Zum Fest Leibliche Aufnahme Mariä in den Himmel
[Veröffentlicht auch auf kath.net]
Marias leibliche Aufnahme in den Himmel war keine radikal neue Idee eines Papstes, der meinte, er müsse sein Pontifikat dringend noch mit der Verkündigung eines Dogmas verzieren.
Die Kirche feiert schon seit dem 4. Jahrhundert dieses Fest, seit dem 6. Jahrhundert immer im August. Zunächst den Tag Mariä Entschlafung, dann, aufgrund der Überlieferung, die wusste, dass der Leichnam Mariä aus dem Grab verschwunden war, ihre leibliche Aufnahme in den Himmel. Pius XII. ging umsichtig vor und befragte vorher sein Episkopat, ob ein solches Dogma wünschenswert sei. Die Bischöfe der Weltkirche waren sich einig. Also verkündete der Papst am 1. November 1950 mit der Apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" das neue Dogma. Es war das erste und einzige Mal, dass ein Pontifex, gegründet auf seine höchste apostolische Amtsgewalt, von der ihm zugesprochenen Unfehlbarkeit ex cathedra Gebrauch machte.
Selbstverständlich ertönten alsbald nicht nur Schalmeien, sondern vielmehr Kriegstrompeten. Besonders erbittert war die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche, so erbittert, dass sie zeitnah, noch im gleichen Monat, eine Erklärung veröffentlichte, wonach das neue Dogma unbiblisch sei. Antichristlicher Kritik werde eine Bahn bereitet, ja, ihr werde erlaubt, den christlichen Glauben als Mythos abzutun. Ein Part, den heutzutage auch gerne evangelische Theologen - und nicht nur sie - übernehmen.
Der Vorwurf, ein katholischer Glaubensinhalt sei unbiblisch, ist praktisch uralt, aber ein echter Dauerbrenner. Der Kirchenlehrer und Heilige Petrus Canisius schreibt dazu um das Jahr 1560: „Nicht alles, was wahr ist, steht in der Heiligen Schrift, nicht alle Glaubens- und Sittenwahrheiten. Auch Augustin sagt, wo er von der Himmelfahrt Mariä spricht: Auch vieles andere ist nicht ausdrücklich in der Heiligen Schrift enthalten. Vieles haben die Heiligen Schriften uns selbst überlassen zu finden, es aus den Aussprüchen der Heiligen Schrift zu schließen und wenn man es gefunden hat, sind dies keine unnützen, überflüssigen Dinge. Vieles ist in der Heiligen Schrift übergangen, was aber zu glauben seine guten Gründe hat.“
Die Kirche glaubte seit jeher und bezeugt seit dem Konzil von Chalcedon 451 die leibliche Aufnahme Mariä in den Himmel. Juvenal, der Erzbischof von Jerusalem – Canisius bezeichnet ihn deshalb als gewichtigeren Zeugen als alle anderen – erklärte damals vor Kaiser Markian und Kaiserin Pulcheria, er wisse aus der Überlieferung der Vorfahren, dass die Apostel drei Tage beim Grab der Mutter Gottes blieben und als sie es öffneten, sei ihr Leib nicht mehr darin gewesen, sondern nur die Leintücher. Eine andere Version weiß, dass die Apostel statt des Leichnams Rosen und Lilien im Grab vorfanden.
Auch für Johannes von Damaskus, Thomas von Aquin, Albertus Magnus und Bonaventura war einleuchtend und selbstverständlich, dass sich an Maria die Worte aus Psalm 15 erfüllt haben mussten: „Du wirst deinen Heiligen die Verwesung nicht schauen lassen“.
Papst Pius XII. formulierte lediglich eine Glaubenswahrheit, die in der Kirche schon immer präsent war und die, so Petrus Canisius, den Gläubigen seit Jahrhunderten so tief im Herzen sitze, dass man jene, die dieses leugnen, gar nicht hören wolle und für verwegene Streiter, ja eher für Ketzer als für Katholiken hielte.
Doch auch vonseiten katholischer Theologen gab es Vorbehalte. Karl Rahner konstatierte 1951 in seiner Schrift Das neue Dogma, dass es wohl nicht wenige katholische Christen gebe, die nicht einfach bloß in seligem Herzensjubel die Entscheidung Pius XII. begrüßten.
Erstaunlich dagegen die Reaktion des Tiefenpsychologen Carl Gustav Jungs, der am 1. November 1950, obwohl protestantisch, ein Fest mit seinen Schülern feierte: Das wichtigste religiöse Ereignis seit der Reformation nannte er die Verkündigung des Dogmas, eine geniale Antwort der katholischen Kirche auf den zunehmenden Nihilismus und die Ablehnung positiver Wertvorstellungen, die gelungene Integration des Weiblichen in das Göttliche und Heilige, mithin also einen Schritt der Kirche in Richtung Ganzheitlichkeit.
Bei Gerl-Falkowitz finden wir in diesem Zusammenhang den Verweis auf Hiob: „In meinem Leibe werde ich meinen Gott anschauen“: Das Marien-Fest drücke Zustimmung zu einem Leib aus, der die Himmelfahrt vor sich hat, nicht Höllenfahrt, nicht Nachtmeerfahrt und auch nicht die Auflösung in ein grauenvolles Nichts.
Darum ist auch das Fest Mariä Himmelfahrt zwar in erster Linie ein Marien-Fest, aber endlich auch das Fest dessen, dem unser Leib gehört, dem wir unser Leben im letzten Grund verdanken. Und somit zeitlos aktuell.
