Themenwechsel in der Kirche.
Unter diesem Titel schreibt Stephan Baier in Die Tagespost einen Kommentar zur österreichischen "Pfarrerinitiative" und ihren Aufruf zum Ungehorsam; online auch auf kath.net zu lesen:
>>Die Architekten, Statiker, Baumeister und Maurer, die sich für den Umbau der katholischen Kirche bewerben, sind im Kirchenmilieu beheimatet, organisiert und großteils auch finanziert. Da diskutieren Funktionäre mit Funktionären Funktionärsthemen. Und das seit vielen Jahren.
Der Effekt ist ein rapider Bedeutungsverlust der Kirche im einst katholischen Österreich. Das liegt nicht am viel gescholtenen Zölibat oder an Rom. Die Kirche wird von einer säkularisierten Gesellschaft nicht mehr als „Stadt auf dem Berg“, die Christen werden nicht mehr als „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ wahrgenommen, wenn die Identitätsmerkmale der Kirche nur mehr als Problem debattiert werden, statt in ihrer Zeichenhaftigkeit erklärt zu werden. Beispiel Zölibat: Es ist ein veritables Wunder, dass sich psychisch gesunde junge Männer noch immer für die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen entscheiden und in die Lebensform Jesu eintreten, obwohl sie täglich – weniger von Fernstehenden als von Theologen und Priestern – mit Infragestellungen und Zölibatskritik bombardiert werden.<<
[Hervorhebung von mir.] Herzlichen Dank, Stephan Baier, dass es einfach mal so klar ausgesprochen und in Zusammenhang gebracht wird. Ich finde das schon längst einen Skandal.
Ganzer Artikel hier.
>>Die Architekten, Statiker, Baumeister und Maurer, die sich für den Umbau der katholischen Kirche bewerben, sind im Kirchenmilieu beheimatet, organisiert und großteils auch finanziert. Da diskutieren Funktionäre mit Funktionären Funktionärsthemen. Und das seit vielen Jahren.
Der Effekt ist ein rapider Bedeutungsverlust der Kirche im einst katholischen Österreich. Das liegt nicht am viel gescholtenen Zölibat oder an Rom. Die Kirche wird von einer säkularisierten Gesellschaft nicht mehr als „Stadt auf dem Berg“, die Christen werden nicht mehr als „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ wahrgenommen, wenn die Identitätsmerkmale der Kirche nur mehr als Problem debattiert werden, statt in ihrer Zeichenhaftigkeit erklärt zu werden. Beispiel Zölibat: Es ist ein veritables Wunder, dass sich psychisch gesunde junge Männer noch immer für die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen entscheiden und in die Lebensform Jesu eintreten, obwohl sie täglich – weniger von Fernstehenden als von Theologen und Priestern – mit Infragestellungen und Zölibatskritik bombardiert werden.<<
[Hervorhebung von mir.] Herzlichen Dank, Stephan Baier, dass es einfach mal so klar ausgesprochen und in Zusammenhang gebracht wird. Ich finde das schon längst einen Skandal.
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ElsaLaska - 6. Sep, 13:09
Deine Hervorhebung, liebe Elsa,
Wer die katholische Kirche Österreichs und die Situation im Land nicht wirklich kennt, dessen Diagnose der österr. Kirche würde ich nicht trauen – und tue es nicht, schließlich lebe ich hier und erlebe das Geschehen hautnah mit.
Der von S.B. beschworene „Hauch des Vorgestrigen“ hat nicht viel mit Österreich zu tun, vielmehr handelt es sich um ein Phänomen des deutschsprachigen Raums: Initiativen mit den ewiggleichen „Reformanliegen“ gibt es in diesem Kulturraum überall. Dagegen gab es hierzulande (mindestens in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle) sogar ein zeitweises Zusammenarbeiten.
„Da diskutieren Funktionäre mit Funktionären Funktionärsthemen. Und das seit vielen Jahren. Der Effekt ist ein rapider Bedeutungsverlust der Kirche im einst katholischen Österreich.“ Das ist eine unzulässige Vermischung von Themen: Wie im vorigen Absatz erklärt, sind einerseits die Fronten nicht mehr so erstarrt, und andererseits muss die „Funktionärsdebatte“ aktuell auf die „Pfarrer-Initiative“ bezogen werden, gerade wenn man den Katalog der 7 Forderungen betrachtet.
Aber auch bezüglich der von Pfarrern erhobenen Forderungen ist die Situation differenzierter zu sehen. Der angesprochene Forderungskatalog ist zunächst aus den ehrlich festgestellten Nöten des Priestermangels (der wiederum im gesamten deutschsprachigen Raum anzutreffen ist) hervorgegangen: Besonders im ländlichen Raum kommen viele Pfarrer durch die Betreuung mehrer Pfarren und den Mehrfachbelastungen gar nicht mehr zur Seelsorge, Verzweiflung und Burnout sind keine untypischen Auswirkungen.
