Gorbatschow und das Christentum.
In einem Interview mit der Tagespost ("Urbi et Gorbi" in der Ausgabe vom 26.9.2009) sagt Joachim Jauer, Autor des Buches: Urbi et Gorbi. Christen als Wegbereiter der Wende, erschienen im Herder Verlag, folgendes:
"Wie ist es gekommen, dass Gorbatschow alles das in der Sowjetunion zugelassen hat, was zur Wende führte? Er hat ja dafür alles verloren ... [und] ist heute in Russland der bestgehasste Mann. Erst aber, als ich über die spektakuläre Begegnung am 1. Dezember 1989 zwischen Gorbatschow und Papst Johannes-Paul II. im Vatikan, aus der sich eine Freundschaft entwickelte, nachgedacht habe, bin ich auf die Idee gekommen, ob das etwas mit einer Religiösität Gorbatschows zu tun haben könnte, und habe dann in seiner Biografie recherchiert. Ich habe dabei herausgefunden ... ,dass eine doch interessante Nähe Gorbatschows zu christlichen Traditionen zu erkennt war. Er ist nach eigenen Angaben getauft, seine Mutter war praktizierende Christin, seine Frau offenbar auch, über ihrem Grab steht ein Kreuz. Gegen Ende der Niederschrift des Buches wurde mir dann auch bekannt, dass Gorbatschow einmal als Pilger nach Assisi gereist ist. .... Er hat sich jedenfalls mit Franziskanern über franziskanische Schöpfungspflege unterhalten, über die Liebe des heiligen Franz zur Natur, über dessen Friedfertigkeit, dessen Gewaltlosigkeit. Gorbatschow hat den Franziskanern in Assisi gesagt: Der heilige Franziskus, das ist für mich ein alter Christus, ein zweiter Christus. Wie soll ich das jetzt bewerten?"
Joachim Jauer: Urbi et Gorbi. Christen als Wegbereiter der Wende, Herder Verlag Freiburg, EUR 19,95.
"Wie ist es gekommen, dass Gorbatschow alles das in der Sowjetunion zugelassen hat, was zur Wende führte? Er hat ja dafür alles verloren ... [und] ist heute in Russland der bestgehasste Mann. Erst aber, als ich über die spektakuläre Begegnung am 1. Dezember 1989 zwischen Gorbatschow und Papst Johannes-Paul II. im Vatikan, aus der sich eine Freundschaft entwickelte, nachgedacht habe, bin ich auf die Idee gekommen, ob das etwas mit einer Religiösität Gorbatschows zu tun haben könnte, und habe dann in seiner Biografie recherchiert. Ich habe dabei herausgefunden ... ,dass eine doch interessante Nähe Gorbatschows zu christlichen Traditionen zu erkennt war. Er ist nach eigenen Angaben getauft, seine Mutter war praktizierende Christin, seine Frau offenbar auch, über ihrem Grab steht ein Kreuz. Gegen Ende der Niederschrift des Buches wurde mir dann auch bekannt, dass Gorbatschow einmal als Pilger nach Assisi gereist ist. .... Er hat sich jedenfalls mit Franziskanern über franziskanische Schöpfungspflege unterhalten, über die Liebe des heiligen Franz zur Natur, über dessen Friedfertigkeit, dessen Gewaltlosigkeit. Gorbatschow hat den Franziskanern in Assisi gesagt: Der heilige Franziskus, das ist für mich ein alter Christus, ein zweiter Christus. Wie soll ich das jetzt bewerten?"
Joachim Jauer: Urbi et Gorbi. Christen als Wegbereiter der Wende, Herder Verlag Freiburg, EUR 19,95.
ElsaLaska - 4. Okt, 17:30
Welchen Anteil hat denn Ronald Reagan ?!
Du warst nicht wirklich dabei, Ende der 80-er, oder? Sonst müßtest Du Dich noch daran erinnern, welchen Mut Gorbatschow der Opposition insbesondere in Ostdeutschland gemacht hat. Die Gorbi Rufe vor ziemlich genau 20 Jahren, am 40. Jahrestag der DDR, waren eine schallende Ohrfeige für die Regierenden und wurden von denen auch so verstanden.
Sicher, Gorbatschow wollte den Kommunismus reformieren, auch ein großer Teil der Opposition in der DDR wollte das. Die Erkenntnis, dass dies nicht möglich ist, setzte sich erst langsam durch. Der Traum von einer friedlichen und sozialen Gesellschaft nach dem Prinzip "Jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Möglichkeiten" war ein schöner Traum. Er hat etwas vom christlichen Paradies. Allerdings wissen wir als Christen, dass es uns nicht gelingen kann, das Paradies aus eigener Kraft auf Erden zu errichten.
Trotzdem: Ohne Gorbatschow hätte es Leipzig 89 nicht gegeben, oder - wenn es Leipzig 89 gegeben hätte, dann würde es in einem Atemzug mit Peking 89 genannt. Gorbatschow hat mit seiner mutigen Öffnung all das ermöglicht. Das er am Ende - wie die meisten von uns - von den Ereignissen überrollt wurde, schmälert seinen Verdienst nicht!
Ein Wort zu JPII: Es gibt viel Literatur über seinen Beitrag zu diesen Ereignissen. Sicher ist sein Einfluß auf Polen und die dortige Bewegung nicht zu unterschätzen. Für die Demokratiebewegung der DDR war sein Einfluß eher gering, weil Sachsen und Berlin, die Zentren der Bewegung, eher protestantisch sind. Wenn er allerdings, wie hier geschrieben, wirklich Gorbatschow in seinem Handeln beeinflußt hat, dann hat damit dazu begetragen, dass diese Veränderungen möglich wurden.
Der Erfolg hat immer viele Väter, sicher haben beispielsweise auch Kohl und Genscher ihren Anteil. Aber wer nicht ganz klar erkennt, dass diese Veränderungen in der Hauptsache Gorbatschow zu verdanken sind, hat ein völlig verqueres Geschichtsbild.
Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch die Frage: Wie konnte es "passieren", dass in einer derart totalitären Diktatur ein Mann wie Gorbatschow an diese Position kommt?