Danke, dass Sie ausdrücklich auch an die unsagbar geschlagenen Angehörigen des Co-Piloten gedacht und um das Gebet auch für diese gebeten haben.

Ich las, dass sich die (evangelische) Gemeinde in Montabaur, zu der die Familie L. offenbar gehörte, sich jetzt intensiv um die Familie kümmert. Gott sei Dank, und da kann man sehen, was heute sonst kaum mehr plausibel zu machen ist: dass das Evangelium und sein "Träger", die Kirche(n) etwas geben kann, das schlechthin nichts und niemand sonst zu geben in der Lage ist.

es war mir ein dringendes Anliegen. Noch dazu, weil immer noch so viele Fragen offen sind und nun "Feuer frei" in manchen Medien und auch in manchen /vielen Internetkommentaren auf A. L. gilt.
Natürlich kann ich auch die Wut verstehen, aber sie sollte in einem solchen Falle nie die Oberhand gewinnen über das, was uns Menschen wirklich verbindet. Nämlich Empathie, Mitgefühl, Betroffenheit und Trauer. Und letztlich, auch wenn das schier unmöglich scheint, sollte Vergebung möglich sein.
Wenn das nicht geht, was psychologisch auch verständlich sein mag, so sollten doch zumindest die Angehörigen, die wirklich nichts dafür können und vielleicht noch stolz auf den jungen Mann waren, der als Pilot gearbeitet hat, verschont bleiben bzw. mit besonderer Liebe und Mitgefühl betrachtet werden.

Der "Täter" war wahrscheinlich krank". Ich hoffe, dass Gott es weiß!

Ich erinnere mich noch eines einfachen, aber einfach wahren und zutiefst christlichen Satzes, den der frühere Bundespräsident Johannes Rau bei der Trauerfeier für die Opfer des Massakers von Erfurt im April 2002 auf den Stufen des Erfurter Domes gesagt hat: „Was immer ein Mensch getan hat, er bleibt ein Mensch.“ Das gilt auch für Andreas L. Er war einer von uns. Das beschönigt nichts an der schrecklichen Tat, aber es kann vor jeder Art von moralischer Überlegenheit bewahren, die auch nichts mit Trauer und Anteilnahme zu tun hat.

Es kann auch davor bewahren, dieses schreckliche Ereignis medial auszuschlachten (was sollen die Dutzende Kameras vor dem Elternhaus von Andreas L.?) - einmal abgesehen davon, dass jeden Tag Fürchterliches unter uns geschieht, das genauso viel Aufmerksamkeit, Nachdenken über unser Beteiligtsein und Anteilnahme für die Opfer verdiente wie der Flugzeugabsturz.

Das ist kein kaltherziges Ablenken von den Opfern und von denen, die um sie trauern; auch kein Ersatz für Anteilnahme, Innehalten und Beistand. Niemand kann das Leid ermessen, das jetzt Angehörige der Opfer zu ertragen haben. Manche werden sich daran ein Leben lang abarbeiten und unter dem Verlust leiden.

Und doch hilft uns auf Dauer wohl nur eines: die Dankbarkeit für das vergangene Leben – auch wenn es nur eine kurze Zeitspanne dauerte; das Vertrauen darauf, "dass Gott aus allem auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will" (Dietrich Bonhoeffer); und die Bitte, die im Passionschoral „O Haupt voll Blut und Wunden“ so eindrücklich in Worte gefasst und die J.S. Bach in seiner Matthäus-Passion bewusst direkt nach dem Sterben Jesu am Kreuz gesetzt hat:
"Wenn ich einmal soll scheiden, / so scheide nicht von mir, / wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür; / wenn mir am allerbängsten / wird um das Herze sein, / so reiß mich aus den Ängsten / kraft deiner Angst und Pein."