"Und wir sagen: Wie bitte?"
Für ziemlich viel Aufsehen hatte gestern auch diese Meldung von kath.net gesorgt:
>>Der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) Bernard Fellay hat sein „Non possumus“ zum Vorschlag des Heiligen Stuhls gesprochen, mit dem die Trennung von Rom überwunden werden sollte. In einer Predigt im Priesterseminar „St Thomas Aquinas“ in Winona (Minnesota, USA) erklärte der Bischof am gestrigen 2. Februar, dass die Bruderschaft zu einem Nein gezwungen sei.<<
Die zugrunde liegende Predigt von Bischof Fellay ist jetzt auf Deutsch auf den Seiten der Piusbruderschaft Deutschland veröffentlicht. [Was ich jetzt davon halte, hauptsächlich über sich selbst und seine eigene Situation zu predigen, hatte ich glaube ich an anderer Stelle mal erwähnt - aber gut, die Predigt ist natürlich äußerst lesenswert, weil sie einen guten Einblick in das Dilemma gibt, in dem sich die FSSPX selbst befangen sieht.]
Zum besseren Vergleich verlinke ich auch zusätzlich auf das englischsprachige Original hier.
Auszüge auf Deutsch:
>>Wir sagen: Wenn wir dem anhangen, was die Kirche gestern gelehrt hat, dann sind wir notwendigerweise auch mit dem Lehramt der Kirche von heute verbunden. Die Wahrheit ist nicht an die Zeit gebunden. Die Wahrheit steht über ihr. Was einmal gesagt wurde, ist für alle Zeit verpflichtend. Das sind die Dogmen. Gott ist so. Gott ist über der Zeit. Und der Glaube hängt Gottes Wahrheit an. Er ist über der Zeit. Deswegen ist die Kirche von heute gebunden und muss gleich der Kirche von gestern sein.
Wenn man also sieht, wie der augenblickliche Papst sagt, dass es in der Kirche eine Kontinuität geben muss, dann sagen wir: natürlich! Das haben wir immer gesagt. Wenn wir über Tradition sprechen, ist genau das gemeint. Sie sagen: "Es muss eine Tradition, es muss eine Kontinuität geben. Also gibt es Kontinuität. Das II. Vatikanum wurde von der Kirche gemacht, die Kirche ist traditionell, also ist das II. Vatikanum Tradition." Und wir sagen: Wie bitte?<<
Hier die Schlüsselstelle:
>>Sie fragen sich, wo das hinführt? Welche Worte werden wir finden, um zu sagen, dass wir akzeptieren oder nicht? Denn sogar zu den Prinzipien, die wir bewahrt und betont haben, dazu sagen sie jetzt: "Ja, das ist in Ordnung, ihr könnt das sagen, denn es bedeutet das, was wir darunter verstehen." Das ist aber das genaue Gegenteil von dem, was wir meinen.
Ich glaube, es könnte keine größere Verwirrung geben. Anders gesagt, liebe Gläubige, bedeutet das, dass sie einen ganz anderen Begriff von "Tradition" haben, ja, vielleicht sogar von "Übereinstimmung".
Deswegen waren wir genötigt, nein zu sagen. Wir werden das nicht unterschreiben. Wir stimmen mit den Prinzipien überein, aber wir stellen fest, dass die Schlussfolgerung das Gegenteil ist. Ein großes Geheimnis.<<
Wie gesagt, es lohnt sich, die ganze Predigt nachzulesen, Bischof Fellay spricht sehr wahrhaftig, auch ein wenig verzweifelt - man kann das durchaus nachvollziehen - am Ende wiederum sehr kämpferisch:
>>Wir werden sehen, liebe Gläubige. Für uns ist es sehr klar. Wir müssen der Wahrheit und dem Glauben anhangen und sie festhalten. Wir werden nicht aufgeben, was immer auch geschieht. Da gibt es jetzt natürlich ein Drohen von Rom. Wir werden sehen. Wir legen all diese Dinge in Gottes Hand und in die Hand der Allerseligsten Jungfrau Maria. Ja, wir müssen unseren Rosenkranzkreuzzug fortführen. Wir zählen auf sie, wir zählen auf Gott. Dann kann kommen, was kommen mag. Ich kann keinen schönen Frühling versprechen. Ich habe keine Ahnung, was in diesem Frühling sein wird. Was ich weiß, ist, dass der Kampf für den Glauben weitergehen wird, was auch immer geschieht. Ob wir anerkannt werden oder nicht, Sie können sicher sein, dass die Progressisten nicht glücklich sind. Sie werden fortfahren. Und auch wir werden nicht aufhören zu kämpfen.<<
Fast zur gleichen Zeit hat sich Kardinal Levada zu einer Audienz beim Heiligen Vater eingefunden, um über die weitere Vorgehensweise und das weitere Verhältnis zur Piusbruderschaft zu sprechen.
