Auf dem Sendezeit-Blog
steht aktuell ein interessanter Kommentar von Peter Winnemöller zur Präsenz der Kirche im Web 2.0. Sein Vorschlag:
>>Ein Netz aus lebendigen Maschen, die gleichermaßen an einer guten kirchlichen Medienpräsenz interessiert sind. Ich habe noch keine Vorstellung, wie das konkret aussehen kann. Es wäre nötig, eine Plattform zu schaffen, in der sich Haupt- und Ehrenamtliche austauschen können, die an kirchlicher Präsenz im Web 2.0 interessiert sind. Zumindest die Pressesprecher der Diözesen, deren Mitarbeiter, Internetbeauftragte der Diözesen und andere Hauptamtliche sollten auf dieser Plattform ansprechbar sein. Jeder, der ein Interesse am gemeinsamen Ziel einer sachgerechten Berichterstattung über kirchliche Themen hat und sich nicht scheut, auch mal einen Kommentar oder Artikel zu schreiben, sollte Zugang bekommen. Ich bin sicher, es gibt eine große Zahl ehrenamtlicher Laien, die sich diesem Ziel anschließen würden. Letztendlich ist ein Netz niemals eine Einbahnstraße, so dass auch die hauptamtlichen Pressesprecher schnell und leicht an Informationen und Unterstützung von der Basis kämen. So geht das heute.<<
Ganzer Artikel hier.
>>Ein Netz aus lebendigen Maschen, die gleichermaßen an einer guten kirchlichen Medienpräsenz interessiert sind. Ich habe noch keine Vorstellung, wie das konkret aussehen kann. Es wäre nötig, eine Plattform zu schaffen, in der sich Haupt- und Ehrenamtliche austauschen können, die an kirchlicher Präsenz im Web 2.0 interessiert sind. Zumindest die Pressesprecher der Diözesen, deren Mitarbeiter, Internetbeauftragte der Diözesen und andere Hauptamtliche sollten auf dieser Plattform ansprechbar sein. Jeder, der ein Interesse am gemeinsamen Ziel einer sachgerechten Berichterstattung über kirchliche Themen hat und sich nicht scheut, auch mal einen Kommentar oder Artikel zu schreiben, sollte Zugang bekommen. Ich bin sicher, es gibt eine große Zahl ehrenamtlicher Laien, die sich diesem Ziel anschließen würden. Letztendlich ist ein Netz niemals eine Einbahnstraße, so dass auch die hauptamtlichen Pressesprecher schnell und leicht an Informationen und Unterstützung von der Basis kämen. So geht das heute.<<
Ganzer Artikel hier.
ElsaLaska - 20. Apr, 11:36
Leser fragt Elsa:
Dazu habe ich hier bisher nichts gelesen.
Wenn wir einmal unterstellen, es stellt sich heraus, dass der Bischof gelogen hat: Muss er dann zurück treten?
Es gab eine innerkatholische Diskussion dazu auf dem Blog
an der sich natürlich nicht nur Katholiken beteiligen können. In der Frage sind offenbar viele gespalten.
Ich jedenfalls habe nicht die Absicht, über Bischof Mixa zu Gericht zu sitzen, bevor nicht Aufklärung darüber geschieht, wie es mit dem Wahrheitsgehalt der Äußerungen der von der SZ präsentierten Opfer denn jetzt bestellt ist.
Dazu habe ich hier bisher nichts gelesen.
Wenn wir einmal unterstellen, es stellt sich heraus, daß ein Bischof CO2 erzeugt: Muß er dann zurücktreten?
ist mir 2.) klar, daß er wegen der Watschen, die er nicht ausschließen kann (ob es diese und wieviele es gegeben hat, steht damit übrigens noch nicht fest; er selber erinnert sich offensichtlich nicht daran; in einem Fall, wenn man den Zeitungen glauben schenken darf, dürfte eine Watsche erwiesen sein) nicht zurücktreten muß.
3.) ist nach seinen neuesten Äußerungen auch klar, daß er nicht mit Absicht gelogen hat, sondern eine verständliche Reaktion gezeigt hat und dabei ungenau gewesen ist.
Aber immer noch 4.), wenn wir davon ausgehen, daß er mindestens eine Watsche verteilt hat, dann ist "keine körperliche Gewalt in irgendeiner Form" eine sachlich unrichtige Aussage, die er in seiner Position nicht hätte aussagen dürfen. Da hätte er seine Wortwahl wirklich schon von vornherein überlegen müssen.
