Italien Blog
hatte ich eine Wolke im Zimmer. Sie kam durch das offene Fenster hereingeweht, Stückchen für Stückchen. Es gab Einbußen in Form von Wassertröpfchen, die im Fliegengitter hängen blieben, so dass es am Ende eine recht zerfledderte Wolke war.
ElsaLaska - 28. Okt, 15:12
Eben war ich noch al bar für einen aperitivo, der barista, sonst recht schweigsam, guckt TV, Rai Due und erklärt mir, dass gerade Cobra Undici läuft, eine deutsche Serie, die er leidenschaftlich gerne schaut. Ich hätte das gar nicht als deutsche Serie erkannt. Die Schauspieler wirken italienisch, das Ambiente auch und wenn alle Italienisch sprechen - jedenfalls wollte ich eine Stange Zigaretten kaufen, da muss er immer ins Lager und so schnell hab ich ihn noch nie Zigaretten holen sehen, schließlich will er nichts von dieser Serie verpassen. Naja, wenn man ansonsten an die Qualität des italienischen Fernsehens denkt, hat Cobra 11 wahrscheinlich Hollywoodniveau.
Dann noch oben bei den Nachbarn vorbei, den Sohn getroffen. Seinem Vater gehe es sehr schlecht, er hat einen Tumor im Rücken, er ist schwach, verwirrt, sie sind Tag und Nacht bei ihm. Ich soll ihn doch lieber nicht besuchen, sondern mich an ihn erinnern, so wie er war. Das will ich tun. Ich gebe zu, mit solch schlechten Nachrichten habe ich dann doch nicht gerechnet. Die nonna, sie sei sehr stark, aber natürlich ist es für alle schwierig, diese Situation zu akzeptieren. Das Leben ist so, sagt er. Und ich muss an seinen Vater denken, wie er im März noch vor mir stand: Mamma mia, la vita è bella. Ich krame aus meiner Hosentasche ein Holzbildchen mit dem Volto Santo und einem italienischen Segen drauf, es ist zum Aufklappen, hervor, erkläre, dass ich gestern dort war, er kennt Manoppello, und dass das ein kleines Souvenir sei. Die Geste scheint sehr gut angekommen zu sein, mehrmals klappt er das Bildchen auf, schaut hinein, und sagt zu mir: Wenn die Medizin nicht mehr hilft, vielleicht dann das hier.
Ich bin froh, daran gedacht zu haben. Manchmal hat man vielleicht doch etwas zu geben, wenn man denkt, man habe eigentlich gar nichts, und zwischendurch kam es mir lächerlich vor, das kleine Andenken überhaupt überreichen zu wollen.
Ich dachte mir, ich sollte es auf jeden Fall tun, weil es eben nicht einfach ein Bildchen auf Holz ist. Sondern der Ausdruck für etwas, was ich mit Worten nicht sagen kann. Vielleicht war es doch eine gute Idee.
ElsaLaska - 27. Okt, 18:31
Bis später.
ElsaLaska - 26. Okt, 09:58
an einem einzigen Wochenende, die daily Zeitung macht eine Titelgeschichte draus und fordert:
100 auf den Autobahnen, 70 auf Landstraßen und 50 in der Stadt.
Ich schlage vor:
Mehr Kontrollen, mehr carabinieri mit Kinnbärtchen und Motoguzzi, sowie Telefonverbot und Rauchverbot im Auto, außerdem die Abschaffung von caffè -to-go, dann erledigt sich das von selbst.
Wenn die Italiener einfach mal NUR ganz puristisch AUTOFAHREN würden in ihren Autos, würden die Unfallzahlen drastisch halbiert.
Weiters würde es helfen, keine Innenspiegel mehr einzubauen.
ElsaLaska - 25. Okt, 21:39
Ich wollte es nur nicht gleich bloggen, weil ich gedacht habe, vielleicht vergesse ich das ja noch bis heute Abend, weil ich so fertig war, aber dem ist nicht so.
Ich habe offene Balken an der Decke über mir und jedes Mal wenn ich jetztim Bett liegend nochmal hochgucke überlege ich mir, bei wieviel Richter-Skala sie mir wohl aufs Haupt fallen und mich im Bett erschlagen. Dann wälzte ich mich von einer Seite auf die andere und hatten einen solchen PULS, dass das Bett anfing zu schwingen, weshalb ich bange Minuten damit zubrachte zu überlegen, ob das wohl wieder Primärwellen sind - und wann die S-Wellen kommen und die Balkentrümmer. Endlich war ich eingeschlafen, da bekam Rasul gegen vier Uhr früh einen Riesenanfall. Das Problem dabei ist: Immer wenn er total ausrastet mitten in der Nacht stehe ich vor der Entscheidung, aufzustehen, um nachzugucken, ob wohl einer einsteigt, oder einfach liegenzubleiben und sich zu denken, Gott, wer so blöd ist, den Höllen-Hund hört und trotzdem hier reinkommt, der ist wohl nicht ganz bei Trost und selbst Schuld. Bleib lieber liegen und wisch die Sauerei auf, wenns hell ist.
