Italien Blog
Heute habe ich beim Osterspaziergang wieder die Nachbarin von weiter unten getroffen, zusammen mit ihrem Mann. Man hat mir eine grüne Schote mit jungen kleinen Bohnen angeboten, zum "so" essen, süß und bitter, und war ganz angetan davon, dass ich das noch nicht kannte.
Den Mann hatte ich gestern schon getroffen, er war bei der Madonnina zu gange und hat gemäht, geputzt und einen neuen, ansehnlicheren Opfertisch vor die Stele gebaut - Vorbereitung für das Fest der Madonnen am 1. Mai, da muss alles pikkobello sein. Jetzt stehen also zwei Vasen gefüllt mit Calla, Lilien und Gerbera davor, meine kleine Blume im Töpfchen und die brennende Mehrtageskerze.
Heute wurde ich gefragt, ob ich denn noch hingehen würde - si, die Madonnina besuchen - ah, und ob denn das rote Licht von mir sei?
Ja, ich wolle ein Neues entzünden heute, das alte sei schon heruntergebrannt.
Großes Danksagen, GRAZIE, GRAZIE, warmes Lächeln und anerkennendes Nicken. Ich habe was für ihre Madonnina getan, das hat meine Nachbarn beeindruckt. Sie haben sich darüber gefreut.
Das liebe ich hier an dieser Gegend. Du kannst mit ganz wenig diese Leute für dich einnehmen und - natürlich bist du immer fremd - aber du bist jetzt die Fremde, die regelmäßig eine Kerze vor der Madonnina entzündet - vor IHRER Madonnina.
Und damit ein Freund. Ein fremder Freund, aber ein Freund.
ElsaLaska - 8. Apr, 22:56
Der Hausprediger des Papstes, Raniero Cantalamessa, hat nicht nur einen super Namen für einen Pater, "singt die Messe", sondern ist auch noch Kapuziner und hat am Karfreitag im Petersdom über die Frauen gepredigt.
Bevor jetzt alle wieder stöhnend die Augen rollen, er hat was wirklich Ungewöhnliches gesagt:
>>Allein Männer waren für den Tod Jesu Christi verantwortlich. Das sagte der Hausprediger des Papstes, Raniero Cantalamessa, am Karfreitag im Petersdom. Der Kapuzinerpater betrachtete in seiner Predigt die Frauen, die unter dem Kreuz ausgeharrt hatten, und bekräftigte, dass sie nicht nur zu bewundern und zu ehren, sondern vor allem auch nachzuahmen seien. Christus sei zwar auch für die Sünden von Frauen gestorben, doch historisch seien sie „unschuldig an seinem Blut”. Die Frauen seien die ersten gewesen, die den Auferstandenen sahen, weil sie die letzten waren, die ihn, als er schon tot war, verlassen haben und auch nach seinem Tode kamen, um Salböle zu seinem Grab zu bringen. Die Apostel hingegen gaben nach Einschätzung des Kapuzinerpaters eine „klägliche Figur” ab.>>
Quelle Radio Vatikan.
ElsaLaska - 7. Apr, 20:11
also ICH erinnere mich, dass es kurz vor Weihnachten zu schütten anfing und bis Ende Januar nicht aufhörte. Danach gab es wohl eine Schönwetterperiode, aber seit ich wieder hier bin, schüttete es eine ganze Woche lang. Dann hatten wir drei Tage Sonne und heute ist es saumäßig FREDDO FREDDO FREDDO und stürmt und gießt wie aus Kannen.
Ich glaube ich verkaufe das Haus wieder und ziehe nach Sizilien!
ElsaLaska - 4. Apr, 14:26
Ich liebe Borretsch. Und jetzt habe ich gerade hinter meinem Grundstückszaun eine Riesenansammlung davon entdeckt, die bezaubernd blüht und freute mich auf eine frittata morgen mit frischem Borretsch, außerdem kann man die Blüten einzeln in Eiswürfelwasser geben und einfrieren lassen, das sieht zauberhaft aus, da entdecke ich im Internet die Warnung,
dass Borretsch LEBERTOXISCHE Inhaltsstoffe habe :(
Ess ich halt cicoria - die Nachbarin von weiter unten hat mir eine Riesenarmvoll davon geschenkt, es ist immer günstig, mit Leuten ins Gespräch zu geraten, die gerade auf ihrem Acker arbeiten - man bekommt immer was geschenkt.
