Meine erste Missa Tridentina in Campocavallo di Osimo.
[Update: Hier also nochmal hochgepostet. Von Pfingsten 2009 ursprünglich.]
Durch dieses Video auf gloria tv, zuerst entdeckt auf dem Blog von Father Z, über die Erstkommunion des kleinen Beniamino im Alten Ritus bin ich auf das Santuario della Beata Vergine Addolorata in Campocavallo aufmerksam geworden. Dort wird täglich die Alte Messe als Frühmesse gefeiert, an Sonn- und Feiertagen als nachmittägliche Messe, von den Franziskanern der Immakulata. Letzten Sonntag wollte ich schon hin, aber da war es derartig heiß, dass ich meinem Hundchen die längere Anfahrt im Auto nicht zumuten wollte, heute hat es dann endlich, dank kühlem Dauerregen, geklappt.
Zum Santuario selbst, das einfach wunderschön ist, mache ich noch einen eigenen Eintrag mit Fotos.
Eine Frage, die ich für mich selbst klären wollte, war: Bereite ich mich darauf vor? Lese die Texte in Latein und italienischer bzw. deutscher Übersetzung schon mal vorab, oder lasse ich alles auf mich zukommen? Nacht(b)revier-Leser christian gab mir den Tipp, es doch einfach ohne Vorbereitung zu versuchen beim ersten Mal. Viele Dinge seien mir eh schon vom Novus Ordo her noch vertraut. Also wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und holte mir zwar eine der ausliegenden Broschüren zum Ablauf der Missa Tridentina, spähte aber nur hin und wieder mal hinein, um zu wissen, an welcher Stelle wir uns gerade befinden. Zum Singen des Glaubensbekenntnisses war das Heft dann aber doch eine große Hilfe. Ansonsten ließ ich mich einfach überwältigen.
Schon der Einzug war an Feierlichkeit nicht zu überbieten, und das ganz ohne vorangetragenes Kreuz oder Fahnen. Mir fielen sofort die edlen, aber nicht opulenten, Gewänder der Ministranten und des Priesters auf, sowie dessen immense Versammeltheit und Konzentration. Bei der Segnung der Gemeinde mit Weihwasser dann zu Beginn wurde ich gleich tüchtig nass, das war der zweite Sinneseindruck nach dem Schauer, der mich beim Anblick des Einzugs überlaufen hatte. Als nächstes fühlte ich mich emporgehoben von einem überirdischen Gesang, und ich dachte mir noch - mamma mia, Leute, was habt ihr für eine erstklassige Schola. Die Schola bestand, so stellte ich später fest, aus lediglich zwei brillanten Vorsängern, wobei ihnen auch die gute Akustik der Basilika zuhilfe kam. Unaufhörlich, ohne Innehalten, ja fast ohne Einatmen entfaltete sich der lateinische Gesang, das Kyrie - ja ich weiß nicht was noch alles, viel Halleluja - ich kenne mich da ja überhaupt nicht aus. Dann der Weihrauch - es wird ja ständig inszensiert und ich war etwas auf Entzug nach den normalen Messen hier in meinem Dörfli - etwas so Überirdisches habe ich noch nie erschnuppert. Er war nicht zitronig oder balsamisch, wie die meisten Weihrauchsorten, die ich kenne, sondern hatte ein intensives Rosenaroma. Vorhin, als ich heimkehrte, und an meinen Rosen vorbeilief, wurde ich noch einmal daran erinnert. Aber diesem Weihrauch stehen selbst meine Rosen hinterher.
Die Stellen, die der Priester alleine sang, wozu auch die Lesungen gehörten, versetzten mich in eine Art Traumzustand. Ich habe, wohlgemerkt, kein einziges Wort verstanden. Ich kann zwar Latein lesen, aber im gesprochenen Latein verstehe ich grad das Vaterunser, oder Gloria oder Sanctus halt, weil ich die Texte gut kenne.
Einen Moment lang war ich dann irritiert, weil eben doch der größte Teil der kultischen Handlung dem Kreuz zugewandt erfolgt - sollte, konnte ich mich ausgeschlossen fühlen? Doch dann setzte wieder ein Gesang oder ein priesterliches gesungenes Gebet ein und meine Irritation verschwand. Ich fühlte mich - ich benutze das schöne Wort jetzt mal - vollständig hineingenommen in eine Handlung, die mit mir selbst insofern etwas zu tun hatte, als sie zur größeren Ehre Gottes stattfand, und der ich mich hingeben konnte und durfte, um mich selbst und meinen Alltag vollständig zu vergessen und mich zu IHM zu erheben.
