Super Anspruch, saumäßige Umsetzung.
Auf dem Sendezeit-Blog gab es auch einen Kommentar, auf den ausführlicher einzugehen ich der Medienpastoral des Erzbistums Freiburg höflich erspart habe. Ich bin schon zu lange im Internet unterwegs, um zu denken, dass es irgendwas bringt, wenn ein gewisser Tonfall angeschlagen wird, aus dem bereits klar ersichtlich ist, dass hier jemand nicht etwa an einer Diskussion oder einem gemeinsamen Austausch interessiert ist, sondern nur an der Darlegung seines eigenen Standpunktes - dessen Bewertung ich mir hier ebenfalls erspare.
Doch das Problem ist natürlich relevant, ich formuliere es einfach einmal völlig neutral um: Katholiken sollten aus diesem Scheißverein besser austreten, der sowieso nicht gottgewollt war.
Zum Stichpunkt austreten: Natürlich trete ich nicht aus der katholischen Kirche aus, nur weil eine bestimmte - je nach Ansichtssache kleinere oder größere, in Sachen Kindesmissbrauch ganz sicher viel zu große - Zahl von Katholiken gesündigt hat. Der Priester, bei dem ich beichten gehe, tritt ja auch nicht gleich aus, wenn ich ihm zum Beispiel einen Mord gestehen würde. Das ist ja genau der Trick bei der katholischen Kirche, dass es sich nicht um eine Gemeinschaft von "perfectae" handelt, sondern jeder einzelne ein elender Sünder ist, der eine eben vielleicht ein bisschen mehr, der andere ein bisschen weniger, aus menschlicher Sicht, aus göttlicher kann das wiederum ganz anders aussehen. Da kann der schlimmste Mörder weniger gesündigt haben als derjenige, der zum Beispiel sich immer zu gut dafür war, dem blöden Nachbarn zu vergeben. Kann, nicht muss - ich spekuliere natürlich nur über die göttliche Sicht.
Der Anspruch, den die katholische Kirche hat, ist an sich super. Sie will den einzelnen Menschen mithilfe der göttlichen Offenbarung und der überlieferten kirchlichen Lehre zur größtmöglichen Nähe zu Gott bringen. Die Umsetzung ist dagegen saumäßig, weil wir eben lauter einzelne Menschen sind. Sie tun dort das falsche, sie reden hierdas falsche und wenn nicht, dann denken sie das falsche, also das Nicht-Gottgewollte. Und wenn sie gerade mal nichts Böses getan, gesagt oder gedacht hatten, rein zufällig, dann haben sie vermutlich deshalb gesündigt, weil sie das GUTE unterlassen haben. Man hat praktisch gar keine Chance, nicht doch zu sündigen.
Und genau das ist das absolut Herrliche daran. Denn es macht absolut frei. Ich stehe völlig frei vor Gott und weiß, guck, es hat sowieso wieder nicht gelangt. Hinten und vorne nicht. Sei mir trotzdem barmherzig, den ich glaube aufrichtig und ich liebe dich und ich weiß doch, du liebst mich auch!
Wer das verschroben findet, hat noch niemals ehrlich einen anderen Menschen geliebt. Da läuft das im Prinzip nämlich ähnlich ab. Wenn ich nicht ein völlig eitler und selbstverliebter Narziss bin, dann stehe ich immer vor meinem Partner mit meinem Ungenügen, meinem Pickel am Kinn und meinen behaarten Beinen, dem Partner, den ich grade noch ganz wüst beschimpft habe etwa, und kann es nicht fassen, dass er/sie mich trotzdem für den/die Schönste, Liebste und Beste hält, die es auf der ganzen Welt gibt.
Daneben schenke ich der katholischen Kirche mein vollstes Vertrauen, weil sie seit bald zweitausend Jahren GUTES getan hat. Wer meint, da widersprechen zu müssen, weiß weder, dass ohne die Kirche, ihren vielfältigen Einsatz auf dem ganzen Planeten, ihr Engagement - das Engagement übrigens wieder einzelner sündiger Menschen - die karitative Versorgung sterbender, kranker, hilfsbedürftiger und analphabetischer Menschen vollständig zusammenbrechen würde; noch weiß er, geschichtsvergessen wie er ist, dass es zum Beispiel auch die katholische Kirche war, die das Erbe der Antike nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches für das Abendland retten konnte. Nur ein kleines Beispiel von vielen.
Wenn die Kirche nicht von Gott gewollt gewesen wäre, und von Jesus Christus persönlich eingesetzt, hätte sie niemals zweitausend Jahre überdauern können, bei all dem Mist, den sie selbstverständlich nebenher auch noch produziert hat. Der Herr selbst hat bemerkenswerterweise keine "perfectae" um sich geschart, sondern Verräter, Lügner, Zöllner, Huren und weiß ich noch was. Im Prinzip hat er seine Kirche einem rechten Sauhaufen anvertraut. Und ich gehöre gerne dazu.
