Als uralte Snake-Plissken-FanIn

begrüße ich diesen Beitrag von André F. Lichtschlag natürlich.
Zum Einen. Zum Anderen sagt er darin etwas wirklich Bemerkenswertes - neben der Analogie von Benedikt zu Snake Plissken - sowie dieser Feststellung hier:
>>Der Weg der Christen in diesem Land von der Volkskirche zurück zur Katakombenkirche ist oft beschrieben worden. Er wird mit dem Besuch Benedikts XVI. im Land der Neugläubigen beschleunigt werden, qualitativ und quantitativ. Auch der letzte Mitläufer erfährt in diesen Tagen durch die Mittelstrommedien, was von Otto N. erwartet wird, nämlich den alten Glauben zu verdammen und, sofern noch nicht geschehen, jetzt zu widerrufen.
Millionen Schäfchen folgen artig dem Ruf der Demokraten in Medien und Politik. Diese fühlen sich durch gegenseitige Erbauung jetzt so sicher, dass sie in den hiesigen Stunden ihrer Verkündung kurz auch mal die totalitäre Fratze durchscheinen lassen.<<
In der Tat, ich habe ziemlich viele Fratzen gesehen, gehört und gelesen in den Tagen vor dem Besuch. Sie trugen die Namen Borniertheit, Anmaßung, Unwissenheit, Vorurteil, Hass und Mittelmäßigkeit. Dazwischen aber auch ein paar luzide Stimmen aus Ecken, von denen man es gar nicht mehr vermutet hätte.
Die zentrale Passage, für mich, aber lautet:
>>Die Mediengleichschaltung der vergangenen Tage macht noch etwas deutlich: Kaum ein Bericht erscheint ohne Leser-, Hörer-, Zuschauermeinungen. Alle wollen sie mal die Hostie schänden, jeder darf: Otternasen? Die Institutionen und Autoritäten der Vergangenheit wurden seit 1968 erfolgreich geschliffen, ganz neue Tabus errichtet. Nicht mehr der mittelalterliche Respekt, sondern die völlig fortschrittliche Respektlosigkeit gegenüber dem Heiligen des Andersdenkenden bestimmt den Benimmkanon.<<
Alle wollen sie mal die Hostie schänden. Abgesehen davon, dass ansonsten jeder Konfession und Religion (vielleicht die Zeugen Jehovas mal ausgenommen) der Kotau gemacht wird - was liegt dieser präzisen Beobachtung eigentlich zu Grunde?
Es kann doch nicht nur die Zumutung "antimoderner" Moralauffassungen sein, zu denen selbst eine katholische Theologin, Saskia Wendel, neulich meinte, die Ablehnung von Empfängnisverhütung und Abtreibung gehörten dazu - wenn das im übrigen die Kennzeichen der Moderne sein sollen, dann ist die Moderne frauenfeindlicher als sich jede Ur-Feministin jemals ausdenken konnte, der zumindest an den Anfängen der Bewegung noch ausgesprochen klar war, dass Pharmaka in sich hineinstopfen und sich den Unterleib ausschaben lassen nicht wirklich etwas mit Befreiung der Frau zu tun haben konnten. Oder gestern die empörte junge Frau, die auf der Anti-Papst-Demonstration mitlief: Benedikt solle endlich "sexuelle Vielfalt erlauben!"
Ich weiß nicht, was mit diesen Leuten los ist, ich meine, ich HATTE vor meiner Konversion 25 Jahre "sexuelle Vielfalt" und es wäre mir niemals in den Sinn gekommen, dass jemand wie Johannes-Paul II. sie mir als Nichtkatholikin und Fast-Atheistin hätte wegnehmen können. Wie denn? No chance, Sir. Ich wäre mir vielmehr lächerlich vorgekommen, wenn ich den damaligen Papst in IRGENDEINE Beziehung zu meinem Privatleben gesetzt hätte. Aber das nur als Exkurs.
Nein, es ist vielmehr ein angezüchteter Automatismus, ein antrainierter Reflex der sich offenbar einstellt, wenn der "moderne Mensch" - der nur in den seelenlosen Theorien einiger Soziologen existiert - mit dem wahrhaft Heiligen, dem, das über ihm steht, konfrontiert wird. Ich habe bei Mircea Eliade - in "Das Heilige und das Profane" eine Passage gefunden, die in anderen Worten diagnostiziert, was der Heilige Vater bei seiner gestrigen Rede im Bundestag ausgedrückt bzw. angemahnt hatte.
