Zwei, drei Reihen hinter Pappa liegen zwei junge Männer, nichtmal zwanzig Jahre alt sind sie geworden.
Der eine hat eine schmuckes, überdimensionales superbuntes Grabmal eines ortsansässigen Künstlers, das ihn praktisch aus einem Berg heraus explodierend zeigt. Hinten drauf ist ein Gedicht und man kann das als Tür sozusagen hin und her klappen, um sich mal die eine Seite, mal die andere anzuschauen.
Die beiden jungen Männer liegen nicht nebeneinander, sondern ein paar Meter Abstand ist zwischen ihren Gräbern, obwohl sie am selben Tag gestorben sind. Das hat scheinbar einen Grund, den ich einerseits sehr gut verstehe, aber andererseits mir einfach nicht eingeht.
Sie starben beide im Juli vor - ich glaube, zwei Jahren. Man hatte das Abi, hatte gefestelt und gefeiert, wie das halt so ist. Nun war der eine derjenige, der versuchte, die meisten Freunde nüchtern noch nach Hause zu bringen. Er fuhr - ich glaube, einen Mercedes. Darin natürlich eine Clique, die super gut drauf war. So fuhr er auch seinen Freund nach Hause, der offensichtlich schon recht betrunken war, und dann weiter über die Dörfer.
Und dann passierte etwas, was sich kein Schriftsteller oder Autor wohl ausdenken kann.
Der eine Freund, betrunken wie er wohl war, stieg in sein Auto, um nochmal irgendwie auf die Fete zu kommen. Kommt auf der Landstraße in einer Kurve ins Schleudern, prallt gegen die Leitplanke und frontal in einen Mercedes voller fröhlicher Leute hinein. Es war das Auto desjenigen, der ihn eigentlich noch vor wenigen Minuten sicher nach Hause gebracht hatte - und ihm nun, korrekt auf der eigenen Spur, entgegen kam.
Beide jungen Männer sind sofort gestorben.
Es ist immens, darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn die beiden sich, sagen wir, um eine halbe Minute verpasst hätten. Dann wäre der "Nüchterne" weitergefahren und der Andere einfach im Acker gelandet. So aber... Wurden sie einander zum Schicksal.
Und wieviel Vergebung hier nötig ist, kann gar niemand jemals ermessen.
Ich bete schon seit dieser ganzen Zeit, dass die jeweiligen Eltern Vergebung erfahren können.
Es ist eine der tragischsten Geschichten, die ich kenne.
ElsaLaska - 30. Dez, 22:12
Sonst immer bei gutem Appetit, aber heute ging irgendwie nichts. Vielleicht war es das falsche Essen, nicht weich genug. Dabei mag sie doch Pommes so sehr und futtert sie gerne.
Jeden Abend, wenn ich sie bettfertig mache, könnte ich weinen.
Ich verstehe kein Wort mehr von dem, was sie sagt. Ich weiß, dass sie ihre warmen Pullis nicht mehr über Kopf ausziehen kann, deshalb versuche ich, sie mit wärmenden Fleece-Jacken auszustatten, deren Reißverschluss man auf machen kann, die also leicht auszuziehen sind.
Gestern ist sie wieder gefallen. Es war nicht so schlimm, schlimm ist, zu erleben, wie sie deshalb weint wie ein kleines Kind, das nicht versteht, warum die Welt so schlecht ist.
So schlecht, dass man hinfällt und sich wehtut.
Dabei lacht sich auch oft. Etwa bei der Laviererei, sie wieder hochzuhieven. Da kann sie wieder ganz fröhlich sein. Doch seit gestern ist ein neues Stadium erreicht. Die letzten Tage war es sowieso einfach so, dass ich sie anblicke, und da ist eine Art Milchglasscheibe. Oder eine Nebelwand, die immer dichter wird. Es ist an ihren Augen zu sehen - man verzeihe mir den Vergleich, aber ich hatte immer Hunde mein ganzes Leben lang - die sich eintrüben. Bei meinen Hunden war es so, je wilder und unzivilisierter sie waren, desto weniger klar waren ihre Augen. Wenn sie ganz bei mir waren, mir vertrauten und auf mich hörten, waren diese Augen klar. Wie gesagt, man verzeihe mir diesen Vergleich, aber Mammas Augen füllen sich mit Nebel. Weiter und mehr und immer mehr. Mit einem Nebel, der diese Welt von der anderen Welt trennt. Da ist eine Scheidewand, die du nicht überwindest, nicht mit allem Licht, dass dir irdisch zur Verfügung steht, denn ich zünde viele Kerzen an ringsum, damit es eine schöne Atmosphäre gibt und sie sich wohlfühlen kann.
Manchmal befiehlt sie mir, - ja befiehlt, so dement ist sie dann noch nicht - ihr das Alpenveilchen zu reichen. Damit ist sie dann beschäftigt.
Das Wort von der "dementen gammligen Rübe", dass einmal irgendein lauwarmer Armleuchter auf European oder Cicero produziert hat, um sich ein Rohr herunter zu holen, fällt mir ein. Der Name des Typens nicht mehr. Ich gehe auch nicht mehr nachschauen. Ich nehme es ihm übel, dass er mir das in den Kopf gepflanzt hat. Solche hässlichen Autoeroten haben wir übergenug. Aber so wenig Stimmen, die Menschen, die sich um ihre Angehörigen kümmern müssen, einfach Mut zu sprechen. Die sagen: Es ist gut, das ist Jesus, das ist deine Mutter, mach weiter so.