Kampf Ja. Aber während etwa die USA-Bischöfe derzeit sich in einen echten Kampf auf Leben und Tod gegen Obamacare verstrickt sehen - es geht um nichts weniger als die Religionsfreiheit für die katholische Kirche, um Grundlagen der Existenz vieler katholischer Einrichtungen dort - machen die FSSPX einen auf "Drama-Queens" - wo sie in Wirklichkeit gar nicht viel zu verlieren haben. Liebe Brüder, ich kann das alles intellektuell und emotional sehr gut nachvollziehen - alleine, verstehen kann ich es in der aktuellen Situation, wo es wirklich überall brennt für die katholische Kirche und generell den Glauben auch in Europa, einfach immer weniger.
Oremus.
Update: Aus einem Artikel von katholisches.info mit dem Titel "Kein Non Possumus von Msgr. Fellay":
>>In Italien überschlugen sich die Nachrichten. Der Ausgangspunkt ist für alle die behauptete „Absage“ Msgr. Fellays in Winona. Es handelt sich jedoch um eine Falschmeldung im klassischen Sinn, wie Rorate coeli aufdeckte. Msgr. Fellays hat die ihm zugeschriebene Aussage nie gemacht, nicht in Winona und auch nicht anderswo. In seiner Predigt skizzierte der Generalobere kurz den Stand den bisherigen Verlauf der Gespräche mit Rom und führte dabei aus, daß die „Präambel“, so wie sie am 14. September der Bruderschaft übergeben wurde, von ihr nicht angenommen werden konnte. Das ist längst bekannt und entspricht keiner generellen Absage, sondern ist Teil der Verhandlungen. Der Vatikan gestand der Bruderschaft mit Übergabe das Recht zu, Änderungsvorschläge zu unterbreiten, Wünsche zu äußern, geeignetere Formulierungen vorzuschlagen. Von dieser Möglichkeit hat die Bruderschaft Gebrauch gemacht und wartet nun ihrerseits auf die Reaktion Roms, die gestern Gesprächsgegenstand zwischen Benedikt XVI. und Kardinal Levada war.<< Ganzer Artikel hier.
>>Der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) Bernard Fellay hat sein „Non possumus“ zum Vorschlag des Heiligen Stuhls gesprochen, mit dem die Trennung von Rom überwunden werden sollte. In einer Predigt im Priesterseminar „St Thomas Aquinas“ in Winona (Minnesota, USA) erklärte der Bischof am gestrigen 2. Februar, dass die Bruderschaft zu einem Nein gezwungen sei.<<
Die zugrunde liegende Predigt von Bischof Fellay ist jetzt auf Deutsch auf den Seiten der Piusbruderschaft Deutschland veröffentlicht. [Was ich jetzt davon halte, hauptsächlich über sich selbst und seine eigene Situation zu predigen, hatte ich glaube ich an anderer Stelle mal erwähnt - aber gut, die Predigt ist natürlich äußerst lesenswert, weil sie einen guten Einblick in das Dilemma gibt, in dem sich die FSSPX selbst befangen sieht.]
Zum besseren Vergleich verlinke ich auch zusätzlich auf das englischsprachige Original hier.
Auszüge auf Deutsch:
>>Wir sagen: Wenn wir dem anhangen, was die Kirche gestern gelehrt hat, dann sind wir notwendigerweise auch mit dem Lehramt der Kirche von heute verbunden. Die Wahrheit ist nicht an die Zeit gebunden. Die Wahrheit steht über ihr. Was einmal gesagt wurde, ist für alle Zeit verpflichtend. Das sind die Dogmen. Gott ist so. Gott ist über der Zeit. Und der Glaube hängt Gottes Wahrheit an. Er ist über der Zeit. Deswegen ist die Kirche von heute gebunden und muss gleich der Kirche von gestern sein.
Wenn man also sieht, wie der augenblickliche Papst sagt, dass es in der Kirche eine Kontinuität geben muss, dann sagen wir: natürlich! Das haben wir immer gesagt. Wenn wir über Tradition sprechen, ist genau das gemeint. Sie sagen: "Es muss eine Tradition, es muss eine Kontinuität geben. Also gibt es Kontinuität. Das II. Vatikanum wurde von der Kirche gemacht, die Kirche ist traditionell, also ist das II. Vatikanum Tradition." Und wir sagen: Wie bitte?<<
Hier die Schlüsselstelle:
>>Sie fragen sich, wo das hinführt? Welche Worte werden wir finden, um zu sagen, dass wir akzeptieren oder nicht? Denn sogar zu den Prinzipien, die wir bewahrt und betont haben, dazu sagen sie jetzt: "Ja, das ist in Ordnung, ihr könnt das sagen, denn es bedeutet das, was wir darunter verstehen." Das ist aber das genaue Gegenteil von dem, was wir meinen.
