Die nicht zu Staub werden dürfen
Great Silence @hambisela
Everything can be put right...except death. And death puts everything right.
Josemaria Escriva
las ich soeben auf Twitter. Nun trifft es sich, dass ich heute an einem sehr speziellen Ort zu Besuch war. Ein Ort, an dem Leichen befinden, die auf natürlichem Wege mumifziert worden sind, durch Klima, Bodenverhältnisse und der mithilfe eines speziellen Pilzes.
Es handelt sich hier also nicht um das Phänomen, dass kirchlicherseits als Zeichen besonderer Heiligkeit festgestellt wurde (wobei dies nie eine Rolle im Kanonisierungsprozess gespielt hat, muss man unbedingt dazu sagen!), sondern um ein Zusammentreffen ungewöhnlicher Umstände. Dass die betroffenen Mumifizierten nicht dennoch heilig sein sollten, dieser Auffassung steht natürlich dennoch nichts im Wege, denn niemand kann das beurteilen.
Mein Führer ist sehr rundlich und supergut gelaunt. Ich frage mich, wie man derart gut gelaunt sein kann, wenn man tagein tagaus die Geschichten von teilweise durchaus übel aussehenden Leichen zu erzählen hat, auch wenn manche noch so gut erhalten sind, dass man ihre Haare auf dem Kopf zählen kann, oder einen gigantischen Kaiserschnitt aufweisen, der zwar zeigt, dass man vor ein paar hundert Jahren die Technik kannte, aber die Sepsis nicht effektiv genug bekämpfen konnte. So stehen sie also da, in Glaskästen, und jeder erzählt seine eigene Geschichte bzw. erzählt sie mir der Führer durch diese Chiesa dei Morti.
Gunter von Hagens habe da ja einiges gemacht, er ist mittlerweile auch in Italien bekannt, aber dies hier sei nicht künstlich, sondern natürlich. Entsprechend sieht es also auch aus. Ledrig, wurmstichig, aufgebrochen.
Wir bestehen ja zu mehr als 80 Prozent aus Wasser, sagt mein Führer, das ist natürlich hier alles weg.
Ich lange an meinem Bauch: Ein bisschen Bier und Wein ist wohl auch dabei, versuche ich zu scherzen.
Er lacht und tatscht an seinen eigenen: Ja, mehr oder weniger Bier, oder vielleicht sogar mehr Bier als Wein ist da im Moment noch.
Und ich frage mich, wie es ist, berührt von jedem einzelnen Schicksal, das hinter den Verwucherungen, Verkrümmungen, Verletzungen und Vernarbungen steht, einfach nicht zu Staub zerfallen zu dürfen, sondern wegen einer Laune der Natur erhalten zu bleiben. Mit nichts von dem, was mich jemals ausgemacht hat - wenn man Zähne und Kaiserschnittnarben als etwas nimmt, die nicht einen ganzen Menschen bestimmen können und wie er so war. Und am Ende doch nur übrig bleiben von einem springlebendigen, beseelten MENSCHEN.
Nachdem ich das heute gesehen habe, möchte ich gerne doch lieber nachher einfach zu Staub werden dürfen, ehrlich gesagt.
Everything can be put right...except death. And death puts everything right.
Josemaria Escriva
las ich soeben auf Twitter. Nun trifft es sich, dass ich heute an einem sehr speziellen Ort zu Besuch war. Ein Ort, an dem Leichen befinden, die auf natürlichem Wege mumifziert worden sind, durch Klima, Bodenverhältnisse und der mithilfe eines speziellen Pilzes.
Es handelt sich hier also nicht um das Phänomen, dass kirchlicherseits als Zeichen besonderer Heiligkeit festgestellt wurde (wobei dies nie eine Rolle im Kanonisierungsprozess gespielt hat, muss man unbedingt dazu sagen!), sondern um ein Zusammentreffen ungewöhnlicher Umstände. Dass die betroffenen Mumifizierten nicht dennoch heilig sein sollten, dieser Auffassung steht natürlich dennoch nichts im Wege, denn niemand kann das beurteilen.
Mein Führer ist sehr rundlich und supergut gelaunt. Ich frage mich, wie man derart gut gelaunt sein kann, wenn man tagein tagaus die Geschichten von teilweise durchaus übel aussehenden Leichen zu erzählen hat, auch wenn manche noch so gut erhalten sind, dass man ihre Haare auf dem Kopf zählen kann, oder einen gigantischen Kaiserschnitt aufweisen, der zwar zeigt, dass man vor ein paar hundert Jahren die Technik kannte, aber die Sepsis nicht effektiv genug bekämpfen konnte. So stehen sie also da, in Glaskästen, und jeder erzählt seine eigene Geschichte bzw. erzählt sie mir der Führer durch diese Chiesa dei Morti.
Gunter von Hagens habe da ja einiges gemacht, er ist mittlerweile auch in Italien bekannt, aber dies hier sei nicht künstlich, sondern natürlich. Entsprechend sieht es also auch aus. Ledrig, wurmstichig, aufgebrochen.
Wir bestehen ja zu mehr als 80 Prozent aus Wasser, sagt mein Führer, das ist natürlich hier alles weg.
Ich lange an meinem Bauch: Ein bisschen Bier und Wein ist wohl auch dabei, versuche ich zu scherzen.
Er lacht und tatscht an seinen eigenen: Ja, mehr oder weniger Bier, oder vielleicht sogar mehr Bier als Wein ist da im Moment noch.
Und ich frage mich, wie es ist, berührt von jedem einzelnen Schicksal, das hinter den Verwucherungen, Verkrümmungen, Verletzungen und Vernarbungen steht, einfach nicht zu Staub zerfallen zu dürfen, sondern wegen einer Laune der Natur erhalten zu bleiben. Mit nichts von dem, was mich jemals ausgemacht hat - wenn man Zähne und Kaiserschnittnarben als etwas nimmt, die nicht einen ganzen Menschen bestimmen können und wie er so war. Und am Ende doch nur übrig bleiben von einem springlebendigen, beseelten MENSCHEN.
Nachdem ich das heute gesehen habe, möchte ich gerne doch lieber nachher einfach zu Staub werden dürfen, ehrlich gesagt.
ElsaLaska - 13. Jun, 21:59
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