Dabei waren nicht nur die Sinneseindrücke von Weihwasser, Weihrauch, himmlischem Gesang wesentlich, sondern auch die Wahrnehmung von vollständiger Hingabe, Liebe und allergrößter Achtsamkeit bei den Zelebrierenden. Ein bleibender Eindruck hinterließ auch die Wandlung - die emporgehaltene konsekrierte Hostie nicht in den Kirchenraum hinein, sondern hoch zum Kruzifix, erschien mir ungewöhnlich, aber in letzter Konsequenz absolut schlüssig. Der Zeitpunkt der Austeilung nahte und ich überlegte hin und her, wie sie von statten gehen sollte. Kniebänke konnte ich nirgends entdecken. Würde ich mich in eine Schlange einreihen müssen, wie ich es schon kannte - und nicht besonders mochte? Da gingen die ersten nach vorne und knieten sich selbstverständlich auf die erste Stufe zum Altar, in einem Halbkreis also - da diese Stufen bogenförmig zum Altar emporführten. Da zog es mich aus meiner Bank. Kniend, auf der ersten Stufe zum Altar den Leib des Herrn empfangen, das ganze Herz sagte JA dazu.
Und es tat einen Hüpfer, als auch noch die beiden Sänger herunterkamen direkt zu uns und unsere Kommunion mit ihrem Gesang begleiteten. Ich darf sagen, nie habe ich eine schönere Kommunion empfangen - unter hellstem, klarsten lateinischem Gesang, in Schwaden von rosenduftigem Weihrauch, eine Patene wurde mir untergehalten, ich brauchte keine Angst um Krümel zu haben oder dass mir das Allerheiligste irgendwie von den Lippen rutschen könnte - für alles war gesorgt. Da ich eine sentimentale Urschel bin, kamen mir auch prompt die Tränen vor Glück und angesichts der Heiligkeit dieses Momentes. Der Rest ist Schweigen :-).
Zum Publikum noch: Wir waren etwas über 30 Teilnehmer, darunter die üblichen italienischen schwarzgekleideten Matronen, einige Frauen in meinem Alter, einige jüngere, auch zwei drei Kinder. Zwei regelrechte FREAKS konnte ich ausmachen, nachlässig gekleidet in unsäglich abgewaschenen Jeans und labbrigen T-Shirts, aber je mit einem ziegelsteingroßen Missale (?) ausgestattet mit Goldschnitt.
Wir können Papa Benedetto gar nicht genug danken, dass er es uns ermöglich hat, unsere alte Liturgieform, die mich streckenweise regelrecht byzantinisch anmutete, wieder zelebrieren zu dürfen. Die Früchte, die dieses Zugeständnis trägt, sind unübersehbar. Und wäre ich ein toter Holzklotz, der bei dieser Messe keine einzige Empfindung in sich hätte aufsteigen fühlen, alleine die Liebe und Hingabe, die Sorgfalt und die Achtsamkeit der Ausführenden und ihr Bemühen um Heiligkeit ist Zeugnis und Grund genug, von Herzen JA zu sagen zu unserer alten Liturgie. Beide Formen schließen sich nicht aus. Nur, weil die eine wieder gefeiert werden darf, heißt das nicht, dass die neue nun abgeschafft werden soll, das ist doch überhaupt keine Debatte.
Aber wenn ich die freie Wahl hätte, und das bedeutete für mich (reine Utopie): In jeder Pfarrei wenigstens einmal in der Woche auch das Angebot für die Alte, dann würde ich persönlich nur noch die Missa Tridentina besuchen. Sie ist ein Herzöffner, auch und gerade für die Ausführenden, und dadurch auch für die Teilnehmer.
Aber vielleicht hatte ich auch gerade nur besonderes Glück mit dieser Missa bei den Franziskanern.
Durch dieses Video auf gloria tv, zuerst entdeckt auf dem Blog von Father Z, über die Erstkommunion des kleinen Beniamino im Alten Ritus bin ich auf das Santuario della Beata Vergine Addolorata in Campocavallo aufmerksam geworden. Dort wird täglich die Alte Messe als Frühmesse gefeiert, an Sonn- und Feiertagen als nachmittägliche Messe, von den Franziskanern der Immakulata. Letzten Sonntag wollte ich schon hin, aber da war es derartig heiß, dass ich meinem Hundchen die längere Anfahrt im Auto nicht zumuten wollte, heute hat es dann endlich, dank kühlem Dauerregen, geklappt.
