Auf dem neuen Blog St. Irenäus gibt es neben dem ordentlichen Eintrag "
Was ich glaube" des Glaubensbekentnisses auch einen Eintrag über "
Was ich nicht glaube".
Willkommen!
ElsaLaska - 18. Sep, 11:01
Michelle Hunziker soll mit Thomas Gottschalk zusammen Wetten dass moderieren. Das war die letzte TV-Sendung, die ich noch auf meinem Zettel hatte, ansonsten gucke ich nichteinmal mehr Tatort.
Und ab Oktober also auch nicht mehr Wetten dass.
ElsaLaska - 18. Sep, 10:41
aber hier schlagen gerade öffentliche und private Katastrophenmeldungen ein wie ein Meteoritenschauer im Sommer. Die Nachrichten bringen mich zum Weinen, die vielen privaten Meldungen über Krebsoperationen, persönliche Tragödien, gesundheitliche Probleme, dazwischen immerhin einmal da und dort ein Lob für das Blog, eine gute Nachricht, sei sie persönlicher oder auch beruflicher Natur von Menschen, die ich nicht nur via Internet kenne. Auf meinem italienischen Küchentisch stapeln sich die Zeitungen, die FAZ, die Bild, die Tagespost, und der Himmel grollt in einer unbeschreiblichen Wetterküche einmal im Osten, einmal im Süden des Hauses, einmal bleiben die Fensterscheiben trocken, und die gegenüber werden vollgepladdert, ich sehe Regenbögen in Technicolor und manchmal auch nur gespenstisch verwaschen, als seien sie sich selbst ihrer Sache nicht sicher.
Die Weißwein-Ernte ist abgeschlossen, nach einem tödlichen, kochendheißen Sommer, der mir jegliches Unkraut mitsamt meinen widerständigsten Kräutern wie Salbei, Minze und Thymian vernichtet hat, gibt es jetzt zärtliche Spätsommergewitter und weiche Regenschauer, die meine Zitrone, meine Hasel, meinen Maulbeerbaum die Köpfe heben lassen. Die Stille ringsum ist so tief, dass meine Ohren rauschen. Der Rosso Piceno, der Lacrima hängt unterseits an den immer noch üppig grünen Reben und wartet auf die Vendemmia. Unsere Olivenbäume tragen, als ob sie das letzte Mal tragen würden: Kiloschwere kleine grüne Früchte. Die Kommune hat den gesamten Berg, auf dem ich residiere, zur Jagdverbotszone erklärt und alle hundert Meter Schilder aufgestellt. Ich kann es nicht glauben, dass zum Beginn der Jagdsaison am nächsten Sonntag tatsächlich endlich Schluss sein soll mit diesem furchtbaren Geballer unter meinem Schlafzimmer.
Eine ganz ganz große Sehnsucht nach der Alten Messe in Campocavallo di Osimo liegt auf meinem Herzen. Die einzige Messe, in der ich je erleben durfte, wie ein kleiner, ein demütiger, ein intensiv betender, sündiger Mensch sich während eines uralten liturgischen Rituals über sich hinaushebt und im entscheidenden Moment die Stelle Jesu Christi für mich einnimmt. Die Mundkommunion auf den Stufen des Altares mit untergehaltener Patene vornimmt, als sei er ein völlig anderer, ein Fremder, anders als der, der eben noch die profane Predigt in Italienisch gehalten hatte. Heilig heilig heilig ist dieser Mann in einem Moment zum anderen, und deshalb gerade, weil er sich völlig hingibt und nichts für sich beansprucht.
Die Landschaft vor meinem Fenster ist ewig. Die Ölbäume, voller reicher Frucht, und die Reben, langsam errötend, sind es auch.
ElsaLaska - 17. Sep, 21:34
In dieser Debatte konzentrieren sich alle viel zu sehr auf die drogensüchtigen, kaputten, asozialen Täter. (Nein, besonders viel Liebe kann ich nicht für sie aufbringen, das merkt man vermutlich an der Wortwahl, die angesichts meiner Betroffenheit noch relativ bemüht ist, nicht vollständig zur Tirade zu geraten).
Die Gottlosigkeit einer Gesellschaft macht sich nicht nur an solchen verwahrlosten Typen fest. Sondern auch daran, inwieweit Männer noch bereit sind, Zivilcourage zu zeigen. Zwei erwachsene Männer, möglicherweise auch drei oder vier, bitte, das ist ja egal - zur Not hätte auch ein einziger gereicht, hätten doch in diesem Wagon am Bahnsteig anwesend sein müssen und das alles verhindern können?