Und ich kenne so viele Leute, denen es ähnlich geht. Die es sich nicht leicht machen. Die von niemandem Zuspruch bekommen. Die tun, was ihre Pflicht ist. Die tun, was ihnen die Liebe gebietet.
Ich möchte allen, die hier lesen und in einer ähnlichen Situation sind oder waren, eine große Umarmung geben.
Ich habe Angst vor 2015. Aber ich bin froh, dass dieses furchtbare Jahr endlich vorbei ist.
ElsaLaska - 30. Dez, 21:27
>>Da sitzen bspw. hochgelehrte Menschen in Talkshows und reden in sachlich-kühler Emotionslosigkeit über die Probleme anderer Leute, die ihnen jedoch absolut fremd sind. Wird ab und an ein Betroffener eingeladen, begegnet man diesem mit altväterlicher Gönnerhaftigkeit und versucht mit teils diffusen ›Studien‹ und ›Forschungsergebnissen‹ die geschilderten Erfahrungen der Betroffenen zu widerlegen und die eigenen Ansichten als ›alternativlos‹ darzulegen. Einzelschicksale, heißt es dann abschätzig-nachsichtig, aber dass manche Probleme in geballter Form auftreten, lässt den ›Elite-Pragmatiker‹ in keiner Weise nachdenklich werden. Zu sehr ist die eigene Erlebenswelt völlig anders, als dass man das Erleben der anderen Leute noch nachvollziehen kann. Man lebt unter ›seinesgleichen‹. Doch manches hypermoralisches Weltbild würde wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen, wenn der ›Gutbürger‹ zu einem Leben in den Stadtrandghettos verdammt wäre.
Denn dort befände er sich mitten zwischen den Tätern und den Opfern einer Gesellschaft, die von anderen erzeugt wurde und für deren Gestaltung es keine Möglichkeit der Mitsprache gab.<<
Taras Sirko über
PEGIDA und den Kampf gegen die "untere Mitte" - sowie die (westlichen) Kirchen, die man dabei gleich vergessen kann bzw. eifrig Handlanger spielen.
ElsaLaska - 30. Dez, 16:51
Unabhängig davon, ob es sich überhaupt lohnt, einen ganzen Artikel zu den Auslassungen eines anonymen Trolls auf der "afd-watch" (kenne die Seite nicht und sie ist mir auch egal), zu verfassen, der Herr Schmitz, über den ich mich auch schon oft genug geärgert habe, schreibt etwas sehr Schönes und Edles:
>>Nee, AfD-Watch, das war ein Schuss in den Ofen. Dass wir, wie der seltsame Anoymus vermutet, „ Matthias Matussek bald Seit’ an Seit’ zusammen mit Nazis in Dresden schreiten sehen“, kann nur jemand glauben, der nichts verstanden hat. Aber auch gar nichts.
Matthias Matussek mag häufig durch seinen Zorn und seine wortgewaltige Ausdrucksweise wirken wie ein Berserker, also ein im Rausch kämpfender Mensch, der keine Schmerzen oder Wunden mehr wahrnimmt, aber er ist authentisch und von jeder totalitären Idee meilenweit entfernt. Entfernter jedenfalls als jemand, der ihn öffentlich in eine Schmuddelecke stellt, ohne auch nur ansatzweise verstanden zu haben, wofür Matussek steht. Für die freie Rede. Eher ganz alleine, als in einem heulenden Rudel. Wie ein Monolith.<< The European
hier.
Und das ist überhaupt nicht ironisch gemeint. Denn man kann Matthias Matussek, den ich persönlich kenne, vielleicht alles Mögliche und Unmögliche unterstellen, aber nur weil jemand Zorn hat und gut mit Worten umgehen kann, bedeutet das nicht gleich automatisch, dass er sich nicht für andere Meinungen und andere Menschen interessiert. Und das können sich die taz und diese seltsame "afd-watch" hinter den Spiegel stecken, die in ihren Ideologien so dermaßen befangen sind, dass es ihnen schon scheißegal ist, welchen Menschen sie - berserkerhaft, um die Formulierung aufzugreifen -bekämpfen.
ElsaLaska - 30. Dez, 14:44
Auf den Seiten von "Kirche in Not" kann man
seinen Jahresheiligen ziehen.
Ich bekam gestern Abend als erstes Ergebnis irgendeinen Spezialheiligen des Bistums Essen, die Aufforderung dazu lautete: Für das Bistum Essen beten.
Kommt gar nicht in die Tüte, die vom Bistum Essen mit ihrem #nichtinmeinemnamen_Kram brauchen ja wohl gar nicht auf mich zählen, dachte ich, denn ich kann zuweilen recht renitent sein, selbst gegen ganz ganz oben. (Obwohl es natürlich gleichzeitig auch zeigt, wie verzweifelt der Heilige Geist über dieses Bistum zu sein scheint]
Also zog ich nochmal.
Jetzt habe ich die heilige Maria Magadalena, die die Füße Jesu mit ihren Tränen benetzt hat; erste Künderin seiner Barmherzigkeit. Schön. Es läuft also doch irgendwie auf das Bistum Essen hinaus, ich habe das schon geschnallt, gell, und fühle mich ausgetrickst.
ElsaLaska - 30. Dez, 13:43