>>So müssen wir damit rechnen, dass die armen, wehrlosen Kranken über kurz oder lang umgebracht werden. Warum? Nicht, weil sie ein todeswürdiges Verbrechen begangen haben! Nicht etwa, weil sie ihren Wärter oder Pfleger angegriffen haben ... Nein, nicht aus solchen Gründen müssen jene unglücklichen Kranken sterben, sondern darum, weil sie nach dem Urteil irgendeines Amtes, nach dem Gutachten irgendeiner Kommission lebensunwert geworden sind, ... Arme Menschen, kranke Menschen, unproduktive Menschen meinetwegen. Aber haben sie damit das Recht auf das Leben verwirkt? Hast du, habe ich nur solange das Recht zu leben, solange wir produktiv sind, solange wir von anderen als produktiv anerkannt werden? Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet,dass man den unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozess ihre Kraft, ihre gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüßt haben! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen gewaltsam beseitigen darf, dann wehe unseren braven Soldaten, die als schwer Kriegsverletzte, als Krüppel, als Invalide in die Heimat zurückkehren. Wenn einmal zugegeben wird, dass Menschen das Recht haben, unproduktive Mitmenschen zu töten,...dann ist der Mord an uns allen, wenn wir alt und altersschwach und damit unproduktiv werden, freigegeben. Dann ist keiner von uns seines Lebens mehr sicher.<<
Note to Bischof Oster: Diese Predigt wurde nicht verlinkt.
ElsaLaska - 4. Mär, 20:01
Mamma hatte sie in ihren letzten Tagen, als sie sah, dass es zu Ende ging, ohne Hilfe ins Auto geschafft, vorher hatte sie ein Bett im Wohnzimmer aufgeschlagen, auch ohne Hilfe.
Sie holte die demente Frau, die jetzt gelähmt von einem Schlaganfall war, auf eigene Verantwortung zu sich. Weg von ihrer Schwester, aus Gründen, die jetzt hier egal sind, jedenfalls dachte sich meine Mamma, wenn meine Mutter sterben muss, dann soll sie hier bei mir sterben, obwohl gar nicht wirklich Platz war, aber Papa pflichtete ihr immerhin bei.
Die letzten Tage verbrachte meine Oma also bei uns, im Wohnzimmer, das nun zum Krankenzimmer umfunktioniert war, genau wie jetzt auch.
Mamma war Tag und Nacht an ihrer Seite, sie ermahnte mich, wenn ich über ihren Zustand sprach, als sei sie nicht mehr wahrnehmungsfähig. Denn sie hatte ja nur einen Schlaganfall gehabt, hören und verstehen konnte sie sehr wohl noch.
Ich habe damals viel gelernt.
Das Sterben meiner Oma zog sich über drei Tage hin. Sie hatte sich, was man sonst nur in Büchern liest, "mit dem Gesicht zur Wand gedreht" - so war es.
Ihre eine Hand fuhr dennoch unablässig über die Bettdecke, in einer "erntenden" Bewegung, leicht gekrümmt, als wolle sie etwas mit der Hand zusammenstreichen und somit einsammeln. Auch davon hatte ich einmal gelesen, dass Sterbende dies manchmal tun. Wie man überhaupt in alten Büchern viel mehr und Bedeutsameres lesen kann, weil die Menschen damals noch beobachteten, weil ihnen nichts fremd war.
Warum schreibe ich das gerade?
Keine Ahnung. Es ist nur eine Erinnerung.
Als meine Oma dann gestorben war, sie durfte zu Hause also unter der Obhut meiner Mutter sterben, band man ihr das Kinn hoch und die Frauen übernahmen es, den Körper zu waschen, ihm somit die vorletzte Ehre zu erweisen. Dann bahrte man sie auf.
Ihre Töchter und zum Teil deren Nachkommen, also ihre Enkel, fanden sich ein und saßen nebeneinander auf der Couch. Schweigend. In den Anblick ihrer toten Mutter und Großmutter vertieft - den eigenen Erinnerungen nachhängend. Sie hatte insgesamt vier Töchter und einen Sohn. Der Sohn und eine Tochter waren vor ihr verstorben.
Mir ist wieder eingefallen, warum ich es schreibe.
Meine Mamma war bis zur letzten Minute ihrer eigenen Mutter aufmerksam, fürsorgend und wach und darüber hinaus.
Ich konnte meiner Oma anmerken, dass sie ruhig wurde und sich aufgehoben wusste.
Meine Mutter hatte in diesen Dingen das Herz einer Löwin.
Und ich habe nichtmal das einer Gazelle.
ElsaLaska - 4. Mär, 17:31
>>Franziskus erinnerte an die „prophetischen Worte“ Benedikts XVI. vom 12. November 2012 bei dessen Besuch in einem Seniorenheim der Gemeinschaft „Sant’Egidio“: „Die Qualität einer Gesellschaft, ich möchte sagen einer Zivilisation, beurteilt sich auch danach, wie die alten Menschen behandelt werden und welcher Platz ihnen im gemeinsamen Leben vorbehalten ist. Wer den alten Menschen Raum gibt, gibt dem Leben Raum! Wer die alten Menschen annimmt, nimmt das Leben an!“
Vielfach jedoch würden die alten Menschen nur als Ballast angesehen und ausgesondert, „weggeworfen, weil sie nichts produzieren“. So käme es, dass sich alte Menschen selbst als Last empfänden und in den Schwierigkeiten und Einschränkungen des Alters oft auf sich allein gestellt seien. An seine Erfahrung als Bischof von Buenos Aires erinnernd betonte Franziskus, dass es eine Todsünde sei, seine alten Eltern zu vernachlässigen, nicht zu besuchen und sich nicht um sie zu kümmern. Gemäß ihrer Tradition nämlich habe die Kirche immer eine Kultur der Nähe und die Bereitschaft gefördert, den alten Menschen voll Liebe und Solidarität beizustehen.<< brought to you by
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Danke, Heiliger Vater (Heilige Väter:-) ), für die ermutigenden Worte.
Wer sich um seine alten Eltern kümmert und das sind doch viel mehr, als man gemeinhin glaubt, der weiß diese guten Worte zu schätzen. Daneben geht es natürlich nicht nur um Einzelschicksale, sondern allgemein um die Einstellung unserer Gesellschaft, und hier besteht Verbesserungsbedarf.
ElsaLaska - 4. Mär, 15:12