Italien Blog
armen alten Padre Pio tatsächlich wie angekündigt wieder ausgegraben.
Ach ach ... Irgendwie tut er mir leid.
Richtig ist auf jeden Fall, wie Badde in der WELT schreibt:
"Denn um Italiens Kultur in der Tiefe zu erfassen, zu suchen, ist es sicher hilfreich, die Filme Fellinis, Pasolinis und Antonionis gesehen, Alberto Moravia gelesen und Gabriele D'Annunzio oder Benito Mussolini studiert zu haben. Ohne sich aber auch der aufreizenden Gestalt Padre Pios zu nähern, ist es unmöglich. Hätte Italiens Seele ein Gesicht, würde sie uns im letzten Jahrhundert wohl mit den Augen Padre Pios über seinem mächtigen, bärtigen Gesicht anschauen. Vielleicht bleibt das Land vielen Italien-Experten darum so rätselhaft."
Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Du kannst hier leben, du kannst hier arbeiten, du kannst hier Steuern zahlen, du kannst hier wählen, du kannst hier lieben und dich ärgern, aber wenn du nicht begreifst, nicht imstande bist, mit dem Herzen zu erfassen, was Padre Pio den Menschen bedeutet, dann bist du nie richtig angekommen.
ElsaLaska - 5. Mär, 22:46
Erst das Desaster mit der Bankomatkarte, dann lief am Sonntag Nacht Wasser ins Treppenhaus - und zwar aus Richtung Boiler - als die Monteure kamen, alles trocken. Heute ist der halbe Eimer voll, den wir unterstellten.
Und eben ist mir die innere Backofenscheibe mit einem lauten Knall zerplatzt.
Ich habe Herzschmerzen und möchte der Menschheit gerne mitteilen: DEUTSCHE STANDARDS SIND EINE GROSSARTIGE ERRUNGENSCHAFT DER KULTURGESCHICHTE, Heil und Segen TÜV und allen Zertifizierenden Überwachungsstellen und außerdem habe ich ein Haus mit Pool zu verkaufen, gegen Höchstgebot.
ElsaLaska - 4. Mär, 14:04
hat sich bis in adriatische Gefilde verirrt, aber ich muss sagen, ich hatte hier auf dem Hügel schon weitaus üblere Stürme. Ein positiver Effekt war jedenfalls, dass heute blitzeblanker Himmel war und ich vor der Küche sitzend zu Mittag essen konnte, bei circa 25 Grad (plus!). Und weil sonntags kein Fastengebot ist, konnte ich mir ein wunderbares filetto mit Kräuterbutter, Feldsalat und Grünspargel sowie einem Gläschen Rosso Conero zu Gemüte führen. Momentan trinke ich gerade mein letztes deutsches Bier und übe mich in Vermeidensverhalten: Keine deutschen Nachrichten, keine italienischen Nachrichten, keine Italiener - einfach nur Ruhe und Natur ums Haus genießen. Den riesigen Ordner mit den Unterlagen für die Ausbildereignungsprüfung - im Regal liegen lassen. Die Unterlagen mit den Lateinübungen, um mein Latinum etwas aufzupolieren - nicht mal mit einem Seitenblick streifen. Das Rätsel, warum mein neues Notebook zwar die Signale meines WLAN-Senders "hervorragend" empfängt, aber nicht damit online gehen möchte - ignorieren. Eventuell noch ein Gläschen Grappa trinken, aber nur, wenns nicht zuviel Mühe macht.
Nach einer Woche voller Verdruss und schlechten Wetters - einfach endlich wieder ankommen.
Nachtrag: Und vielleicht lässt mich twoday.net ja auch mal wieder posten oder kommentieren, ohne jedesmal eine "Allgemeiner-Fehler"-Meldung zu bringen.
Oha, jetzt geht es endlich, aber nur mit IE ...
ElsaLaska - 2. Mär, 23:03
inmitten dieser Erbsensuppe, in der ich hier hänge, noch Nebel oder schon Wolke? - die gegen Abend das Haus umschließt und gegen die Scheiben wallt, ist, dass sie DRÜBEN, auf der ANDEREN Seite von Italien AUCH Nebel haben *blickt befriedigt auf das dicke FOG im Wetterbutton*
Oder gehören wir seit neuestem wieder zum Kirchenstaat, das wäre auch eine Möglichkeit ...