Ich z. B. bin da durchaus ein bisschen gespalten. Walter Mixa gehört nach Lage der Dinge und soweit solche Vergleiche überhaupt tunlich und mit meinem halben Medienwissen möglich sind, zu den besten der deutschen Bischöfe. Er ist nicht nur konservativ (wo eh ein gewisser Mangel zumindest in der öffentlichen Sichtbarkeit zu bestehen scheint), sondern macht auch einen hochgradig sympathischen Eindruck (wenn man hinschaut, selbst in dem was in den Medien rüberkommt; andere Quellen hab ich nicht wirklich). Auch bin ich überzeugt, daß die Medien mich und vermutlich auch einen Haufen von anderen sehr schnell in eine aus unserer Position heraus vergleichbare Situation bringen könnten, wenn sie denn nur einmal gerade dazu Lust hätten. Im Falle Bischof Mixas haben sie eben dazu Lust gehabt. So stellt sich das mir da.
Ich hatte auch ein Gefühl, daß irgendwie einen Rücktritt als angemessen empfunden hätte. Bischof Mixa sagt glaubwürdig "Ich habe nicht gelogen", aber eine sachlich unrichtige öffentliche Aussage (es geht um das "in keiner Weise") ist für mich wenig weniger. Solche Aussagen macht man erst nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluß, um mal die katholische Liturgie zu zitieren. Dazu fällt mir der Satz "Unglück ist eben auch ein Versagen" des richtigen Hauptmanns im "Hauptmann von Köpenick" ein (womit wir beim Militärbischof wären...). Würde Bischof Mixa zurücktreten, wäre das sicherlich ein Anklang an solche Unbarmherzigkeit. Aber können wir uns als Kirche, die wir der Welt Barmherzigkeit erweisen sollen, leisten, gewissermaßen von der Welt Barmherzigkeit für unsere Amtsträger zu erwarten? Oder müßten wir doch sagen: liebe Medien, ihr wolltet den Bischof Mixa haben, wir wollten ihn nicht hergeben, aber jetzt habt ihr ihn; wir haben verloren, laßt uns unsere Niederlage einsehen?
Zurücktreten müssen tut er generell nicht - ob er sollte, da kann man geteilter Meinung sein.
Sicher nicht wegen der Watschen - und selbst die darüber hinausgehenden Anschuldigen erscheinen mir nicht rücktrittswert.
Etwas anderes ist seine Lüge - und ich bestehe darauf sie so zu nennen, auch wenn er sich nicht konkret erinnert, denn dann hätte er gleich richtig, seinen Kenntnissen entsprechend antworten müssen. Sein Verhalten hier war unentschuldbar und er muß dafür erkennbar Buße tun.
Aber insofern diese erfolgt, erscheint es mir für einen Rücktritt doch recht wenig. Insbesondere da man ja auch verstehen kann, wie es dazu kam. Ich halte ohnehin nichts von dieser Rücktreterei.
Noch etwas zum Kirchenrechtlichen: ein Bischof (und ebenso ein Papst) kann zurücktreten. Er muß den Rücktritt nicht von irgendwem genehmigt kriegen, er erklärt ihn nur formal vor seinem kirchlichen Oberen (daß dies nur formal ist, sieht man am Papst, der ja zurücktreten kann, obwohl er keinen Oberen hat - dies war eine der kanonistischen Probleme in dieser Sache im Mittelalter).
Was hier verwechselt wurde: Bischöfe (und auch Würdenträger in der Kurie) bieten heutzutage bei Erreichen eines bestimmten Alters generell dem Papst ihren Rücktritt an - dies geschieht aber nur, um dem Papst eine Möglichkeit zu geben, nun wieder über die betreffende Stelle zu verfügen. Denn kirchennaturrechtlich ist ein Bischof auf Lebenszeit gewählt und kann nicht (jenseits von kirchenrechtlichen Strafprozessen) abgesetzt werden. Übrigens eine durchaus problematische Neuerung der jüngeren Kirchengeschichte.
PS. Von der Klimafrage distanziere ich mich, insbesondere weil es KSU nicht immer leicht mit mir hat.
Ich halte es für richtig, dem Bischof die Möglichkeit zu geben, die gemachten Aussagen mit etwas Abstand noch einmal zu "präzisieren". Dieses Recht wird auch von anderen gern und immer wieder in Anspruch genommen.