Trotzdem denke ich mir, ich sollte aufstehen. Dann aber wieder nicht.
Manchmal denke ich mir, die Lösung ist ein zweiter Kangal.
Sie können sich dann abwechseln mit dem nächtlichen Toben und bei zweien ist der Überraschungseffekt größer, falls der nächtliche Besucher taub sein sollte.
ElsaLaska - 25. Okt, 21:18
Ich habe heute eine neue Stamm-Aperitivo-Bar aufgetan, mit einem einfach göttlichen Weißwein und zu Nüsschen, Chips und Oliven steht eine kleine, noch warme, frischgebackene Pizza in Stückchen geschnitten auf dem Tresen, die Lust auf mehr davon macht. Nebenan wird nämlich Pizza gebacken und ganz frisch in dieser Bar auch verkauft. In Deutschland esse ich so gut wie nie Pizza, in Italien muss ich einmal die Woche eine schöne Pizza vom Holzofen haben. In der neuentdeckten Bar ist sie auch besser, als bei den anderen Versorgern, die ich diesbezüglich so frequentiere.
Was ich nur nie verstehen werde, und ich halte mich wirklich für sehr aufgeschlossen und sehr italien-kompatibel, ist, wie man eine Pizza mit Pommes Frites und Scheiben von Wiener Würstchen belegen kann. Habe das schon öfter gesehen und mich nie da ran getraut. Irgendwann ist immer das erste Mal, aber ich werde dann einen Becher voll Grappa drauf trinken müssen und mich hinterher zusammen mit Rasul eine Runde schütteln.
ElsaLaska - 25. Okt, 21:06
Telekom Italia, effektiv, serviceorientiert, mit intelligenten Mitarbeitern.
Das war aber keine Werbung. Meine Telefonleitung rauscht saumäßig und heute hat mich ein Mitarbeiter angerufen, dass er mal vorbeischauen will.
Ihre Adresse xxxx, wo ist das genau?, will er wissen.
Ich hole tief Luft um eine komplizierte Erläuterung zu starten, die mindestens fünf Landmarken umfasst, die sich niemand merken kann. Wenn nichts mehr hilft, am Ende, nenne ich immer den Familiennamen von Armando, die haben die größte azienda agricola, naja, nicht im Umkreis, aber in meiner Nähe, soll heißen, nicht weiter als einen Kilometer entfernt.
Der Telekommann, noch bevor ich einen Ton sagen kann: Moment, ist das vielleicht da, wo dieser GIGANTISCHE Hund lebt?
Äh, ja, bestätige ich lachend.
Okay, kein Problem, dann weiß ich, wo. Bin in 10 Minuten da.
ElsaLaska - 25. Okt, 20:05
ist jetzt doppelt so hoch wie vorher - ich wusste gar nicht, dass ich auch gegen Handtaschendiebstahl versichert bin, dabei hab ich doch nie eine - aber gut, das ist vielleicht ein Grund, sich eine zuzulegen.
Jedenfalls umfasst sie so ziemlich alles (das denkt man ja immer, wenn man eine Versicherung abgeschlossen hat, bis dann der Schadensfall eintritt - und genau DER ist natürlich nicht im Vertrag enthalten), bis auf, Achtung Trommelwirbel!
- E r d b e b e n. Gut was?
Aber mein Agent konnte mich auch gleich beruhigen, diese Form von Versicherung wird er mir spätestens im Januar nächsten Jahres ebenfalls zu günstigen Konditionen mitanbieten können.
Und das, nachdem heute in der Zeitung getitelt wurde, dass eine Loggia vom Dom in Urbino eingestürzt ist - in Folge
des Erdbebens von Samstag.
Und übrigens wurde Ancona im Jahre 1972 schwer von einem großen Beben verheert.
(Bei der Suche nach Internetinfos dazu habe ich die wundervolle deutschsprachige Seite der Arma dei Carabinieri gefunden - absolut Zucker! - die unter anderem
vom selbstlosen Einsatz der Jungs bei schweren Erdbeben und Katastrophen berichtet. Insofern war das mit dem 112 anrufen gar keine blöde Idee!)
Wobei mir noch einfällt, dass ich mich heute mal wieder gefragt habe, wieso ALLE carabinieri Kinnbärtchen tragen.
