Dietrich von Hildebrand: Das Trojanische Pferd in der Stadt Gottes.
7. Kapitel - Die Aufgabe des christlichen Philosophen heute
Fortsetzung des Zitats von hier:
Ein anderer Typus von katholischen Philosophen verläßt die Burg des Thomismus nur, um irgendeiner modernen Philosophie zum Opfer zu fallen. Ohne die Wirklichkeit zu befragen, ohne daß er sich staunend dem Seienden öffnet, tauscht ein solcher Philosoph die vollständige Annahme des thomistischen Systems gegen eine vollständige - ebenso unkritischer - Annahme Heideggers oder Hegels, Kants, Deweys oder sogar Freud ein. Er verzweifelt nicht an der Möglichkeit, philosophische Wahrheit zu erreichen, aber er gibt sich irgendeiner Philosophie in derselben unkritischen Weise hin, wie zuvor dem Thomismus, nur mit dem großen Unterschied, daß die Philosophie, zu der er sich jetzt wendet, keine unvollständige Erkenntnis der Wahrheit, sondern ein Berg von vollständigen Irrtümern ist und eine Philosophie, die schon in ihrer Grundlage mit der Christlichen Offenbarung unverträglich ist, da sie gerade die notwendig von der göttlichen Offenbarung eingeschlossen Wahrheiten leugnet. Statt deshalb auf großen katholischen Denkern fußend, ein Denken zweiter Hand zu betreiben, denkt er jetzt zweiter Hand auf der Grundlage säkularer, z. T. sogar antichristlicher Philosophien. Abgesehen davon, daß er fortfährt, Denken zweiter Hand zu betreiben (wobei er eine bedauerliche konservative Tendenz beweist), vollzieht sich in seinem geistigen Leben ein tiefer Wandel. Denn jetzt sucht er in einem Denken Obdach, das grundsätzlich mit der Christlichen Offenbarung unverträglich ist und ihn deshalb in Versuchung bringt, den Wahrheiten der göttlichen Offenbarung zu widersprechen. ...
Ein dritter Typus moderner katholischer Philosophen glaubt, man könne einen engen Thomismus dadurch überwinden, daß man ein Gebräu aus Kant, Thomas und Hegel, oder einem anderen einflußreichen Denker herstellt. Diese Menschen gewahren nicht, dass die vorige Enge nicht aus dem Inhalt des Thomismus herrührte, sondern aus der irrigen Meinung, daß man in den festen Gefügen eines geschlossenen Systems auf alles eine Antwort finden könne.
Das Befragen der Wirklichkeit war oft durch ein bloßes Verteidigen eines Systems ersetzt worden. Ohne den wirklichen Grund für die frühere Enge zu verstehen, verfehlt auch dieser dritte Typus seine Überwindung. Statt zur Wirklichkeit zurückzugehen und sich vorurteilslos in das Gegebene zu versenken, glauben diese Menschen der Wahrheit näher zu kommen, wenn sie den Thomismus mit irgendeinem anderen System vermischen. Auch sie übersehen oft die absolute Unverträglichkeit vieler dieser neu herangezogenen Gedanken mit der göttlichen Offenbarung.
Die richtige Antwort des katholischen Philosophen heute erfordert einen tief ehrfürchtigen und organischen Kontakt mit den großen Einsichten der traditionellen Philosophie, verbunden mit einem ununterbrochenen Befragen der Fülle des Seienden selbst, in dem er versucht, die großen Wahrheiten, die in der Vergangenheit philosophisch erobert wurden, durch weitere Richtigstellungen, Differenzierungen und neue Einsichten zu vervollständigen. <<
Fortsetzung des Zitats von hier:
Ein anderer Typus von katholischen Philosophen verläßt die Burg des Thomismus nur, um irgendeiner modernen Philosophie zum Opfer zu fallen. Ohne die Wirklichkeit zu befragen, ohne daß er sich staunend dem Seienden öffnet, tauscht ein solcher Philosoph die vollständige Annahme des thomistischen Systems gegen eine vollständige - ebenso unkritischer - Annahme Heideggers oder Hegels, Kants, Deweys oder sogar Freud ein. Er verzweifelt nicht an der Möglichkeit, philosophische Wahrheit zu erreichen, aber er gibt sich irgendeiner Philosophie in derselben unkritischen Weise hin, wie zuvor dem Thomismus, nur mit dem großen Unterschied, daß die Philosophie, zu der er sich jetzt wendet, keine unvollständige Erkenntnis der Wahrheit, sondern ein Berg von vollständigen Irrtümern ist und eine Philosophie, die schon in ihrer Grundlage mit der Christlichen Offenbarung unverträglich ist, da sie gerade die notwendig von der göttlichen Offenbarung eingeschlossen Wahrheiten leugnet. Statt deshalb auf großen katholischen Denkern fußend, ein Denken zweiter Hand zu betreiben, denkt er jetzt zweiter Hand auf der Grundlage säkularer, z. T. sogar antichristlicher Philosophien. Abgesehen davon, daß er fortfährt, Denken zweiter Hand zu betreiben (wobei er eine bedauerliche konservative Tendenz beweist), vollzieht sich in seinem geistigen Leben ein tiefer Wandel. Denn jetzt sucht er in einem Denken Obdach, das grundsätzlich mit der Christlichen Offenbarung unverträglich ist und ihn deshalb in Versuchung bringt, den Wahrheiten der göttlichen Offenbarung zu widersprechen. ...
Ein dritter Typus moderner katholischer Philosophen glaubt, man könne einen engen Thomismus dadurch überwinden, daß man ein Gebräu aus Kant, Thomas und Hegel, oder einem anderen einflußreichen Denker herstellt. Diese Menschen gewahren nicht, dass die vorige Enge nicht aus dem Inhalt des Thomismus herrührte, sondern aus der irrigen Meinung, daß man in den festen Gefügen eines geschlossenen Systems auf alles eine Antwort finden könne.
Das Befragen der Wirklichkeit war oft durch ein bloßes Verteidigen eines Systems ersetzt worden. Ohne den wirklichen Grund für die frühere Enge zu verstehen, verfehlt auch dieser dritte Typus seine Überwindung. Statt zur Wirklichkeit zurückzugehen und sich vorurteilslos in das Gegebene zu versenken, glauben diese Menschen der Wahrheit näher zu kommen, wenn sie den Thomismus mit irgendeinem anderen System vermischen. Auch sie übersehen oft die absolute Unverträglichkeit vieler dieser neu herangezogenen Gedanken mit der göttlichen Offenbarung.
Die richtige Antwort des katholischen Philosophen heute erfordert einen tief ehrfürchtigen und organischen Kontakt mit den großen Einsichten der traditionellen Philosophie, verbunden mit einem ununterbrochenen Befragen der Fülle des Seienden selbst, in dem er versucht, die großen Wahrheiten, die in der Vergangenheit philosophisch erobert wurden, durch weitere Richtigstellungen, Differenzierungen und neue Einsichten zu vervollständigen. <<
ElsaLaska - 10. Aug, 20:08
Der letzte Absatz ist sexy!