Wer das verurteilt, der sollte bedenken: Die Journalisten bei der SZ sind keine Anfänger, wenn es darum geht eine Geschichte aufzubauen. Das Interview selbst ist dort nur ein Baustein in einer wohlgesetzten Dramaturgie.
Ich selbst kann leider nicht sagen, wie es wirklich gewesen ist, weil ich weder dem Interview noch der Planung des Interviews in der Redaktionsstube beiwohnte, könnte mir aber folgenden Ablauf vorstellen:
Seit Wochen wird über Fälle sexuellen Mißbrauchs in der Kirche geschrieben. Die Fälle meist schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte alt. Aufgrund der Verjährung der Taten ist eine gerichtliche Aufklärung der Fälle nicht mehr vorgesehen. Eine Fortsetzung der "Geschichte" vor Gericht ist damit nicht vorgesehen.
Um die "Geschichte" am Leben zu halten, muss sie - wie jede andere Zeitungsgeschichte - mit Neuigkeiten gefüttert werden. Da aktuelle Nachrichten fehlen: die Täter sind zum Teil schon tot, die Opfer wollen nicht an die Öffentlichkeit, wird der Nachrichtengegenstand etwas aufgebohrt: der sexuelle Mißbrauch von Kindern und die Mißhandlung von Kindern landen in einem Topf.
Auch auf diesem Weg läßt sich die Geschichte zwar nicht mit aktuellen Neuigkeiten füttern. Die Fälle, in denen Kinder geohrfeigt wurden, waren damals nicht nur legal, sie galten auch als legitim. Wenn Täter und Opfer schweigen, dann geht man die an, derer man öffentlich habhaft wird. Wer sich nicht stellen läßt, wird gestellt, siehe: "Das Schweigen des Papstes".
Im Zuge der Empörung gegen geistliche Ohrfeigen aus verflossenen Tagen, melden sich nun bei der Zeitung drei, vier Personen, die in eben diesen Tagen in einem Kinderheim der Kirche lebten. Sie geben an, von Bischof Mixa eine Ohrfeige bekommen zu haben.
In der Redaktionsstube wird beraten, wie in dieser Sache weiter verfahren wird. Man will die Sache möglichst lang am Laufen halten und das Pulver nicht einfach verpuffen lassen.
Eine Möglichkeit wäre es, am nächsten morgen mit der Schlagzeile rauszukommen: Bischof Mixa hat in den siebziger Jahren drei Heimkinder geohrfeigt. Eine Möglichkeit, die von der Redaktion offenkundig ausgeschlagen wurde. So ist die Geschichte noch zu dünn, um sie über Tage weiterstricken zu können und die Replik des bischöflichen Pressesprechers wäre vorhersehbar: "Es ist durchaus möglich, dass Bischof Mixa nach dem Brauch dieser Zeit die eine oder andere Ohrfeige verteilt hat." Das sei damals Mittel zur Erziehung und Disziplinierung von Kindern und Jugendlichen gewesen. Heute sei dieser Vorgang selbstverständlich undenkbar. Geschichte. Aus.
Um der Geschichte etwas mehr Pepp zu geben, ist eine aktuelle Stellungnahme notwendig, die den Vorwürfen der Heimkinder widerspricht. Das läßt sich am Besten über die überraschende Konfrontation mit einem diffusen Vorwurf erreichen. Das wirft auch die Besten schnell aus der Bahn.
Bischof Mixa wird also zu einem Interview eingeladen. Sein Pressesprecher erfragt den Gegenstand des Interviews: "Umgang der Kirche mit sexuellem Mißbrauch von Kindern" oder harmloser noch "Aufgaben der Militärseelsorge im Auslandseinsatz der Bundeswehr".
Das Gespräch verläuft zunächst wie geplant. Es beginnt ein freundlichen Frage und Antwort-Spiel. Die Atmosphäre ist angenehm. Dann, plötzlich, es war gerade so schön, wird es ernst. Einer der beiden Fragesteller - es wird fast immer zwei gegen einen gespielt - greift an: In der letzten Zeit habe man soviel über sexuellen Mißbrauch in der Kirche gelesen, jetzt hätten sich drei Heimkinder in der Redaktion gemeldet. Ob es sein könne, daß er selbst einmal Kinder mißhandelt habe?
