Andererseits,
besteht ja die große Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche eben darin, dass sie mit ihren Heiligen, die wundertätig sind, nicht hausieren geht. Sowohl dem Hl. Joseph von Copertino wie auch dem Hl. Padre Pio ist es ja passiert, dass man sie gedeckelt hat, aus Gründen der allerhöchsten Vorsicht. Da ist niemand hingegangen und hat gesagt: He Leute! Wir sind super! Unser Glaube ist der einzig wahre, nur bei uns sind die coolen Checker, die fliegen, vom Hagelschlag getroffene tote Schafe wiedererwecken, blinde Menschen heilen und Esel dazu bringen können, vor dem Allerheiligsten zu knien, statt vor einem Sack Hafer. Jedesmal gab es ein Riesenverfahren - boh, ist das peinlich, diese ganzen Wunder, hoffentlich erfährt keiner davon.
Ein zweischneidiges Schwert. Besser wäre gewesen, sie hätten diesen Tetzel mal verschwinden lassen, der mit dem Ablassverkauf. Den kennt heutzutage ja jeder Atheist und Protestant. Und die wirklich tollen Leute wie der Hl. Joseph von Copertino fallen dem Vergessen anheim. Naja, nicht ganz, wenn ich mir das Gästebuch des Santuarios in Osimo so durchschaue ...
Aber dazu demnächst dann mehr.
Ein zweischneidiges Schwert. Besser wäre gewesen, sie hätten diesen Tetzel mal verschwinden lassen, der mit dem Ablassverkauf. Den kennt heutzutage ja jeder Atheist und Protestant. Und die wirklich tollen Leute wie der Hl. Joseph von Copertino fallen dem Vergessen anheim. Naja, nicht ganz, wenn ich mir das Gästebuch des Santuarios in Osimo so durchschaue ...
Aber dazu demnächst dann mehr.
ElsaLaska - 22. Jun, 01:50
Vielleicht...
Ich lese grade Erasmus von Rotterdams Schutzschrift und die Briefe der Caritas Pirckheimer von Nürnberg und frage mich, wie es sein kann, dass es die Reformatoren trotzdem so einen Zulauf hatten.
Man hatte halt einfach die Schnauze voll von der katholischen Kirche, die Zeit war reif, es ging ja auch nicht an erster Stelle um Gott oder den rechten Glauben, sondern um Politik, sozialen Umbruch, ein bisschen Bilderstürmerei und ein bisschen das permanent schlechte Gewissen Martin Luthers vor Gott. (Das ich übrigens wunderbar nachvollziehen kann. Ich war nach meiner ersten Beichte auch tagelang deprimiert, weil ich das Gefühl hatte, es ist doch ein wunderbares Sakrament, aber gefühlsmäßig-emotional tatsächlich: ich bekomme Gott einfach nicht gnädig). Das hat mir dann ein wohl eher modernistischer linksausgelegter italienischer Kapuzinerpater - ausgerechnet - ausgetrieben. Meine protestantisch-dauerdeprimierte Haltung angesichts meiner Verfehlungen fand er ganz furchtbar, gar ein Zeichen von schlechter Erziehung, und er hat mich eine Stunde lang bearbeitet unter Aufbietung von zig Zitaten aus dem Evangelium, die er extra nachschlug und von allen möglichen Heiligen, bis ich rauskam wie aus einem Schwitzbad und völlig befreit tagelang jeden segnete, der mir begegnete, jedem Arschloch alles auf der Stelle vergab, einschließlich mir selbst, und einen ganzen Rosenkranz betete um Nachwuchs für seinen leicht überalterten Orden und gleich noch einen ganzen für ihn selbst. Sollte ihn mal wieder besuchen und auch gleich beichten, fällt mir dabei ein. :-)
Der Mann hat echt geackert, ich habe ihm viel zu verdanken.
"Ich lese grade Erasmus von Rotterdams Schutzschrift und die Briefe der Caritas Pirckheimer von Nürnberg und frage mich, wie es sein kann, dass es die Reformatoren trotzdem so einen Zulauf hatten."
Erasmus hat sich ja eben auch nicht grade mit Ruhm bekleckert damals. Sein Versuch zwischen Kirche und Häresie neutral zu bleiben kann heute noch als abschreckendes Beispiel dienen.
Elsa,
ich weiß ich sagte es schon oft, aber der Ablaßstreit ist zwar der Anlaß, durch den Luther über seine Winzuniversität hinaus berühmt wird, aber er ist nicht die Grundlage der ganzen Protestantismen. Die 95 Thesen sind allesamt unprotestantisch.