Kochen wie Nudeln, lauwarm mit Olivenöl und Zitronensaft anmachen, Salz, Pfeffer drauf, ich glaub Knoblauch passt auch gut.
Ich hätte den gerne so angemacht wie diesen libanesischen lauwarmen Löwenzahnsalat, aber nirgendwo das Rezept dafür gefunden.
Der Gartenacker der Nachbarin von unterhalb ist ganz in der Nähe dieses Bildstocks, den ich seit einiger Zeit mit Blumen und einer Kerze verschönere. Eigentlich hat er das nicht nötig, weil sich eine üppige Rosenhecke darüber wölbt. Meistens stellen auch die Umwohner mal eine Vase mit Blumen auf (nachdem ich seit einiger Zeit eine Kerze dort angezündet hatte, stand auch prompt gleich wieder eine Vase dort.) Heute war ich kurz mein Blümchen (im Topf links) wässern da - fromme Taten lohnen sich also :) - der cicoria war natürlich fantastico.
Ansonsten trauere ich immer noch und frage mich schon, ob es so eine gute Idee war, hierherzufahren. Denn ich merke, dass ich mich sofort ablenke, wenn mir Vaters Sterben wieder einfällt. Und ich bin mir nicht so sicher, ob das gut ist, alles so zu verdrängen. In Deutschland geht das gar nicht, da ist ja Mama und die ganzen Sachen, seine Werkstatt und alles, was halt noch da ist.
Das Wochenende nach Ostern hat sich Besuch angesagt, meine älteste Freundin (schon unsere Mütter waren eng miteinander befreundet) möchte ihren Geburtstag hier verbringen. Das hat mich riesig gefreut. Dabei fällt mir gerade ein, es wird ja ein RUNDER! Sie wird ja vor mir 40 ... Da muss ich mir ja noch was ganz Besonderes einfallen lassen.
ElsaLaska - 3. Apr, 21:22
Vorher:
Ein tapferer kleiner Herd. Er hat fast sieben Jahre lang gedient und den Vorbesitzern wahrscheinlich zehn weitere Jahre. So lange ungefähr wurde er auch nicht geputzt. Als ich das Haus übernahm, wollte ich ihn wegwerfen. Mama bestand aber darauf, ihn erstmal gründlich zu putzen, was sehr nervig war. Sieben Jahre lang hat er dann alles über sich ergehen lassen, aber irgendwann war einfach Schluss. Er ist nämlich nichtmal 50 cm breit. Das heißt, wenn man zwei Pfannen draufstehen hat, wird es schon eng. Außerdem konnte ich den Backofen nur auf "Niedrig" - oder "Hoch" stellen, was für einen Backofen relativ wenig ist.
Außerdem begann der Lack abzublättern.
Gestern ging ich ins Elektrogeschäft, und wollte eigentlich KEINEN Herd kaufen. Aber wie es dann ist - da stand dieser fesche Bursche herum:
Es war Liebe auf den ersten Blick. Er hat einen elektrischen Forno mit allem, was ein Ofen braucht, nämlich Umluft, Grill, Ober- und Unterhitze, sogar eine Auftau-Hitze macht er mir.
Und oben Gas.
Nachher:
Und er verleiht dieser Küche den benötigten Hauch von Schick!
Ich erschrecke jedesmal, wenn ich jetzt in die Ecke schaue, weil er da so dezent und elegant herumsteht.
Jetzt muss er nur noch gut kochen.
ElsaLaska - 3. Apr, 15:59
Ich habe hier im Kühlschrank noch frische Kürbisgnocchi und weiß bislang nichts damit anzufangen. Kürbisgnocchi habe ich noch nie gegessen.
Wenn man googelt, landet man bei Rezepten mit Salbeibutter (immer gut) oder sogar Thymianbutter (mach ich fast nur zu Spargel).