Von dem Journalisten unvermittelt angefahren, streitet Mixa den Vorwurf - welchen Vorwurf eigentlich genau - ab. Ob er denn ganz sicher sei, Kindern nie physische Gewalt angetan zu haben. Wenn Mixa weiterspielt, ist er schachmatt! Diese Frage läßt sich in dem zuvor hergestellten Kontext ohne schlechte Presse weder bejahen noch verneinen. Entweder heißt es: "Mixa gibt Gewalt gegen Kinder zu" oder aber "Heimkinder geschlagen, Mixa streitet alles ab."
Überzeugt von seiner Unschuld verneint Bischof Mixa die Frage, vielleicht mit den Worten, die ihm durch die Frage in den Mund gelegt wurden: Nein, er habe Kindern niemals physische Gewalt angetan.
Die damals nicht ungewöhnlichen Ohrfeigen lassen sich nun ganz anders und viel aktueller spielen und schon heute kann man sagen, daß sich der Aufwand für die Redaktion gelohnt hätte. Ob es wirklich so war, kann ich natürlich nicht sagen. Denn wie gesagt: Ich war nicht dabei.
Zu bedenken geben möchte ich nur, das sich auch in der Zeitung die Geschichten nicht von selber schreiben, und deshalb Vorsicht immer angebracht ist. Im Eifer des Gefechts lassen sich fast jedem Worte entlocken, die sich - auch wenn man wollte - nicht mehr zurückholen lassen.
Dennoch halte ich nichts davon jetzt, da Bischof Mixa betroffen ist, plötzlich in all die ganzen Erklärungs- und Rechtfertigungsraster zu verfallen, die man sonst zu recht bei anderen kritisiert.
Und nein, so wie Du es schilderst war es eben nicht. Mixa ist meines Wissens nicht so von der SZ interviewt worden sondern diese hat ihre Vorwürfe gedruckt, worauf dann Mixa gegenüber anderen Medien gesagt, er habe niemals physische Gewalt geübt. Und das war auf jeden Fall falsch.
da ich die SZ selten (jetzt eher gar nicht) lese, kann ich nicht sagen, was diese schrieb.
Ich gehe von der Fernsehberichterstattung um Oster herum aus (als ich ausnahmsweise einen Fernseher in der Nähe hatte), v.a. am Gründonnerstag und Karfreitag.
Zuerst kamen die Vorwürfe und wiederholt jene Frau, die "das auch vor Gericht beschwören würde" und die Mixa angeblich mit einem Stock geschlagen hätte mit den Worten "Kind Gottes, empfange diese Strafe". Später, kam dann Mixas generelles Dementi hinzu.
Ich kann ja verstehen, wie Mixas Falschaussage zustande kam, aber dennoch darf man sie nicht rechtfertigen.
Auf den Satz "nicht gut beraten" sollte man auch endlich mal verzichten - sind die Betroffenen denn nicht alle erwachsene Menschen mit gewisser Erfahrung oder sind die alle erst gestern auf der Brotsuppen darhergeschwommen?
Ja, es war nach meiner Erinnerung sogar so, dass der Bischof nicht direkt auf die Vorwürfe geantwortet hat, sondern zunächst ein Sprecher des Bistums. Ein oder zwei Tage danach hat der Bischof dann das Interview gegeben, indem er körperliche Gewalt in jeglicher Form ausschloss.
Ich habe dies damals als sehr absolute Aussage empfunden, die man später nicht "konkretisieren" kann.
Was mich an der Sache besonders traurig macht, ist das Selbstbewußtsein, mit dem Mixa die ehemaligen Schüler der Straftat des Meineids bezichtigt und mit Klage gedroht hat. Ich denke, genauso wäre vor 30 Jahren mit Schülern umgegangen worden, die einen Mißbrauch angezeigt hätten. Das ist die alte Vertuschungsstrategie, von der man sich eigentlich verabschieden wollte.
Trotzdem gilt auch für den Bischof die Möglichkeit der Vergebung. Immerhin hat er sich jetzt entschuldigt, also Schuld eingestanden. Das ist gut. Ich befürchte nur, dass er (ähnlich wie Frau Käßmann) keine Ruhe mehr finden wird, bis er sein Amt niederlegt, Frau Käßmann hat das sehr schnell eingesehen.
Es ist lange her, wie will da jemand genau aussschließen, dies getan und dies gelassen zu haben. Aber wenn er sagt: nie irgendwelche Gewalt (in Zeiten, wo es üblicher war), dann wird es wohl stimmen. Insbesondere da (so meine Meinung), die Vorwürfe an sich nicht wirklich tragisch sind.