Möglicherweise auch einfach zwei, drei beherzte, schlagkräftige und selbstbewusste Frauen? Möglicherweise auch nicht schlagkräftig, aber deeskalierend wirkend einfach durch Zureden?
Das ist die Bankrotterklärung einer Gesellschaft. Asoziale Täter gibt es überall, sogar in hochreligiösen, sehr geschlossenen Gesellschaften. Publikum, das einfach wegschaut, scheint aber langsam eine Spezialität mancher europäischen durchsäkularisierten Länder zu werden. Zur Erinnerung: Bei 9/11 wehrten sich in mindestens einem Flugzeug beteiligte Passagiere, um Schlimmeres zu verhindern, obwohl sie wussten, dass sie es vermutlich selbst nicht überleben würden.
Aus meiner Studienzeit kenne ich noch die Geschichte einer Kommilitonin, die im Bus von einem Geistesgestörten gewürgt wurde, und niemand kam ihr zur Hilfe. Sie entrann nur, weil der Busfahrer irgendwann außerplanmäßig stoppte und sie "fliehen" konnte.
ElsaLaska - 16. Sep, 22:50
Neulich habe ich irgendwo auf den Online-Seiten einer katholischen(?) Zeitschrift (keine Ahnung, war es Christ in der Gegenwart?), einen Leserbrief gefunden, in der sich eine Leserin dafür bedankt, dass die Zeitschrift auch papstkritische Artikel bringt. Die Sehnsucht nach Papstkritik ist offenbar immens. Die Menschen scheinen ein unstillbares Verlangen nach Papstkritik zu haben, sie muss ein solch rares Gut sein, dass sie in ihrer Verzweiflung sogar zu katholischen Zeitschriften greifen, um irgendwie an diese Mangelware zu kommen. Das gibt mir natürlich zu denken. Aber nur einen kurzen Moment lang. In der Tat bin ich nicht deshalb katholisch geworden, um mich hinterher über den Papst aufzuregen (dazu hatte ich ja vorher ausreichend Gelegenheit).
Verdient hätte er es aber, weil er an meiner Konversion mit Schuld hat und ich jetzt nicht in den Genuss dankbarer Leserbriefe zu Einträgen bekomme, die ich nie schreiben werde.
In der Tat ziehe ich es vor, Liebesbriefe an unseren Heiligen Vater zu schreiben.
Der letzte ist schon viel zu lange her.
ElsaLaska - 16. Sep, 21:07
Ich wusste, es musste ihn geben, da draußen. Und endlich hab ich ihn gefunden. Und zwar auf
Verbum Veritatis.
Ich glaube, ich finde ihn richtig klasse. Da ist er, der Campaign-Button:

ElsaLaska - 16. Sep, 20:41
und titelt heute in den News (einige hatten die Schlagzeile auch schon gebloggt, aber von RV ist sie noch viel besser):
D: Küngs Rehabilitierung ist Teufels Wunsch
ElsaLaska - 16. Sep, 20:16
Morgen Nachmittag trifft sich die deutsche Blogozese in Aschaffenburg.
Mehr dazu - nämlich Ort und Uhrzeit - gibt es bei Scipio auf
credo ut intelligam.
Ich kann leider nicht teilnehmen, weil ich am Sonntag in aller Frühe schon nach Italien aufbreche.
Dafür plane ich Anfang Oktober ein ultramontanes Gegenprogramm in Rom mit Alipius von
rom römer am römsten. Wer in den ersten beiden Oktoberwochen ebenfalls in Rom ist, kann mir ja eine Mail schicken.
Dann wünsche ich euch viel Spaß in Aschaffenburg, jeder gibt dem Scipio ein Bussi von mir und Fotos wären toll!
Ci vediamo!
ElsaLaska - 11. Sep, 13:11
Und was trotzdem der ganzen Sache gemeinsam ist.
Der Holocaust steht selbstverständlich alleine da. Er hat die eigene, historische Qualität, die er nunmal hat. Es ist überhaupt nicht zulässig, andere Massenmorde mit dem Holocaust zu vergleichen, auch wenn die Opferzahlen tatsächlich größer sind - und das schaffen andere Massenmorde, Genozide, spielend - weil es nun mal der Holocaust ist und nicht der Mord an armenischen Christen oder die Massaker von Pol Pot. Mögen sie dieselbe Aufmerksamkeit erlangen wie die Shoah und möge man der Opfer genauso gewahr sein, wie man es mittlerweile beim Holocaust tut. Mögen man allen Opfern das gleiche Recht auf barmherziges Gedenken gewähren, ohne sie zu instrumentalisieren.