Ich bin ja nicht so die Gnocchiesserin, weil ich gerne mehrgängig esse und wenn Gn. als primo kommen, dann esse ich genau drei Stück und bin danach pappsatt.
Aber gut. Kürbisgnocchi. Vielleicht sind die ja etwas "leichter" ...
ElsaLaska - 3. Apr, 12:37
ist eine großartige Wissenschaft, die sehr viel Freude macht.
Ich entdecke täglich tolle neue Pflanzen. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich keinen Eukalyptusbaum im Garten stehen habe, sondern einen Australischen Gummibaum, auch wenn er eher wie ein Eukalyptus aussieht und eben nicht wie ein Gummibaum. Jede Menge Feldulmen stehen herum - nicht gerade mediterrane Bepflanzung, würde ich sagen, und keine einzige Pinie, die ich als solche identifizieren konnte. Alles irgendwelche buckligen Kieferabarten. Das hat mich freilich enttäuscht. Aber die Vorbesitzer haben irgendwie auch keine Ahnung von einem Garten gehabt. Die Trauerweide (!!!) ist gleich eingegangen wegen Trockenheit, zwei Birken sowieso, wie komme ich denn bitte auf die Idee, Trauerweiden und Birken zu setzen.
Auf meiner persönlichen Wunschliste steht ein Granatapfelbaum - sie werden hier in jedem Alter verkauft, auch mehrere Hundert Jahre alt, so wie Olivenbäume - Einzelstücke natürlich - an so was traue ich mich nicht ran. Erstens wegen des stolzen Preise von 4000 oder gar 5000 Euro pro Exemplar, zweitens geht mir dann das Teil nachher noch kaputt, das wär ärgerlich.
Fürs erste täte es auch ein schöner Wacholder, eine ECHTE Pinie, keine Feige mehr, ich habe jetzt DREI Bäume und hoffe dann doch mal, wenigstens eine einzige ernten zu können.
Eine sehr wohlschmeckende Frucht ist übrigens die Mispel (nicht Mistel), wird beim Türken in Deutschland als Napsoli (?) in den Wintermonaten verkauft, und erstmals trägt mein Mispelbaum auch ziemlich viele davon.
Heute kamen zwei äußerst mafiös aussehende Typen ans Hoftor herangefahren und wollten mir Broccoli- und Blumenkohlsamen verkaufen - ich hab abgewinkt. Für mein gärtnerisches Talent tun es grad mal drei Sorten Salbei (heute erstanden) und zwei kleine Oleander.
Gegen einen zweihundertjährigen vom LKW gefallenen Granatapfelbaum hätte ich dagegen nichts einzuwenden gehabt.
Dann stehen hier überall diese herrlichen Khakibäume herum, kein Mensch erntet Khaki/Sharonfrucht, wahrscheinlich, weil sie überhaupt nach nichts schmecken, aber im Winter sehen sie herrlich aus, wenn die leuchtend orangegelben Früchte in den kahlen Zweigen hängen.
Ich weiß jetzt übrigens, warum ich mit dem Santa-Sana durcheinandergekommen bin, ich wollte Bohnenkraut - santoreggia - kaufen und ein Kraut, das ich nicht kenne, nennt sich auf Italienisch santolina oder umgekehrt santalino (?), das hab ich aber schon im Garten und kann nichts damit anfangen. Ein heillose santasanto-Verwirrung bei den Kräutern ist das und la santabarbara heißt auch noch auf Italienisch - Die Pulverkammer.
Da wirds dann schon mal eng.