Da habe ich mich getäuscht!
Aber "das Selbstbewußtsein, mit dem Mixa die ehemaligen Schüler der Straftat des Meineids bezichtigt" ist doch wieder so eine Zeitungsente. Ich habe den Bischof nirgendwo das sagen hören/lesen - er hat lediglich gesagt: "Bei mir nie Gewalt", worauf dann eine der Eidesstatterklärerinnen meinte: "Wenn mich der Bischof des Meineides beschuldigt, rede ich nicht mit ihm!" Meineid liegt sowieso (noch) nicht vor, da ja kein Eid geleistet wurde. Der ganze Komplex ist wieder nur Stimmungsmache ohne Substanz.
Und nach der Wahrheit von Vorwürfen zu fragen ist gerade jetzt wichtig! Es kann ja nicht sein, daß Vorwürfe nicht mehr überprüft werden - das wäre noch schlimmer als Vertuschung.
Natürlich gibt es für Mixa die "Möglichkeit der Vergebung" - für genau die Dinge, die er getan hat. Leider wird es dergleichen von SZ & Konsorten nicht geben, denn diese wollen einen unbequemen Mann eliminieren (weshalb man ja auch die Ermittlungen behindert) - und leider wohl auch nicht von den von ihnen aufgehetzten Opfern wie besagter "Ich rede nicht mit ihm"-Frau.
"Ich befürchte nur, dass er (ähnlich wie Frau Käßmann) keine Ruhe mehr finden wird, bis er sein Amt niederlegt, Frau Käßmann hat das sehr schnell eingesehen."
Eben! Aber im Unterschied zu ihr, wird auch nach seinem Rücktritt es keine Würdigungen geben und er keine Comeback-Optionen haben.
PS. Nach dieser Radiosendung http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/04/21/drk_20100421_1009_51312688.mp3 bin ich nun definitiv gegen einen Rücktritt. (Ach, diese mutige Augsburger Allgemeine, die sich sogar mit Lesern anlegt.)
Klage hat damals ein Bistumssprecher angedroht, dazu finden sich heute tatsächlich "nur" Pressequellen. Mindestens eine Aussage wie "wir prüfen rechtliche Schritte" ist ziemlich sicher gefallen. (Im Zusammenhang mit der "Unschludsaussage" ist das ja auch nur konsequent).
Zum Vorwurf direkt sind wir uns im Grundsatz einig: Ich bin heute zwar gg Gewalt in der Erziehung, aber damals war die Ohrfeige durchaus üblich. Das ist sicher keine Mißhandlung gewesen und für einen damaligen Erzieher heute kein Rücktrittsgrund. Um so unverständlicher ist ja eben, warum Mixa das nicht gleich gesagt hat... (genauso unverständlich - die Parallele paßt schon - wie warum Frau Käßmann sich besoffen in ein Auto setzt)
KSU,
Und warum gibt die SZ nicht endlich diese Erklärungen heraus? Wo sind diese Erklärungen? Wie lautet ihr Inhalt genau?
Keiner hat sie gesehen. Aber natürlich, wenn sie an Eides statt erfolgt sind, dann müssen sie ja stimmen.
Eine eidesstattliche Erklärung findest du heute im Anhang zu jeder akademischen Hausarbeit.
Aber natürlich müssen die Zeugen und die Vorwürfe geprüft werden. Darum geht es für mich aber nicht wirklich. Wenn Mixa gesagt hätte, dass in den 50-er eine Ohrfeige durchaus ein Mittel der Erziehung war und er lediglich Kindesmißhandlung ausgeschlossen hätte, dann hätte er heute mit Sicherheit ein Problem weniger.
Aber statt dessen hat er (oder seine Sprecher) versucht die Zeugen einzuschüchtern. Das ist mein eigentliches Problem, denn nur mit diesem System konnte der Mißbrauch jahrzehntelang funktionieren.