>>[Doch] erst in den modernen westlichen Gesellschaften hat der areligiöse Mensch sich voll entfaltet. Der moderne areligiöse Mensch nimmt eine neue existentielle Situation auf sich: er betrachtet sich nur als Subjekt und Agens der Geschichte, und er verweigert sich dem Transzendenten [Dass es den "modernen Menschen" trotzdem nicht gibt, erweist sich jedoch alsbald in existentiellen Situationen und Grenzerfahrungen, denen er weiterhin ausgesetzt bleibt und denen er sich weiterhin zu stellen hat. Aber lassen wir Eliade hier ruhig seinen Terminus.] Anders ausgedrückt: er akzeptiert keine Art von Menschlichkeit außerhalb der menschlichen Seinsform, wie sie sich in den verschiedenen geschichtlichen Situationen erkennen lässt. [historischer Relativismus lässt grüßen.] Der Mensch macht sich selbst, und er kann sich nur in dem Maß wirklich selbst machen, in dem er sich selbst und die Welt entsakralisiert. Das Sakrale steht zwischen ihm und seiner Freiheit. [Das Freiheit gehört, folgt man der christlichen Auffassung von Freiheit jedenfalls, in Anführungszeichen gesetzt.]<<
In Bezug zur Freiheit sagte Benedikt XVI. nämlich gestern dieses - und es erscheint mir persönlich jedenfalls zutiefst vernünftig und ganzheitlich:
>>[Der Mensch] ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.“<<
Zwischen der von Eliade gemeinten "Freiheit" und dem Menschen steht das Sakrale, das Überweltliche, das in die Welt hineingezogen wird und zugleich über sie selbst hinaus verweist. Es ist, im Zusammenhang mit dieser Sorte "Freiheit", nur folgerichtig also, dass, wie Lichtschlag pointiert bemerkt, "jeder die Hostie schänden will."
In einer Moschee wird gebetet, ebenso in einer Synagoge. Bei einer tibetisch-buddhistischen Meditationsübung kann man es von außen nicht erkennen, ob der Meditierende nun einen so genannten transzendierten Seinszustand erreicht hat oder nicht. Äußerlichkeiten wie das charakteristische Lächeln Buddhas sind kein Zeichen, dass Gott in der Welt ist (sondern vielmehr, dass dieser Mensch es nun irgendwie geschafft hat, sich über sein Tagesbewusstsein in erweiterte Zustände zu erhöhen.)
Sie alle sind nicht "Zeichen, denen widersprochen wird".
Das ist alleine die konsekrierte Hostie, das Allerheiligste Sakrament, die Realpräsenz.
Und dieses Zeichen ist furcht-bar, so terribile, wie im Alten Testament gesagt wird, wenn dort - allerdings von einem Ort - die Rede ist:
Terribilis locus iste - hic domus Dei est et porta coeli. [Gen 28,17]
[Ehr]Furchtgebietend ist dieser Ort - hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels.
[Übrigens wurde im Moment, als ich das schrieb, gerade das Allerheiligste ausgesetzt bei der Marienvesper in Etzelsbach. ]
Lange Ausführungen, viele Schlenker und Mäander - kurzer Sinn:
Die Frage, die für mich im Raume steht, ist, wieso sich eigentlich so viele innerhalb der katholischen Kirche selbst so sehr darum bemühen, dieses Zeichen niederzubrechen. Jeder darf?
Ich glaube, da ist Snake "Benedikt" Plissken noch davor.
Und daran wird sich auch nichts ändern, nur weil Norbert Lammert hingeht und sich dem ausdrücklichen Wunsch des Papstes widersetzt, um von ihm die Handkommunion zu erzwingen. Wenn ich das richtig gesehenn habe, ich habe meinen Augen nämlich nicht getraut. Dann gilt: Auch diese Geste war ein Zeichen.
Eines von der entlarvenden und demaskierenden Sorte allerdings.
ElsaLaska - 23. Sep, 15:39
Huch!
@Bellarmin
Du kennst mich doch ... :-)