Eat Love Pray
Es ist jetzt so geworden, dass ich Mamma jeden Abend regelrecht ins Bett bringen muss. Alles zurechtstellen, vor allem den Nachtstuhl, alles hinrichten, Schuhe ausziehen, Socken, Nachthemd überstreifen und was noch so alles getan werden muss.
Gestern sagte ich zu ihr: Gell, das ist wie früher (als sie MICH noch ins Bett brachte), nur halt umgekehrt.
Nur - ich singe ihr nichts vor, das hat sie immer gemacht als ich noch ganz klein war.
Ich habe mir jetzt das Lied rausgesucht, mein Lieblingslied. Wikipedia hat geholfen, sonst hätte ich es vergessen gehabt. Ich werd's mal versuchen zu singen. Es ist von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
der hinter unsern Bäumen
am Himmel droben wohnt.
Er kommt am späten Abend,
wenn alles schlafen will,
hervor aus seinem Hause
zum Himmel leis und still.
Dann weidet er die Schäfchen
auf seiner blauen Flur,
denn all die weißen Sterne
sind seine Schäfchen nur.
Sie tun sich nichts zuleide,
hat eins das andre gern,
und Schwestern sind und Brüder
da droben Stern an Stern.
Und soll ich dir eins bringen,
so darfst du niemals schrein,
musst freundlich wie die Schäfchen
und wie ihr Schäfer sein.
ElsaLaska - 29. Jun, 20:25
mit der Leistung der Italiener heute gegen Costa Rica.
"Kann ich ein Glas Rotwein bekommen vor dem Anpfiff? Aber nicht aus der alten Fünf Liter Bottle bitte."
"Ich mache eine schöne Flasche auf, zur Feier des Tages, den Rest aus der Bombola musst du nicht trinken."
"Die sind schnell, gell, die im Weißen?"
"Bisschen zu schnell, ja. Aber wir haben ja Buffon. Ich mag Buffon."
Schweigen.
"Aber der macht ja auch nichts."
"Nein, im Moment macht er nichts. Im Moment machen die Costaricaner ziemlich viel. Aber guck, eben hat er eine prima Parade gemacht!"
"Wieso fallen die denn dauernd aufeinander drauf! "
"Hm, sie gucken halt auf den Ball und weniger auf sich selbst."
"Aber die Italiener brauchen doch deshalb nicht einschlafen?"
"Sie schlafen ja nicht, es ist nur verdammt heiß und feucht und möglicherweise hatten sie zu wenig caffè?"
"Mhm". Dann: " Pirlo ist doch schon viel zu alt, so wie der aussieht?!"
"Ja Mamma, aber Pirlo spielt eigentlich saugut. Nur heute nicht."
"Was ist denn heute mit denen los?" Mamma stößt mit dem Stock auf. Wäre er oben gebogen, würde ich ihn Äbtissinnenstab nennen.
"Gibts noch Rotwein? Die Leute heute waren nett, sie haben mir Kirschen angeboten."
(holt ein Dezi Rotwein)
"Die regen mich auf, warum gewinnen sie nicht. Kann ich ein paar Tropfen zum Einschlafen haben?"
(Bereitet ein paar Tropfen.)
"'Ich guck nach den Katzen."
"Nein, Mamma, ich guck nach den Katzen, du hast deine Tropfen und ICH geh jetzt mit dir hoch
"Gut Nacht" - Altersdiskant
"Mhm" Tochtergebrummel.
ElsaLaska - 20. Jun, 22:27
Mamma trinkt zu wenig, deshalb bekommt sie immer ein Glas Wasser bereit gestellt. Einfach, damit sie es bei sich hat und nicht erst holen muss, auch wenn sie nicht direkt trinken mag oder Durst hat. Wenn es da steht, trinkt sie auch.
Lästig dann der Gang zur Toilette - mit Stock, wenn man eh kaum noch laufen kann.
"Ach, wenn man bloß nicht mehr dauernd auf die Toilette müsste!"
"Mamma, sei doch froh, dass du noch auf die Toilette gehen kannst, andere liegen im Bett und können nicht mehr aufstehen oder haben Beutel umhängen."
Verbissenes Schweigen. Gang auf die Toilette.
Zehn Minuten später, nach ihrer Rückkehr.