Solange deren genauer Inhalt nicht bekannt ist, dem Beschuldigten, hat er kaum eine Möglichkeit, sich ordentlich dagegen zu verteidigen. Außerdem hat
in einem Rechtstaat, als den sich Deutschland versteht, ein Angeklagter/Beschuldigter das Recht, zu erfahren, wer ihn beschuldigt, und
diesem vor Gericht einem Kreuzverhör zu unterziehen, um die Glaubwürdigkeit der Aussage zu prüfen. Insbesondere in den Ländern der englischen Rechtstradition ist dies ein sehr hochgehalten juristischer Aspekt, auch wenn dies an anderer Stelle massive Probleme aufwirft (Nur zur Info aber sonst offtopic: Die Ermordung von Zeugen vor Abschluß des Kreuzverhörs kann dort dazu führen, daß die bisherige Aussage aus dem Protokoll gestrichen werden muß).
Unabhängig von der Causa Mixa sollte man mal das Konstrukt betrachten, wenn
man in dem dann hypothetischen Fall annimmt, die Eidesstattlichen Versicherungen wären falsch.
Dadurch, daß weder der Beschuldigende offenbart wird, noch die Beschuldigung detailiert vorgetragen wird, sondern nur als zweifelhafte Artikel, die auf diesen Aussagen beruhen sollen daherkommt, nimmt man dem Beschuldigten die Möglichkeit, zu seiner Entlastung dezidiert auszusagen (und treibt ihn geradezu in Pauschalaussagen, die man dann zerlegt, wie geschehen). Hinzu kommt aber, daß eine falsche Beschuldigung als üble Nachrede bzw Verleumdung in sich strafbar wäre, als auch, wenn es um Prügel mit einem Teppichklopfer etc geht, was meiner Meinung nach zu der Zeit ein strafbarer Tatbestand gewesen wäre, somit wäre eine falsche Beschuldigung wiederum ein strafbarer Tatbestand, nämlich die fälschliche Bezichtigung einer Straftat, da dies nicht auf einem Wahrnehmungsirrtum beruht, oder einem Irrtum in der rechtlichen Würdigung eines Geschehens, sondern eine vorsätzliche Verunglimpfung darstellt.
Aber das Presserecht schützt die Verschleierung dieser möglichen Straftaten.
Stelle ich mich auf den Marktplatz und bezichtigte ich vorsätzlich eine Person fälschlich einer Straftat, werde ich selbst bestraft, erzähle ich es einem Journalisten und der druckt es, weil es die Auflage erhöht, dann passiert keinem was? Wo ist da der Verstand in der Angelegenheit?
Jeder Beschuldigte hat das Recht auf einen fairen Prozeß, wenn man aber die Verteidigung sabotiert in dem man die Karten nicht auf den Tisch legt, so ist dieser unmöglich.
Im Falle Mixa ist mein Eindruck, daß keiner der Beteiligten Schreihälse auch nur an einen fairen Prozeß interessiert wäre, sondern alleine an einem erzwungenen Rücktritt, damit man dies mit anderen unliebsamen Bischöfen bis hin zum Papst durchexerzieren kann.
Im Übrigen sollte man sich die Illusion abgewöhnen, es wären alleine Amtsträger, die früher den Mißbrauch vertuscht hätten. Das haben auch die Gemeindemitglieder selbst besorgt, ohne daß sie gesteuert werden mußten.
Hierzu kann ich nur empfehlen, die Aussage der Opfer der Odenwaldschule zu lesen bei einer kürzlichen Podiumsveranstaltung, in der eines der Opfer aussagt, daß er seinen Eltern von dem Mißbrauch berichtet hat, aber seine Eltern hätten genug Geld dafür bezahlt, daß sie ihn an die Schule loswerden, da wollten sie nicht mir Problemen belästigt werden.
Mit Recht beklagen Opferverbände, die nicht speziell gegen die Kirche gegründet sind, sondern sich allgemein um Mißbrauchsopfer kümmern, daß die völlig einseitige Fixierung der Medien auf die Mißbrauchsfälle durch Geistliche das Problem im Prinzip verschärfen, da jedwede öffentliche Sensibilisierung für diese Problematik unter der Flut von Berichterstattung hinweggespült wird, und die widersinnige und wissenschaftlich unhaltbare Verknüpfung mit dem Zölibat dafür sorge, daß das Problem eben nicht als ein gesellschaftliches Problem, das es ist erkannt wird, sondern auf eine kleine Gruppe, auf die man gut mit dem Finger zeigen kann reduziert wird. Hierzu fällt mir nur der Begriff "Sündenbock" ein.
"Ich befürchte nur, dass er (ähnlich wie Frau Käßmann) keine Ruhe mehr finden wird, bis er sein Amt niederlegt, Frau Käßmann hat das sehr schnell eingesehen."