Während nun in der Erzdiözese Wien im Rahmen des seit drei Jahren laufenden Reformprozesses „Apostelgeschichte 2010“ viele Weichen bereits gestellt wurden, gibt es in anderen Diözesen einen Nachholprozess. So erklärt sich, dass Pfarrer in Wien in die Reformen eingebunden sind, die „Pfarrer-Initiative“ aber österreichweite Anliegen vertreten will. In Wien also sind unter der Führung des Kardinals wesentliche Punkte des Forderungskatalogs bereits umgesetzt:
Es gibt (vereinzelt, aber doch) verheiratete Priester, es gibt Laien als „Pfarr-Vorsteher“, und die Kommunionsspendung in der konkreten Situation an Geschieden-Wiederverheiratete ist eine von der Erzdiözese Wien befürwortete pastorale Praxis. Wie hat es die „starke Frau in Wien“, Veronika Prüller-Jagenteufel, formuliert: „Das oberste Prinzip des Gesetzes wie auch der Handlungen der Kirche ist das Heil der Menschen…, da kann man im konkreten Fall auch am Gesetz vorbeischrammen oder sogar ausdrücklich dagegen handeln. Dieser Spielraum muss sein und diesen Spielraum gibt es.“
Wie schreibt S.B. auf kath.net weiter: „Der „Aufruf zum Ungehorsam“ des Vorstands der „Pfarrer-Initiative“ macht ein tiefes Problem der Kirche in Österreich sichtbar: Längst wissen die Bischöfe, dass viele Priester praktischen Ungehorsam leben, dass viele ihr Zölibatsversprechen aufgegeben oder irgendwie verschlampt haben, dass viele sich um weltkirchliche und bischöfliche Vorgaben wenig scheren.“ Befund und Wortwahl sind daneben, anders kann man es nicht bezeichnen.
Die Doppelmoral am Zustand, aber auch im Umgang mit Pfarrern, die in Beziehungen leben, ist AUCH ein Problem in der österreichischen Kirche, aber genauso innerhalb der deutschen und schweizerischen Schwesterkirchen. So muss - wie überall - auch in Österreich dagegen angegangen werden: Hier ist die „Pfarrer-Initiative“ einerseits als mutig anzusehen – andererseits schrammt sie doch am Problem vorbei, denn das bloße Einfordern von verheirateten Priestern und des Frauenpriestertums wird die “Zölibats- und Gehorsamsproblematik“ nicht lösen.
S.B. schreibt weiter: „Österreichs Bischöfe können zum „Aufruf zum Ungehorsam“ nicht schweigen, weil es eben nicht um eine praktischere, effizientere Organisation der Seelsorge geht, auch nicht darum, unnötigen Ballast abzuwerfen.“ Die Bischöfe dieses Landes schweigen auch gar nicht, dafür interessiert sich S.B. aber nicht. Bischof Egon Kapellari beispielsweise hat (neben seiner grundsätzlichen Ablehnung des Ungehorsams) festgehalten, dass es Punkte gibt, über die in Österreich gesprochen werden kann, und dass andererseits Grundsatzfragen wie das Frauenpriestertum nur von einem Konzil bewertet werden können. Im Auftrag von Kardinal Christoph Schönborn hat die bereits genannte Veronika Prüller-Jagenteufel auf die Punkte hingewiesen, die in Wien bereits beschlossen sind und umgesetzt werden., usw. Von Schweigen also keine Rede.
Auf kath.net heisst es weiter: „Nicht ob die Bischöfe nun Dutzende Priester suspendieren können, ist die Frage, sondern ob sie einem den Kirchenstreit von Ferne beobachtenden Publikum neu erklären wollen, was die Kirche ist und wem sie dient.“ Von Ferne? Das Publikum ist hierzulande dicht dran, wenn man sich die vielfältigen Reaktionen auf die Medienkampagne der „Pfarrer-Initiative“ ansieht, auf jeden einzelnen Online-Artikel in „DerStandard“ allein gibt es zwischen 500 und 2.000 Postings.
Auch die österreichischen Blogger sind alles andere als untätig, greifen wir drei Beispiel heraus: In „Danke, Herr Pfarrer“ http://www.pfarrerinitiative.at/ haben wir eine Plattform geschaffen, wo sich jeder Gläubige für die großartige Arbeit bedanken kann, die (österreichische) Priester und Pfarrer leisten. In diesem Beitrag (einer unter vielen) wurde auf Grundsätzliches zur „Pfarrer-Initiative“ hingewiesen http://zeitzubeten.org/2011/08/23/cui-bono-monsignore-schuller/ und auf Facebook gibt es den Aufruf zum „Gebet für die KJirche Österreichs“ http://www.facebook.com/pages/Gebet-f%C3%BCr-die-Kirche-%C3%96sterreichs/111916968911096