Ich glaube, es könnte keine größere Verwirrung geben. Anders gesagt, liebe Gläubige, bedeutet das, dass sie einen ganz anderen Begriff von "Tradition" haben, ja, vielleicht sogar von "Übereinstimmung".
Deswegen waren wir genötigt, nein zu sagen. Wir werden das nicht unterschreiben. Wir stimmen mit den Prinzipien überein, aber wir stellen fest, dass die Schlussfolgerung das Gegenteil ist. Ein großes Geheimnis.<<
Wie gesagt, es lohnt sich, die ganze Predigt nachzulesen, Bischof Fellay spricht sehr wahrhaftig, auch ein wenig verzweifelt - man kann das durchaus nachvollziehen - am Ende wiederum sehr kämpferisch:
>>Wir werden sehen, liebe Gläubige. Für uns ist es sehr klar. Wir müssen der Wahrheit und dem Glauben anhangen und sie festhalten. Wir werden nicht aufgeben, was immer auch geschieht. Da gibt es jetzt natürlich ein Drohen von Rom. Wir werden sehen. Wir legen all diese Dinge in Gottes Hand und in die Hand der Allerseligsten Jungfrau Maria. Ja, wir müssen unseren Rosenkranzkreuzzug fortführen. Wir zählen auf sie, wir zählen auf Gott. Dann kann kommen, was kommen mag. Ich kann keinen schönen Frühling versprechen. Ich habe keine Ahnung, was in diesem Frühling sein wird. Was ich weiß, ist, dass der Kampf für den Glauben weitergehen wird, was auch immer geschieht. Ob wir anerkannt werden oder nicht, Sie können sicher sein, dass die Progressisten nicht glücklich sind. Sie werden fortfahren. Und auch wir werden nicht aufhören zu kämpfen.<<
Fast zur gleichen Zeit hat sich Kardinal Levada zu einer Audienz beim Heiligen Vater eingefunden, um über die weitere Vorgehensweise und das weitere Verhältnis zur Piusbruderschaft zu sprechen.
Kampf Ja. Aber während etwa die USA-Bischöfe derzeit sich in einen echten Kampf auf Leben und Tod gegen Obamacare verstrickt sehen - es geht um nichts weniger als die Religionsfreiheit für die katholische Kirche, um Grundlagen der Existenz vieler katholischer Einrichtungen dort - machen die FSSPX einen auf "Drama-Queens" - wo sie in Wirklichkeit gar nicht viel zu verlieren haben. Liebe Brüder, ich kann das alles intellektuell und emotional sehr gut nachvollziehen - alleine, verstehen kann ich es in der aktuellen Situation, wo es wirklich überall brennt für die katholische Kirche und generell den Glauben auch in Europa, einfach immer weniger.
Oremus.
Update: Aus einem Artikel von katholisches.info mit dem Titel "Kein Non Possumus von Msgr. Fellay":
>>In Italien überschlugen sich die Nachrichten. Der Ausgangspunkt ist für alle die behauptete „Absage“ Msgr. Fellays in Winona. Es handelt sich jedoch um eine Falschmeldung im klassischen Sinn, wie Rorate coeli aufdeckte. Msgr. Fellays hat die ihm zugeschriebene Aussage nie gemacht, nicht in Winona und auch nicht anderswo. In seiner Predigt skizzierte der Generalobere kurz den Stand den bisherigen Verlauf der Gespräche mit Rom und führte dabei aus, daß die „Präambel“, so wie sie am 14. September der Bruderschaft übergeben wurde, von ihr nicht angenommen werden konnte. Das ist längst bekannt und entspricht keiner generellen Absage, sondern ist Teil der Verhandlungen. Der Vatikan gestand der Bruderschaft mit Übergabe das Recht zu, Änderungsvorschläge zu unterbreiten, Wünsche zu äußern, geeignetere Formulierungen vorzuschlagen. Von dieser Möglichkeit hat die Bruderschaft Gebrauch gemacht und wartet nun ihrerseits auf die Reaktion Roms, die gestern Gesprächsgegenstand zwischen Benedikt XVI. und Kardinal Levada war.<< Ganzer Artikel hier.
ElsaLaska - 4. Feb, 13:00
Unverständnis