Offensichtlich sehen die Bischöfe das ähnlich...
http://www.tagesschau.de/inland/mixa136.html
@ksu,
Der Missbrauch hat also die ganzen Jahrzehnte lang funktioniert, weil Opfer anonym an die Zeitungen gegangen sind und Anschuldigungen in den Raum gestellt haben, und die Bischöfe sie daraufhin juristisch eingeschüchtert haben, oder wie?
Entschuldige bitte, aber die "normale" Verhaltensweise als Geschädigter wäre es, zur Polizei zu gehen oder über denjenigen bei seinem Vorgesetzten Beschwerde einzulegen bzw. ein Gespräch zu erbitten. Die Süddeutsche hat DE JURE jedenfalls NOCH NICHT die Funktion der deutschen Staatsanwaltschaft übernommen, auch wenn man DE FACTO den Eindruck erhalten könnte.
@Elsa
Dann wurden diese möglichen Anzeigen bereits im Keime erstickt, in dem man sie eingeschüchtert hat oder ihnen schlicht weg nicht geglaubt hat.
Du wärest natürlich von Deinem Schwarzwalddorf sofort in die Stadt zur Staatsanwaltschaft gegangen und hättest die Sache konsequent aufgeklärt, oder was...
Und du brauchst mich WIRKLICH nicht darüber zu belehren, wie Opfer von Missbrauch sich fühlen und was ihnen möglich ist und was nicht. Oder was ich wann wo getan hätte. Ich finde dich ÜBERGRIFFIG!
sowohl der Meineid wie auch die Abgabe einer falschen Eidesstattlichen Erklärung sind zwar strafbar (was allein schon beweist, was ein Eid in unserer Gesellschaft wert ist), sind aber zwei verschiedene Dinge und werden in zwei Paragraphen (§154 bzw. 156 StGB) behandelt und auch unterschiedlich bestraft.
Und was den metaphysischen Kontext angeht, ist es schon bedeutend, daß eine Eidesstattliche Erklärung eben kein Eid ist.
Ansonsten: siehe das, was Elsa gesagt hat. (Von Einschüchterungsversuchen kann übrigens auf Basis dessen, was Du gesagt hast, keine Rede sein!)
Zu dem, was Marcus mit C schrieb:
leider - so ist man schon versucht zu sagen - ist aber Mixa kein Beschuldigter im juristischen Sinne (denn die Taten sind entweder ohnehin nicht strafbar gewesen und wenn dann verjährt) sondern nur Opfer des Pressetribunals. Ohne Hoffnung auf Rettung denn nur durch eine Verleumdungsklage könnte er das ganze gerichtlich überprüfen lassen. Aber davon abgesehen, daß er vor unseren Gerichten da wenig Erfolgsaussichten hätte, würde ihm das publizistisch noch mehr zum Übeltäter stempeln.
Wie bräuchten dringend ein Pressemachtbegrenzungs- und Persönlichkeitsrechtsschutzgesetz, am besten mit Verankerung im GG bei gleichzeitiger Streichung der Presse aus selbigem (das alleinige Meinungsäußerungsrechts sollte doch ausreichen - wozu diese Privilegienanmaßung!)
@str
trotz einer gewissen Vorbildung im juristischen Bereich war mir bisher nicht bewußt, daß auch "Beschuldigter" eine spezifische juristische Bedeutung hat,
da ich im Strafrecht bisher immer nur den allseits bekannten Angeklagten kenne. Ich wollte "Angeklagter" bewußt vermeiden für Mixa, obwohl er das im
Sinne der Medienhetze schon lange ist, gerade um zu verdeutlichen, daß hier nicht mal rechtsstaatliche Maßstäbe gewahrt sind, sondern Sonderrechte
(Pressefreiheit) möglicherweise dazu benutzt werden, Straftaten zu decken, weil diese auflagefördernd sind, also pekuniäres Interesse über der Wahrheit steht.
Das Verhalten der zeigt leider, daß sie immer weniger an einer objektiven Wahrheit interessiert ist oder sich als Dienstleister zur Meinungbildung der Leser
versteht, sondern eher als "Meinungsmacher" die der Leser per Konsum induziert bekommen soll.
ich habe jetzt gar nicht darüber nachgedacht, ob ich Beschuldigter oder Angeklagter schreiben soll, denn Mixa ist ja keines der beiden.
Ansonsten vollste Zustimmung.