Marias leibliche Aufnahme in den Himmel war keine radikal neue Idee eines Papstes, der meinte, er müsse sein Pontifikat dringend noch mit der Verkündigung eines Dogmas verzieren.

Die Kirche feiert schon seit dem 4. Jahrhundert dieses Fest, seit dem 6. Jahrhundert immer im August. Zunächst den Tag Mariä Entschlafung, dann, aufgrund der Überlieferung, die wusste, dass der Leichnam Mariä aus dem Grab verschwunden war, ihre leibliche Aufnahme in den Himmel. Pius XII. ging umsichtig vor und befragte vorher sein Episkopat, ob ein solches Dogma wünschenswert sei. Die Bischöfe der Weltkirche waren sich einig. Also verkündete der Papst am 1. November 1950 mit der Apostolischen Konstitution "Munificentissimus Deus" das neue Dogma. Es war das erste und einzige Mal, dass ein Pontifex, gegründet auf seine höchste apostolische Amtsgewalt, von der ihm zugesprochenen Unfehlbarkeit ex cathedra Gebrauch machte.
Selbstverständlich ertönten alsbald nicht nur Schalmeien, sondern vielmehr Kriegstrompeten. Besonders erbittert war die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche, so erbittert, dass sie zeitnah, noch im gleichen Monat, eine Erklärung veröffentlichte, wonach das neue Dogma unbiblisch sei. Antichristlicher Kritik werde eine Bahn bereitet, ja, ihr werde erlaubt, den christlichen Glauben als Mythos abzutun. Ein Part, den heutzutage auch gerne evangelische Theologen - und nicht nur sie - übernehmen.
Der Vorwurf, ein katholischer Glaubensinhalt sei unbiblisch, ist praktisch uralt, aber ein echter Dauerbrenner. Der Kirchenlehrer und Heilige Petrus Canisius schreibt dazu um das Jahr 1560: „Nicht alles, was wahr ist, steht in der Heiligen Schrift, nicht alle Glaubens- und Sittenwahrheiten. Auch Augustin sagt, wo er von der Himmelfahrt Mariä spricht: Auch vieles andere ist nicht ausdrücklich in der Heiligen Schrift enthalten. Vieles haben die Heiligen Schriften uns selbst überlassen zu finden, es aus den Aussprüchen der Heiligen Schrift zu schließen und wenn man es gefunden hat, sind dies keine unnützen, überflüssigen Dinge. Vieles ist in der Heiligen Schrift übergangen, was aber zu glauben seine guten Gründe hat.“
Die Kirche glaubte seit jeher und bezeugt seit dem Konzil von Chalcedon 451 die leibliche Aufnahme Mariä in den Himmel. Juvenal, der Erzbischof von Jerusalem – Canisius bezeichnet ihn deshalb als gewichtigeren Zeugen als alle anderen – erklärte damals vor Kaiser Markian und Kaiserin Pulcheria, er wisse aus der Überlieferung der Vorfahren, dass die Apostel drei Tage beim Grab der Mutter Gottes blieben und als sie es öffneten, sei ihr Leib nicht mehr darin gewesen, sondern nur die Leintücher. Eine andere Version weiß, dass die Apostel statt des Leichnams Rosen und Lilien im Grab vorfanden.
Auch für Johannes von Damaskus, Thomas von Aquin, Albertus Magnus und Bonaventura war einleuchtend und selbstverständlich, dass sich an Maria die Worte aus Psalm 15 erfüllt haben mussten: „Du wirst deinen Heiligen die Verwesung nicht schauen lassen“.
Papst Pius XII. formulierte lediglich eine Glaubenswahrheit, die in der Kirche schon immer präsent war und die, so Petrus Canisius, den Gläubigen seit Jahrhunderten so tief im Herzen sitze, dass man jene, die dieses leugnen, gar nicht hören wolle und für verwegene Streiter, ja eher für Ketzer als für Katholiken hielte.
Doch auch vonseiten katholischer Theologen gab es Vorbehalte. Karl Rahner konstatierte 1951 in seiner Schrift Das neue Dogma, dass es wohl nicht wenige katholische Christen gebe, die nicht einfach bloß in seligem Herzensjubel die Entscheidung Pius XII. begrüßten.
Erstaunlich dagegen die Reaktion des Tiefenpsychologen Carl Gustav Jungs, der am 1. November 1950, obwohl protestantisch, ein Fest mit seinen Schülern feierte: Das wichtigste religiöse Ereignis seit der Reformation nannte er die Verkündigung des Dogmas, eine geniale Antwort der katholischen Kirche auf den zunehmenden Nihilismus und die Ablehnung positiver Wertvorstellungen, die gelungene Integration des Weiblichen in das Göttliche und Heilige, mithin also einen Schritt der Kirche in Richtung Ganzheitlichkeit.
Bei Gerl-Falkowitz finden wir in diesem Zusammenhang den Verweis auf Hiob: „In meinem Leibe werde ich meinen Gott anschauen“: Das Marien-Fest drücke Zustimmung zu einem Leib aus, der die Himmelfahrt vor sich hat, nicht Höllenfahrt, nicht Nachtmeerfahrt und auch nicht die Auflösung in ein grauenvolles Nichts.
Darum ist auch das Fest Mariä Himmelfahrt zwar in erster Linie ein Marien-Fest, aber endlich auch das Fest dessen, dem unser Leib gehört, dem wir unser Leben im letzten Grund verdanken. Und somit zeitlos aktuell.
ElsaLaska - 13. Aug, 21:20