Denn ich weiß nur zu gut, die katholische Kirche besteht eben nicht nur aus Scheinheiligen, aus Sadisten, Verbrechern oder aus sexualgestörten Psychopathen, sondern auch und mehrheitlich aus Menschen, wie sie Alipius in seinem jüngsten Beitrag so schön beschreibt:
>>Ich rede von all den anderen Menschen, welche die Kirche bilden. Ich rede von Schwestern aus Afrika, die mich mit Tränen in den Augen fragen, ob das, was sie über Deutschland in den Zeitungen lesen, wirklich stimmt und mir im gleichen Atemzug ihre Gebete versprechen. Ich rede von Laien, die kleine Gebetszettelchen in Kirchen zurücklassen, aus denen einerseits tiefe Verzweiflung und andererseits auch große Treue spricht. Ich rede von Professoren, die ich zum ersten Mal rat- und sprachlos erlebe. Ich rede von Mitstudenten, die sich auf die ganze Geschichte nicht den geringsten Reim machen können, weil das, was sie nun lesen und hören, für sie nicht das ist, was sie unter "Priester" verstehen, nicht das, was sie als Priester sein wollen. Ich rede von Männern, die nicht mehr weit von ihrer Diakonatsweihe entfernt sind und sich fragen, ob der Herrgott aufgrund eines unerklärlichen Ratschlusses die Kirche in weiten Teilen seiner Erde nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen will, wenn sie grade erst ein Bein am Altar haben. Ich rede von den Otto-Normal-Katholiken, die sich momentan irgendwie vorkommen, wie unter einem Mikroskop bei sehr hellem Licht. Ich rede von den Leuten, die wissen, daß die Kirche nicht das ist, was nun momentan durch die Medien geistert. Ich rede von den Gläubigen die trotzdem - oder vielleicht auch grade deswegen - heute während der Palmsonntagsliturgie die Stiftsbasilika füllten und mir oft unsicher aber aufmunternd zulächelten, wenn mein Blick beim Ein- und Auszug unstet hin- und herschweifte. Ich rede von Katholiken, die auf ihre Kirche, auf ihre Priester und auf ihren Papst blicken und verstehen, daß nun ein Minimum an Selbstgerechtigkeit und Manövrieren, dafür aber ein Höchstmaß an gutem Willen und unzählige Gebete gefragt sind. Kurz: Ich rede von all jenen, die - im Gegensatz zu manch Anderen - mit Recht von sich sagen dürfen: "Wir sind Kirche!"<<
Und letztlich könnte ich ja auch nicht aus der Menschheit austreten, nur weil sie bemerkenswerte Monstren, die Mehrzahl davon allerdings völlig gottlos, hervorgebracht hat.
Doch das Problem ist natürlich relevant, ich formuliere es einfach einmal völlig neutral um: Katholiken sollten aus diesem Scheißverein besser austreten, der sowieso nicht gottgewollt war.
Zum Stichpunkt austreten: Natürlich trete ich nicht aus der katholischen Kirche aus, nur weil eine bestimmte - je nach Ansichtssache kleinere oder größere, in Sachen Kindesmissbrauch ganz sicher viel zu große - Zahl von Katholiken gesündigt hat. Der Priester, bei dem ich beichten gehe, tritt ja auch nicht gleich aus, wenn ich ihm zum Beispiel einen Mord gestehen würde. Das ist ja genau der Trick bei der katholischen Kirche, dass es sich nicht um eine Gemeinschaft von "perfectae" handelt, sondern jeder einzelne ein elender Sünder ist, der eine eben vielleicht ein bisschen mehr, der andere ein bisschen weniger, aus menschlicher Sicht, aus göttlicher kann das wiederum ganz anders aussehen. Da kann der schlimmste Mörder weniger gesündigt haben als derjenige, der zum Beispiel sich immer zu gut dafür war, dem blöden Nachbarn zu vergeben. Kann, nicht muss - ich spekuliere natürlich nur über die göttliche Sicht.
Der Anspruch, den die katholische Kirche hat, ist an sich super. Sie will den einzelnen Menschen mithilfe der göttlichen Offenbarung und der überlieferten kirchlichen Lehre zur größtmöglichen Nähe zu Gott bringen. Die Umsetzung ist dagegen saumäßig, weil wir eben lauter einzelne Menschen sind. Sie tun dort das falsche, sie reden hierdas falsche und wenn nicht, dann denken sie das falsche, also das Nicht-Gottgewollte. Und wenn sie gerade mal nichts Böses getan, gesagt oder gedacht hatten, rein zufällig, dann haben sie vermutlich deshalb gesündigt, weil sie das GUTE unterlassen haben. Man hat praktisch gar keine Chance, nicht doch zu sündigen.