Zum Santuario selbst, das einfach wunderschön ist, mache ich noch einen eigenen Eintrag mit Fotos.
Eine Frage, die ich für mich selbst klären wollte, war: Bereite ich mich darauf vor? Lese die Texte in Latein und italienischer bzw. deutscher Übersetzung schon mal vorab, oder lasse ich alles auf mich zukommen? Nacht(b)revier-Leser christian gab mir den Tipp, es doch einfach ohne Vorbereitung zu versuchen beim ersten Mal. Viele Dinge seien mir eh schon vom Novus Ordo her noch vertraut. Also wagte ich den Sprung ins kalte Wasser und holte mir zwar eine der ausliegenden Broschüren zum Ablauf der Missa Tridentina, spähte aber nur hin und wieder mal hinein, um zu wissen, an welcher Stelle wir uns gerade befinden. Zum Singen des Glaubensbekenntnisses war das Heft dann aber doch eine große Hilfe. Ansonsten ließ ich mich einfach überwältigen.
Schon der Einzug war an Feierlichkeit nicht zu überbieten, und das ganz ohne vorangetragenes Kreuz oder Fahnen. Mir fielen sofort die edlen, aber nicht opulenten, Gewänder der Ministranten und des Priesters auf, sowie dessen immense Versammeltheit und Konzentration. Bei der Segnung der Gemeinde mit Weihwasser dann zu Beginn wurde ich gleich tüchtig nass, das war der zweite Sinneseindruck nach dem Schauer, der mich beim Anblick des Einzugs überlaufen hatte. Als nächstes fühlte ich mich emporgehoben von einem überirdischen Gesang, und ich dachte mir noch - mamma mia, Leute, was habt ihr für eine erstklassige Schola. Die Schola bestand, so stellte ich später fest, aus lediglich zwei brillanten Vorsängern, wobei ihnen auch die gute Akustik der Basilika zuhilfe kam. Unaufhörlich, ohne Innehalten, ja fast ohne Einatmen entfaltete sich der lateinische Gesang, das Kyrie - ja ich weiß nicht was noch alles, viel Halleluja - ich kenne mich da ja überhaupt nicht aus. Dann der Weihrauch - es wird ja ständig inszensiert und ich war etwas auf Entzug nach den normalen Messen hier in meinem Dörfli - etwas so Überirdisches habe ich noch nie erschnuppert. Er war nicht zitronig oder balsamisch, wie die meisten Weihrauchsorten, die ich kenne, sondern hatte ein intensives Rosenaroma. Vorhin, als ich heimkehrte, und an meinen Rosen vorbeilief, wurde ich noch einmal daran erinnert. Aber diesem Weihrauch stehen selbst meine Rosen hinterher.
Die Stellen, die der Priester alleine sang, wozu auch die Lesungen gehörten, versetzten mich in eine Art Traumzustand. Ich habe, wohlgemerkt, kein einziges Wort verstanden. Ich kann zwar Latein lesen, aber im gesprochenen Latein verstehe ich grad das Vaterunser, oder Gloria oder Sanctus halt, weil ich die Texte gut kenne.
Einen Moment lang war ich dann irritiert, weil eben doch der größte Teil der kultischen Handlung dem Kreuz zugewandt erfolgt - sollte, konnte ich mich ausgeschlossen fühlen? Doch dann setzte wieder ein Gesang oder ein priesterliches gesungenes Gebet ein und meine Irritation verschwand. Ich fühlte mich - ich benutze das schöne Wort jetzt mal - vollständig hineingenommen in eine Handlung, die mit mir selbst insofern etwas zu tun hatte, als sie zur größeren Ehre Gottes stattfand, und der ich mich hingeben konnte und durfte, um mich selbst und meinen Alltag vollständig zu vergessen und mich zu IHM zu erheben.
