ich persönlich besonders gut. Das unterscheidet sie angenehm von einigen anderen Einrichtungen, die vorgeben, Menschen eine Lebensorientierung (oder gar „Sinn“) zu bieten. Warum lastet man der Kirche an, was man jedem anderen – einschließlich sich selbst – zubilligt: Die Absicht, Andere von den eigenen Überzeugungen zu überzeugen? Und das, obwohl Kirche hinsichtlich Aufdringlichkeit und Aggressivität lange nicht mit politischen Parteien oder Wirtschaftsunternehmen mithalten kann, die oft mit perfiden Tricks versuchen, Menschen für sich zu vereinnahmen. Kirche hingegen will überzeugen, nicht überreden, durch Haltung und Tat, nicht durch leere Versprechungen. Die Zeiten, wo einige fälschlicherweise meinten, durch Angsterzeugung Seelen fangen zu können (gegen den Missionsauftrag Christi und die Lehre der Kirche), diese Zeiten sind vorbei.
Wenn jemand sich der Kirche anschließen will, weil sie oder er gute Erfahrungen mit dieser Kirche gemacht hat, dann, so finde ich, soll sie oder er das dürfen. In Südkorea ist das sehr häufig der Fall. In diesem Zusammenhang von einem Akt der „Intoleranz“ zu sprechen, kann ich nicht nachvollziehen.
Hinter dem Vorwurf steckt für mich der oft geäußerte und noch viel öfter sehr leichtfertig ausgesprochene Verdacht, Mission sei prima facie ein Zeugnis von Intoleranz. Unabhängig von ihrer jeweiligen Form, spräche bereits aus dem Willen, den Anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen, die Unfähigkeit, die Meinung des Anderen zu tolerieren. Das ist so grundlegend falsch und wird doch für so selbstverständlich genommen, dass eine ausführliche Entgegnung lohnt. Sie kann nicht hier, sondern muss in Form eines eigenen Artikels in geeignetem Umfeld vorgenommen werden. Darin muss das Wesen der christlichen Mission ebenso erklärt werden wie der Umstand, dass nicht die Mission für Konflikte zwischen den Religionen sorgt, sondern ihr Verbot. Und nicht zuletzt muss darin auch deutlich werden, dass die Wurzel des Missverständnisses von Toleranz die relativistische Überzeugung ist, es gehe dabei nicht um das Haben einer Überzeugung bei gleichzeitigem Ertragen der Überzeugungen anderer, sondern um die Ablehnung jeglicher Überzeugung, so dass man am Ende alles gleich gelten lassen muss. Das wäre aber Gleichgültigkeit, nicht Toleranz.
Hier gibt es tiefgreifende Irritationen, die sich auf die Lesart elementarer Menschenrechte auswirken: Meinungsfreiheit meinte ursprünglich das Recht, eine Meinung zu äußern, nicht das Recht, von Meinungsäußerungen verschont zu bleiben. Die Rechtsprechung geht jedoch in diese Richtung. Religionsfreiheit war mal die Freiheit zur Religion, heute ist es die Freiheit von Religion, wie das „Kruzifix-Urteil“ zeigt. Das ist eine bedenkliche Tendenz, die ausgerechnet im liberale Staat zu erkennen ist.
Mission an sich ist nicht intolerant, solange sie dem anderen die Freiheit lässt, sich anders zu entscheiden. In Südkorea wird niemand gegen seinen Willen zum Glauben oder zur Kirchenmitgliedschaft gezwungen. In Nordkorea hingegen gibt es Zwang, den ausnahmsweise einmal nicht die katholische Kirche ausübt.
Eigentlich sollten Kritiker der katholischen Kirche, die in der Taufe von Babys und Kleinkindern einen Akt der „Gewalt“ sehen (dazu gäbe es auch einiges zu erwidern), doch froh sein, dass die meisten Koreaner im Erwachsenenalter getauft werden. Mir scheint es am Ende aber doch so zu sein, dass die Nachricht vom Kirchen-Boom in Südkorea so unglaublich ist, dass man, soweit man eben nicht an die Überzeugungskraft der Botschaft des Evangeliums und des Beispiels christlicher Nächstenliebe glauben mag, in die alten Abwehrreflexe verfällt und die neuen Fakten vor dem Hintergrund des eigenen Kirchenbildes deutet, in dem Mission eben untrennbar mit Zwang und Gewalt assoziiert ist. Auch wenn selbst dem größten Kirchenfeind bei Lichte betrachtet auffallen muss, dass mit Zwang und Gewalt in einer Gesellschaft wie der südkoreanischen gar nichts geht, fällt es schwer, das Paradigma zu wechseln, denn: Es kann nicht sein, dass „böse Kirche“ Gutes tut. Das ist psychologisch verständlich (es hat etwas mit Feindbildern zu tun, die sitzen sehr tief), ist aber doch sehr unredlich.
Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass mich der Vorwurf der Intoleranz gegenüber der Kirche in Korea persönlich ganz besonders schmerzt, weil ich koreanische Christen katholischer Konfession als sehr freundlich, offen und hilfsbereit kennen lernen durfte. Als Philosoph bin ich schließlich darüber erstaunt, wie leicht man mit einer einzigen Unterstellung, die bei Lichte betrachtet unser ganzes weltanschauliches, politisches und wirtschaftliches Wettbewerbssystem diskreditiert (hier: „Bekehrungsabsichten sind dem Wesen nach intolerant.“) die Wahrheit derart auf den Kopf stellen kann. Da sagt jemand „a“, ein anderer sagt kurz „non-a“, und am Ende stets unentschieden. Ich liebe Diskussionen im Internet!
Josef
Lieber Josef,
Gehen wir einfach zurück in die Vergangenheit, einmal. Wenn irgendwo irgendwelche Völker missioniert wurden, durch Jesuiten etc, Südamerika, Papua, Afrika, dann lautet die landläufige Ansicht, die Menschen dort seien alkoholkrank gemacht, mit tödlicher Grippe infiziert und abgeschlachtet bzw. ausgebeutet worden. Dieses einseitige Bild herrscht leider vor. Dass damals Missionierung auch immer Alphabetisierung bedeutete, die Errichtung von Krankenhäusern, Schulen, Installierung einer Infrastruktur, die Kindersterblichkeit gesenkt werden konnte, die Bildung erhöht, Kopfjagd bekämpft, unmenschliche Stammesfehden und grausame Kulte zurückgedrängt, exotische Sprachen und Bräuche sorgfältig dokumentiert und wertschätzend aufgezeichnet wurden usw. wird dagegen nicht gesehen. Warum nicht?
Sie haben Recht, es ist ein eigenes, breites und zu vertiefendes Thema, sowohl historisch als auch aktuell. Ich denke, man muss auch unterscheiden zwischen einer Art aggressiver Missionierung, die ich auch persönlich nicht aushalten kann, und einer Art: Schau her, ich habe etwas gefunden, und das ist wunderschön und ich habe Freude daran, die ich teilen möchte.
Dass jedenfalls in Südkorea diese überzeugende Freude überwiegt, hat ihr Artikel wunderschön herausstellen können.