Da bin ich auch gleich beim Thema. Der Holocaust wird sehr gerne instrumentalisiert- auch von den Betroffenen, aber auch von nicht unmittelbar Betroffenen. Etwa sei der Skandal der massenhaften Abtreibung vergleichbar oder eben auch nicht vergleichbar, dem Holocaust.
Was soll diese Polemik bringen?
Dass Abtreibung nicht an sich gut ist, wissen wenigstens unterschwellig die allermeisten Beteiligten.
Dass sie aufhören, abzutreiben, nur weil man polemisch an den Holocaust erinnert, steht nicht in Erwartung.
Tatsächlich liegt dem Phänomen der Abtreibung eine Ideologie zugrunde, die lautet, Ficken ist per se ein Ausdruck der Persönlichkeit und Menschenrecht, und entstehende Menschen bei der freien Ausübung dieses grundlegenden Menschenrechtes dürfen mit Blick auf ein Menschenrecht, nämlich die sexuelle Selbstverwirklichung, ohne weiteres eliminiert werden. Das ist die Ideologie. Klingt gut, ne? Noch besser aber und immer erfolgreich zu allen Zeiten war eine wie auch immer geartete Ideologie, wenn sie einher ging mit der Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Nichts anderes passiert bei dem hochgehaltenen Recht auf Abtreibung (wie auch der großzügigen Verteilung der Pille oder von Kondomen) - lasst uns richtig Kohle machen. Da ist der Berührungspunkt zum Holocaust. Kein Mensch kann mir einreden, dass dies lediglich eine "Ideologie" gewesen sein sollte. Nein, man konnte ganz viel Geld damit verdienen, die reichen Juden endlich enteignen, den verarmten Abschaum praktischerweise gleich mit entfernen. Abtreibung ist ein Menschenrecht und zeugt von der sexuellen Freiheit der Frau, die sich keine Gedanken mehr darüber machen muss, ob der Stecher, den sie sich nun heute Abend einverleibt, auch wirklich das Kindergeld zahlen kann, wenns nachher ernst wird. Abtreibung ist zugunsten des Stechers und des Staates, denn wenn der Stecher nicht kann, so muss der Staat für ihn in die Bresche springen.
Es gibt tausend verschiedene Möglichkeiten, warum Frauen eben nicht abtreiben müssen, aber die werden nur ungern zur Sprache gebracht. Es kostet zuviel Geld. Von größerem Vorteil ist es, den Frauen einzureden, es sei nur ein Eingriff wie jeder andere auch, es handle sich lediglich um einen Zellklumpen und menschlich sei das überhaupt kein Problem.
Jetzt landen wir doch wieder beim Holocaust. Menschlich gesehen war es nämlich auch kein Problem, andere Menschen, die nicht als solche deklariert worden sind, auf Eisblöcke zu setzen und Unterkühlungsexperimente durchzuführen. So unzulässig also ein Vergleich Abtreibungsopfer-Holocaustopfer tatsächlich ist, soviel haben sie doch gemein: Die Ideologie, die Gier nach Geld und die Vehemenz, mit der Menschen das Menschsein abgesprochen worden ist.
Warum bin ich trotzdem gegen den Vergleich?
Weil wir damit mehr Schaden als Nutzen anrichten. Wenn ich eine Frau davon überzeugen möchte, dass das was sie in sich trägt, heiliges Leben ist und nicht wirtschaftlicher Schaden oder Zerstörung des Lebensplanes, dann hilft auch nicht der Verweis auf Opferzahlen jeglicher Provenienz.
Dann hilft nur der Verweis auf das je eigene Schicksal, die Einzelpersönlichkeit, die Tante, die vielleicht entgegen aller Prognosen ein Kind geboren hat und das nun die Lieblingscousine ist? Die Vorstellung, dass man selbst nur auf der Welt ist, und dankbar auf dieser Welt, weil eine Frau, womöglich beklagenswerterweise ohne einen Mann zur Seite, JA zu einem gesagt hat? JA, du sollst leben? Du sollst der Mensch werden dürfen, der dir bestimmt wurde zu sein? JA, ich habe dieses Opfer für dich gebracht, auch wenn du mir blöder Zellklumpen gerade voll in meine Lebensplanung damals geraten bist und alle sagten, ich brauche dich nicht? Wieviele Menschen kenne ich denn, ohne die mein Leben gar nicht funktionieren würde und die heute nicht hier wären, wenn ihre Mütter entschieden hätten: Och nee du, jetzt ist grad blöd, ich kann dich grad echt nicht brauchen?
Meine Ma hat JA zu mir gesagt. Das weiß ich. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl.
ElsaLaska - 10. Sep, 22:07