ElsaLaska - 2. Apr, 21:44
vom Grab meines Vaters liegt das ebenfalls noch frische Grab eines jungen Türken - er ist gerade mal 16 Jahre alt geworden. Die Fahne eines türkischen Fußballvereins steckt in der Erde neben seinem - nicht Holzkreuz - wie heißt das, wenn es kein Kreuz ist, geht ja nicht, nur ein hölzernes Schildchen mit einem Dach drüber? - Ganz viele Laternen stehen drauf, Teelichter, sogar eine solarbetriebene Laterne steckt in der Erde, auf dass er viel Licht haben möge. Und zu jeder Stunde glüht in einer Schale Weihrauch vor sich hin. Ich weiß nicht, wie sie das machen, ob die Angehörigen jeden Tag viermal hingehen und diesen Weihrauch anzünden - jedenfalls glüht der immer und duftet und raucht das ganze Geviert ein. Es gefällt mir. In der Reihe dahinter ist ein älteres, bereits eingefasstes Grab eines 18jährigen, man hat ein Fotomedaillon auf dem Grabstein angebracht. Er war bei der Bundeswehr und ist entweder im Kosovo oder in Afghanistan gestorben, ich kriege es nicht mehr erinnert, weil ich mittlerweile in der Küche in Italien sitze und nicht mehr nachschauen gehen kann.
Aber es gibt auch gute Nachrichten.
Gestern mittag klappte ich die Läden des Kaminzimmers auf, das ist im ersten Stock, man kann von dort aus die ganzen Reben des Nachbarn überblicken und in der Ferne sehe ich eine weißhaarige Gestalt mit Kappe langsam die Reben abschreiten, die jetzt die ersten kleinen Blättchen bekommen - es ist Armando. Er lebt noch und ist sogar in der Lage, wie es scheint, alleine einen kleinen Spaziergang zu machen - wie er es immer zu tun pflegte - nach dem Wein schauen.
Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Morgen oder übermorgen werde ich rübergehen und ihn begrüßen. Schön, dass mein "italienischer Vater" wenigstens noch am Leben ist - ich hatte nicht damit gerechnet, ihn nochmal lebendig anzutreffen.
Insofern ist es gut, hier zu sein. Sowieso.
ElsaLaska - 27. Mär, 21:48
Jede italienische Tageszeitung ist voll mit Nachrichten aus dem Kirchenstaat. Alle schauen auf den Papst. Immer gibt es Meldungen aus dem Kirchenlager. Das gehört einfach dazu.
So war es dann wieder selbstverständlich, dass, während Italien von einer neuen Fußballtragödie geschüttelt wird, sich die Jungs aus Rom einmischen. Und wie immer finde ich, haben sie Bedenkenswertes beizutragen.
Während des Spiels Catania-Palermo wurde ja ein Polizist getötet.
Nun äh, merkt man ja schon auf, dass es nicht Juve-Mailand war oder so, sondern eben Catania-Palermo. Das heißt, wenn da jemand getötet wurde - nun gut, ohne jetzt die Hintergründe zu kennen - denke ich mir schon was.
Also, Tarcisio Bertone, einer der großen tifosi im Kirchenstaat, ist schwer erschüttert und schlägt etwas vor, was natürlich erstmal rigoros und schwerst übel klingt, aber ich finde, er hat recht:
Über die Gewalt in italienischen Fußballstadien, die kürzlich in Catania zum Tod eines Polizisten führte, ist auch der Vatikan besorgt. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, ein erklärter Fußballfan, begrüßte den nach dem Polizistentod verhängten eintägigen Spielstop - diese Maßnahme reiche allerdings nicht aus. Die italienische Gesellschaft brauche auf politischem Niveau wie in den Familien eine Erziehung zum Gewaltabbau. Die Vatikanzeitung “L`Osservatore Romano” setzt sich gar für eine einjährige Spielpause oder für Spiele ohne Zuschauer während eines Jahres ein, um den “Calcio” zu reinigen und “von Grund auf neu zu durchdenken”. (varie)
EIN JAHR!!! Ohne Fußball
!!!
Das hält kein Italiener aus. Bertone sollte verlangen, dass alle Italiener einmal die Woche in die Kirche gehen und Buße tun. Vor jedem Ligaspiel eine Messe gelesen wird. Sie würden sich auf alle Forderungen einlassen - hauptsache, es wird weitergespielt.
ElsaLaska - 4. Feb, 23:03
Bei Wetter mit starkem Wind aus wechselnden Richtungen das Kaminfeuer NIE herunterbrennen lassen. Immer für eine lebhafte Flamme sorgen. Sonst stäubt es dir den ganzen Qualm rückwärts den Kamin wieder runter in die Bude.
*hustet*
ElsaLaska - 19. Jan, 21:16