Und genau das ist das absolut Herrliche daran. Denn es macht absolut frei. Ich stehe völlig frei vor Gott und weiß, guck, es hat sowieso wieder nicht gelangt. Hinten und vorne nicht. Sei mir trotzdem barmherzig, den ich glaube aufrichtig und ich liebe dich und ich weiß doch, du liebst mich auch!
Wer das verschroben findet, hat noch niemals ehrlich einen anderen Menschen geliebt. Da läuft das im Prinzip nämlich ähnlich ab. Wenn ich nicht ein völlig eitler und selbstverliebter Narziss bin, dann stehe ich immer vor meinem Partner mit meinem Ungenügen, meinem Pickel am Kinn und meinen behaarten Beinen, dem Partner, den ich grade noch ganz wüst beschimpft habe etwa, und kann es nicht fassen, dass er/sie mich trotzdem für den/die Schönste, Liebste und Beste hält, die es auf der ganzen Welt gibt.
Daneben schenke ich der katholischen Kirche mein vollstes Vertrauen, weil sie seit bald zweitausend Jahren GUTES getan hat. Wer meint, da widersprechen zu müssen, weiß weder, dass ohne die Kirche, ihren vielfältigen Einsatz auf dem ganzen Planeten, ihr Engagement - das Engagement übrigens wieder einzelner sündiger Menschen - die karitative Versorgung sterbender, kranker, hilfsbedürftiger und analphabetischer Menschen vollständig zusammenbrechen würde; noch weiß er, geschichtsvergessen wie er ist, dass es zum Beispiel auch die katholische Kirche war, die das Erbe der Antike nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches für das Abendland retten konnte. Nur ein kleines Beispiel von vielen.
Wenn die Kirche nicht von Gott gewollt gewesen wäre, und von Jesus Christus persönlich eingesetzt, hätte sie niemals zweitausend Jahre überdauern können, bei all dem Mist, den sie selbstverständlich nebenher auch noch produziert hat. Der Herr selbst hat bemerkenswerterweise keine "perfectae" um sich geschart, sondern Verräter, Lügner, Zöllner, Huren und weiß ich noch was. Im Prinzip hat er seine Kirche einem rechten Sauhaufen anvertraut. Und ich gehöre gerne dazu.
Denn ich weiß nur zu gut, die katholische Kirche besteht eben nicht nur aus Scheinheiligen, aus Sadisten, Verbrechern oder aus sexualgestörten Psychopathen, sondern auch und mehrheitlich aus Menschen, wie sie Alipius in seinem jüngsten Beitrag so schön beschreibt:
>>Ich rede von all den anderen Menschen, welche die Kirche bilden. Ich rede von Schwestern aus Afrika, die mich mit Tränen in den Augen fragen, ob das, was sie über Deutschland in den Zeitungen lesen, wirklich stimmt und mir im gleichen Atemzug ihre Gebete versprechen. Ich rede von Laien, die kleine Gebetszettelchen in Kirchen zurücklassen, aus denen einerseits tiefe Verzweiflung und andererseits auch große Treue spricht. Ich rede von Professoren, die ich zum ersten Mal rat- und sprachlos erlebe. Ich rede von Mitstudenten, die sich auf die ganze Geschichte nicht den geringsten Reim machen können, weil das, was sie nun lesen und hören, für sie nicht das ist, was sie unter "Priester" verstehen, nicht das, was sie als Priester sein wollen. Ich rede von Männern, die nicht mehr weit von ihrer Diakonatsweihe entfernt sind und sich fragen, ob der Herrgott aufgrund eines unerklärlichen Ratschlusses die Kirche in weiten Teilen seiner Erde nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen will, wenn sie grade erst ein Bein am Altar haben. Ich rede von den Otto-Normal-Katholiken, die sich momentan irgendwie vorkommen, wie unter einem Mikroskop bei sehr hellem Licht. Ich rede von den Leuten, die wissen, daß die Kirche nicht das ist, was nun momentan durch die Medien geistert. Ich rede von den Gläubigen die trotzdem - oder vielleicht auch grade deswegen - heute während der Palmsonntagsliturgie die Stiftsbasilika füllten und mir oft unsicher aber aufmunternd zulächelten, wenn mein Blick beim Ein- und Auszug unstet hin- und herschweifte. Ich rede von Katholiken, die auf ihre Kirche, auf ihre Priester und auf ihren Papst blicken und verstehen, daß nun ein Minimum an Selbstgerechtigkeit und Manövrieren, dafür aber ein Höchstmaß an gutem Willen und unzählige Gebete gefragt sind. Kurz: Ich rede von all jenen, die - im Gegensatz zu manch Anderen - mit Recht von sich sagen dürfen: "Wir sind Kirche!"<<
Und letztlich könnte ich ja auch nicht aus der Menschheit austreten, nur weil sie bemerkenswerte Monstren, die Mehrzahl davon allerdings völlig gottlos, hervorgebracht hat.
ElsaLaska - 28. Mär, 22:30