Aber sie wird immer goldiger
Heute mit einer Cousine telefoniert. Sie war an Weihnachten da, aber ich hatte sie verpasst, die Nachbarin hat sie reingelassen. Jetzt möchte ich gerne sie und ihren Mann einladen, ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen, vor allem, weil ich sie gerne wieder sehen möchte. Aber im Hintergrund steht auch, dass niemand mehr Mamma besuchen kommt. Sie, die immer ein Gesellschaftsmensch war. Es kommt fast niemand mehr. Vor allem wohl, weil sie nicht mehr sprechen kann. Dabei würde es schon reichen, ihr ein paar gute Worte zu geben und einfach eine Viertelstunde bei ihr zu sitzen, notfalls schweigend. Deshalb habe ich meine Cousine und ihren Mann, die ich beide sehr liebhabe, nochmals eingeladen. Am Telefon meinte sie, sie ist eine ehrliche Seele und sehr geraderaus:
"Mir sind die Tränen gekommen, als ich deine Mamma gesehen habe. Das gibt es doch nicht! Sie hatte so ein schweres Leben und jetzt das. Ich bin so wütend und traurig. Das hat sie doch nicht verdient. Das doch nicht!"
Gedanken, die ich nicht mehr zulasse. Auch wenn es mir lieber ist, jemand artikuliert sich so, als dass nur gefragt wird: "Und, wie geht es deiner Mutter?" Nur halb hingehört wird, jaja, das ist schlimm und dann weitergegangen wird.
Doch in all ihrer Empörung wurde meine Cousine plötzlich ganz weich. "Und weißt du was? Sie wird immer goldiger!"
Ja, das wird sie. Sie ist ein süßer kleiner Maikäfer, meine kleine Spitzmaus, und wenn sie nicht gerade weint, so wie heute, weil sie versucht hatte, jemanden anzurufen und nicht sprechen konnte (und ich so blöd war, ihr auch noch das Telefon in die Hand zu geben und sie damit allein zu lassen), dann lacht sie. Heute hat sie mir auf den Block geschrieben: "Darf ich wieder mit nach Italien?" Dabei ist diese Rückkehr gerade völlig mal out of sight.
Und neulich: Mamma ein Zettelchen gestern Abend auf das vorgerichtete Frühstücksbrettchen gelegt. Guten Morgen! und ein Herz darunter gemalt. Wir haben gefrühstückt, Mamma war die ganze Zeit am Giggeln. Sprechen kann sie nicht mehr wegen ihrer #ALS Dann liest sie meistens noch gemütlich irgendwelche Werbeprospekte, das geht grad noch. In der Zeit kann ich dann ans Notebook und Emails beantworten, danach rollere ich sie ins Bad und mache die übliche Routine. Dann ins Wohnzimmer, bis zum Mittagessen. Und ich räume den Tisch ab und finde, ganz genau mittig in das von mir gemalte Herzchen reingeschrieben, in winzig-akkurater Schrift den Namen "Barbara".
Ich habe so ein großartiges Glück, dass Mamma nicht bösartig geworden ist, wie es manche Demente nunmal sind. Es hätte mir das Genick gebrochen. Ich weiß nicht, wie ich das ertragen hätte. Doch so ist sie, auch wenn sie zwischendurch traurig ist, leicht ablenkbar, und sie gluckst und giggelt und ist für jedes kleine Scherzwort dankbar.
Es ist so, wie oft gesagt wird: Man bekommt so viel mehr zurück, als man denkt, geben zu können.
"Mir sind die Tränen gekommen, als ich deine Mamma gesehen habe. Das gibt es doch nicht! Sie hatte so ein schweres Leben und jetzt das. Ich bin so wütend und traurig. Das hat sie doch nicht verdient. Das doch nicht!"
Gedanken, die ich nicht mehr zulasse. Auch wenn es mir lieber ist, jemand artikuliert sich so, als dass nur gefragt wird: "Und, wie geht es deiner Mutter?" Nur halb hingehört wird, jaja, das ist schlimm und dann weitergegangen wird.
Doch in all ihrer Empörung wurde meine Cousine plötzlich ganz weich. "Und weißt du was? Sie wird immer goldiger!"
Ja, das wird sie. Sie ist ein süßer kleiner Maikäfer, meine kleine Spitzmaus, und wenn sie nicht gerade weint, so wie heute, weil sie versucht hatte, jemanden anzurufen und nicht sprechen konnte (und ich so blöd war, ihr auch noch das Telefon in die Hand zu geben und sie damit allein zu lassen), dann lacht sie. Heute hat sie mir auf den Block geschrieben: "Darf ich wieder mit nach Italien?" Dabei ist diese Rückkehr gerade völlig mal out of sight.
Und neulich: Mamma ein Zettelchen gestern Abend auf das vorgerichtete Frühstücksbrettchen gelegt. Guten Morgen! und ein Herz darunter gemalt. Wir haben gefrühstückt, Mamma war die ganze Zeit am Giggeln. Sprechen kann sie nicht mehr wegen ihrer #ALS Dann liest sie meistens noch gemütlich irgendwelche Werbeprospekte, das geht grad noch. In der Zeit kann ich dann ans Notebook und Emails beantworten, danach rollere ich sie ins Bad und mache die übliche Routine. Dann ins Wohnzimmer, bis zum Mittagessen. Und ich räume den Tisch ab und finde, ganz genau mittig in das von mir gemalte Herzchen reingeschrieben, in winzig-akkurater Schrift den Namen "Barbara".
Ich habe so ein großartiges Glück, dass Mamma nicht bösartig geworden ist, wie es manche Demente nunmal sind. Es hätte mir das Genick gebrochen. Ich weiß nicht, wie ich das ertragen hätte. Doch so ist sie, auch wenn sie zwischendurch traurig ist, leicht ablenkbar, und sie gluckst und giggelt und ist für jedes kleine Scherzwort dankbar.
Es ist so, wie oft gesagt wird: Man bekommt so viel mehr zurück, als man denkt, geben zu können.
ElsaLaska - 3. Feb, 20:15
Habt ihr schon mal versucht,
P.S.: Manchmal denke ich, es ist evtl. Besser, die Qualen des Purgatoriums schon im Leben hinter sich zu bringen...die Gerechtigkeit Gottes im Leben und nicht erst danach zu spüren, auch wenn es extrem heftig wird...ob und was man verdient hat, kann man schlecht selbst überblicken.