Ich (in der Sonne, träge): Ach, wenn man bloß mal nicht mehr schaffen bräuchte.
Mamma: Sei doch froh, dass du noch schaffen kannst!
Eins zu Null für Mamma.
ElsaLaska - 4. Jun, 22:36
"Ich weiß nicht, wie lange Lottas Leben dauern wird, aber ich kann versuchen, es zu einem glücklichen Leben zu machen."
In: Sandra Roth: Lotta Wundertüte. Kiepenheuer und Witsch.
Die Autorin ist Mutter einer Tochter mit Vena Galeni Malformation.
ElsaLaska - 5. Mai, 13:59
Mit der Liebenswürdigkeit der Italiener rechnen.
Normalerweise nennt man das Alter einer Dame natürlich nicht. Doch ich habe hier die schöne Erfahrung gemacht, dass, wenn das Gespräch auf die Mamma kommt, die immer mit dabei ist, es förderlich ist, einzuwerfen, dass sie schon 80 sei.
"Si porta bene!" kommen sofort die bewundernden Ausrufe, die ich ihr natürlich simultan übersetze. "Sie hält sich sehr gut!" und auch "Nein, das ist nicht wahr, sie wirkt noch so jung!"
Heute wollte man ihr im Antiquitätengeschäft sogar einen Kaffee kochen: "Die Signora ist müde - möchte sie einen Espresso?"
Wir sind dann noch in die nächste Kaffeebar, um keine Mühe zu machen.
Es ist schon ein Unterschied, wie hier mit Alten, Behinderten und natürlich auch Kindern umgegangen wird. All das tut zumindest mir gut. Und ihr bestimmt auch.
ElsaLaska - 30. Apr, 20:25
Mamma kleine Aufgaben geben. Sie kann die Spülmaschine ausräumen. Sie ermutigen, ihre Handysocke weiterzuhäkeln.
Die eintausendfünfzigste Gärtnerei mit ihr besuchen, auch wenn sie einfach nicht "DEN STOCK" für Papas Grab findet.
Die Medikamente hinrichten.
Sie bitten, eine Zwiebel zu schälen und zu hacken.
Kleider aussuchen mit Löchern, die sie stopfen kann.
Ihr den Tisch eindecken und sie fragen, was sie zum Essen trinken möchte. Getränk herrichten.
Kleine Herausforderungen: Kannst du noch die Telefonnummer von dem und der auswendig? Dann wähl doch mal. Und schauen, wie sie damit umgeht, auch im Falle der Falschwahl.
Sie muss trinken.
Mamma nicht zum Lachen bringen, wenn sie trinkt, dann verschluckt sie sich und muss husten.
Gefahr Lungenentzündung.
Mamma in die Sonne setzen.
Mamma um Rat fragen, auch wenn man eigentlich weiß, wie man vorzugehen hat.
Nicht vergessen: Mammas Füße auch mal in eine Fußwanne stellen, waschen, abtrocknen, cremen. Nägel schneiden.
Mamma, möchtest du einen Prosecco gegen halb Elf fragen.
Mamma wieder und wieder mit in den Gottesdienst nehmen, auch wenn sie kein einziges Wort versteht.
ElsaLaska - 29. Apr, 21:30
1.Aufwachen, Gott danken, Jesu Barmherzigkeit herabrufen.
2. Komm endlich in die Gänge, es gibt Artikel zu schreiben.
2.a Versuchen, Artikel zu schreiben.
3. Mamma fragen, ob sie ein Glas Sekt will gegen den Durst und für den Kreislauf.
4. Mit Mamma das Mittagessen besprechen. Komplizierte Abläufe entwirren. Geschirr abtrocknen.
5. Mamma zu trinken geben.
6. Tischgebet.
7. Geschirr machen und für sie wegräumen.
8. Fragen, ob sie irgendwohin will am Nachmittag. Hinfahren.
9. Vesper richten für Mama. Darauf achten, dass sie ihre Medis nimmt.
10. Sie vergisst immer das Lungenspray. Lungenspray hinhalten.
11. Ihr die Füße einreiben und massieren.
12. Das innerste Wesen der Liebe ist Hingabe. Der Zugang zu allem ist das Kreuz. (Edith Stein.)
ElsaLaska - 1. Mär, 21:58