Dabei waren nicht nur die Sinneseindrücke von Weihwasser, Weihrauch, himmlischem Gesang wesentlich, sondern auch die Wahrnehmung von vollständiger Hingabe, Liebe und allergrößter Achtsamkeit bei den Zelebrierenden. Ein bleibender Eindruck hinterließ auch die Wandlung - die emporgehaltene konsekrierte Hostie nicht in den Kirchenraum hinein, sondern hoch zum Kruzifix, erschien mir ungewöhnlich, aber in letzter Konsequenz absolut schlüssig. Der Zeitpunkt der Austeilung nahte und ich überlegte hin und her, wie sie von statten gehen sollte. Kniebänke konnte ich nirgends entdecken. Würde ich mich in eine Schlange einreihen müssen, wie ich es schon kannte - und nicht besonders mochte? Da gingen die ersten nach vorne und knieten sich selbstverständlich auf die erste Stufe zum Altar, in einem Halbkreis also - da diese Stufen bogenförmig zum Altar emporführten. Da zog es mich aus meiner Bank. Kniend, auf der ersten Stufe zum Altar den Leib des Herrn empfangen, das ganze Herz sagte JA dazu.
Und es tat einen Hüpfer, als auch noch die beiden Sänger herunterkamen direkt zu uns und unsere Kommunion mit ihrem Gesang begleiteten. Ich darf sagen, nie habe ich eine schönere Kommunion empfangen - unter hellstem, klarsten lateinischem Gesang, in Schwaden von rosenduftigem Weihrauch, eine Patene wurde mir untergehalten, ich brauchte keine Angst um Krümel zu haben oder dass mir das Allerheiligste irgendwie von den Lippen rutschen könnte - für alles war gesorgt. Da ich eine sentimentale Urschel bin, kamen mir auch prompt die Tränen vor Glück und angesichts der Heiligkeit dieses Momentes. Der Rest ist Schweigen :-).
Zum Publikum noch: Wir waren etwas über 30 Teilnehmer, darunter die üblichen italienischen schwarzgekleideten Matronen, einige Frauen in meinem Alter, einige jüngere, auch zwei drei Kinder. Zwei regelrechte FREAKS konnte ich ausmachen, nachlässig gekleidet in unsäglich abgewaschenen Jeans und labbrigen T-Shirts, aber je mit einem ziegelsteingroßen Missale (?) ausgestattet mit Goldschnitt.
Wir können Papa Benedetto gar nicht genug danken, dass er es uns ermöglich hat, unsere alte Liturgieform, die mich streckenweise regelrecht byzantinisch anmutete, wieder zelebrieren zu dürfen. Die Früchte, die dieses Zugeständnis trägt, sind unübersehbar. Und wäre ich ein toter Holzklotz, der bei dieser Messe keine einzige Empfindung in sich hätte aufsteigen fühlen, alleine die Liebe und Hingabe, die Sorgfalt und die Achtsamkeit der Ausführenden und ihr Bemühen um Heiligkeit ist Zeugnis und Grund genug, von Herzen JA zu sagen zu unserer alten Liturgie. Beide Formen schließen sich nicht aus. Nur, weil die eine wieder gefeiert werden darf, heißt das nicht, dass die neue nun abgeschafft werden soll, das ist doch überhaupt keine Debatte.
Aber wenn ich die freie Wahl hätte, und das bedeutete für mich (reine Utopie): In jeder Pfarrei wenigstens einmal in der Woche auch das Angebot für die Alte, dann würde ich persönlich nur noch die Missa Tridentina besuchen. Sie ist ein Herzöffner, auch und gerade für die Ausführenden, und dadurch auch für die Teilnehmer.
Aber vielleicht hatte ich auch gerade nur besonderes Glück mit dieser Missa bei den Franziskanern.
ElsaLaska - 8. Sep, 00:10
Schöner und auch mitreißender Bericht!
Ich stimme völlig zu, was die Konzentration, die Sorgfalt und die Hingabe der Zelebrierenden betrifft. So habe ich es auch jedesmal empfunden.
Was mich immer am meisten verblüfft, wenn ich die alte Messe besuche: Die ganzen Männer! Wirklich, hier in Rom sind es oft mehr als 50%! Das sagt doch einiges...
Zu den teilnehmenden Männern: Ja, im Verhältnis vielleicht doch mehr als bei der Neuen Messe. Insbesondere die zwei jungen Freaks hatten es mir angetan, die letzten Schlupper, aber Missale mit Goldschnitt unterm Arm. Sind Männer vielleicht doch das sinnlichere Geschlecht? (Denn die Alte Messe ist ja furchtbar sinnlich und trotzdem superheilig, würde ich formulieren, wenn ich es zusammenfassen müsste).
Furchtbar sinnlich und superheilig...
Vor allem mit dem "furchtbar", weil man da merkt, daß das Furchtbare schnell in Ehrfurcht umschlagen und somit auch zum Erhebenden werden kann.