Und hier d
er Link mit wirklich sämtlichen Informationen zu den carabinieri, die es überhaupt nur geben kann: Geschichte, Zugangsvoraussetzungen, Aufgaben, Auslandseinsätze, Musikkapelle, Sport, einer Such-und-Find-Eingabemaske für die nächstgelegene carabinieri-Station zu meinem Wohnort (die kenn ich, da bin ich heute vorbeigefahren, aber vielleicht gibt es ja eine, die NOCH näher liegt ...), einem Verweis zu einer Datenbank für gestohlene Kunstschätze (die auf Italienisch), eine Erläuterung zu den beiden Polizeiformen Italiens ("Bewährte pluralistische Anlage des Systems der öffentlichen Sicherheit") - nur zum traditionellen Kinnbärtchen hab ich nichts gefunden.
Allegra, haben die carabinieri im Norden auch alle Kinnbärtchen?
ElsaLaska - 24. Okt, 20:43
schießt sich die italienische Presse ja auf Putin ein. Bemerkenswert dabei ist die völlige Andersartigkeit des Diskurses gegenüber der Putin-Kritik aus Deutschland (Gasdeals und Energieabhängigkeiten, Tschetschenienpolitik).
Was Putin hier in Italien vor allem angelastet wird, ist zum Beispiel seine Aussage, dass dieser israelische Premier Katsav ein "echter Mann" sei, weil er 10 Frauen vergewaltigt hat, und jetzt hat Putin auch noch erklärt, dass Mafia schließlich ein Wort aus dem Italienischen sei und überhaupt einen typisch italienischen Zustand beschreibe, weshalb sich der Kreml ja auch nix von Italien vorsagen lassen müsse. Und, auch noch was sehr Unmännliches und Unehrenhaftes: Politkowskaja (der Name ist ja auch irgendwie herrlich) umbringen lassen bzw. sich weiter nicht drum kümmern. Stößt hier auf extremes Unverständnis. Nicht unbedingt mal wegen ihres Einsatzes für Tschetschenien, nein, ist eine Frau, die erschießt man nicht einfach hinterrücks.
Man merkt bei jedem Aufreger in der Presse hier, in Italien geht es vor allem um die Ehre. Wer es nötig hat, eine Frau zu vergewaltigen, kann tatsächlich kein echter Mann sein (sympathische Vorstellung, übrigens), denn ein echter Mann überzeugt durch Charme und vor allem Leistungsfähigkeit als Liebhaber - nicht durch Gewalt und Zwang. Und ich muss ja auch sagen, wenn in den letzten Jahren das Wort "Mafia" fiel, dachte ich auch zuerst an die Russen. Da war nämlich der Typ, der aus der Schweiz anrief, sich als Schweizer ausgab und erzählte, er habe jetzt 11 Millionen Franken, und die müsse er an den Behörden vorbei investieren, weshalb er eine Immobilie in Deutschland kaufen wolle, aber nur, wenn man da persönlich vorbeikäme und das Geld für ihn wechseln würde - natürlich zu einem unwahrscheinlichen Mondkurs und einem persönlichen Riesenprofit. Und da ich Russisch kann, fand ich es schon recht bemerkenswert, dass im Hintergrund dieses Telefonats russisches Fernsehen bzw. russisches Radio lief *gg*.
Wobei, klar, Gorbatschow war der Typ, der in Strickjacke auf der Krim rumsaß und tolle Ideen hatte. Jelzin erst der Held auf dem Panzer, dann der Alkoholiker mit Ausfällen. Dagegen hatte es Putin natürlich schwer, dann aber wieder leicht. Am Anfang fand ich Putin ganz okay, aber irgendwie dreht er glaub ich grad ab.
ElsaLaska - 24. Okt, 00:33
Ich habe circa eine Milliarde grüne Stinkwanzen hier im Haus. Ich würde glatt zu der Aussage neigen, dass ein Stinkwanzen-Jahr ein Erdbebenjahr ist. Sie sind an und für sich kein Problem. Sie sind grün, sehen blöd aus und beißen nicht. Sie stechen auch nicht. Sie fallen nur im Cluster in den Kamin und verbrennen dort - was für schlechte Luft sorgt. (Wogegen eine S-Welle hilft, das frischt auf). Weiters neigen sie dazu, sich in die Stehlampe zu stürzen und dort qualmend zu verkokeln, was ziemlich atemberaubend ist. Ich habe jetzt, hier, auf den night train wartend, ein großes Drahtsieb über meine Stehlampe gestülpt, weil verkohlende grüne Wanzen leider - und ich habe das lange ausgehalten und darüber experimentiert - nicht zu bewusstseinserweiternden Zuständen verhelfen.
Also, wenn ein Insektenforscher mitliest, bitte via Mail melden, ich habe hier jede Menge interessanter kleiner Tiere abzugeben, die auch recht groß geraten können.
ElsaLaska - 22. Okt, 00:36