ElsaLaska - 28. Feb, 10:05
bin ich hier gelandet, und der wird in diesem Jahr kräftiger denn je von Themen der katholischen Kirche mitbestimmt. Der Corriere Adriatico hat jeden Tag ein aktuelles Thema auf Seite 1 unter der Überschrift "La Chiesa". Benedikt himself denkt sich wohl, die Zeit sei günstig für sozialethische Themen und besticht sogar mit dem Vorschlag, dass pflegende Angehörige von Sterbenden, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, ähnlich wie bei Elternzeit, öffentlich finanziert werden für den notwendigen Pflegeurlaub.
Von Anti-Klerikalismus zumindest auf dem Lande hier keine Spur (und auch
Alipius wird nicht wirklich angespuckt, wenn er durch Roms Straßen lustwandelt - und hoffentlich auch nicht bei der Austeilung der Kommunion erschossen).
Nein, in den Bars hängen sie fröhlich ihre Jesus-Bildchen über die Espressomaschinen und heute habe ich einen LKW-Fahrer gesehen, der vollständig auf Nummer sicher gehen wollte (neotrinitarisch?) mit a) Jesus, b) etwas kleiner Maria und c) nicht wegzudenken bei einem LKW - Padre Pio - hinter der Windschutzscheibe ausgestattet war.
Es ist zu kühl, der Bancomat hat meine Karte verschluckt und wird erst nächste Woche inspiziert, ich kann kein Prosecco zum aperitivo trinken weil ich faste - und der alkoholfreie Bitter schmeckt nach Chemiefabrik. So sitze ich denn leicht angenervt hier auf meinem Hügel, eingemummelt in einen Poncho und denke mir, dass es Zeit ist, zum Meer hinunterzufahren, damit ich wieder auf andere Gedanken komme.
Achja, der Gorgonzola ist 70 Cent teurer geworden. Prezzi alle stelle hieß es neulich in den Nachrichten.
Darauf ein alkoholfreies Bier!
ElsaLaska - 27. Feb, 19:36
Ich bin so lange in diesem kalten Land, ich will wieder leben. Ich will den Pinienduft des Monte Conero, die See hinüber in Richtung Kroatien, ich will Menschen, die mir von ihren Tagesgerichten erzählen, weil sie lieber sprechen als aufschreiben, ich will dahin, wo jetzt der erste Schnee auf die Sibillinischen Berge fällt und ihren Glanz sehen, wenn ich vor die Haustür trete, und Priester, die mit Sonnenbrille und in vollem Ornat auf der Straße zu ihrer Kirche eilen und Pizza, die in der Mitte zart und am Rand knusprig ist und Möwen, die in sich in meinen Garten verirren und diesen Geruch nach Holzfeuer und Trüffeln im November, den Geschmack von porchetta mit Knoblauch und wildem Fenchel auf meiner Zunge, ein Glas Rotwein, viel zu kalt, und die Kinder und die Alten, in ihren schwarzen Kitteln und diese Erde wie ein Flickenteppich, knochenfarben jetzt und abgeerntet, mit den grünen Büscheln der ehrwürdigen Häupter meiner Olivenbäume und das Meer, das türkis heranrollt in der Bucht vor Ancona und die Kreidefelsen, die im Wind stehen, als seien sie unvergänglich und geben doch Jahr um Jahr ihre Substanz preis und Lorbeer und Thymian und Salbei und den Mond über meinen Gärten, so hoch wie der Himmel.
ElsaLaska - 22. Okt, 00:14
Heute ist ja wieder Blutwundertag in Neapel, also einer der Tage, an dem sich die Blutreliquie des Hl. Januarius verflüssigen soll, um anzuzeigen, dass die Welt nicht demnächst untergeht. Das ist in Italien immer eine überregionale Nachricht in den Zeitungen wert, wie ich bestätigen kann.
Natürlich ist man der Sache schon auf den Grund gegangen und hat eine naturwissenschaftliche Erklärung parat - es handelt sich bei dem "Blut" nicht um Blut, sondern eine einfache chemische Mischung.
Auf Heise habe ich den schon etwas älteren Bericht eines deutschen Kriminalbiologen, der sich die Sache mal genauer ansehen sollte, gefunden.
"Insgesamt habe ich das Blutwunder von Neapel als etwas im Grunde Schönes wahrgenommen, das den vorwiegend älteren Katholiken helfen soll, ihren Glauben aufrecht zu erhalten. Ob das wünschenswert ist oder nicht, geht mich nichts an. Der örtliche Priester war jedenfalls so froh, als die Verflüssigung endlich eintrat, dass er seine Tränen nicht mehr zurück halten konnte und ohne jede Schauspielerei weinte."
Natürlich sind die froh! Die leben UNTER dem Vesuv! Der ist AKTIV! Wenn der hochgeht, fehlt im besten Fall der gesamte Unterschenkel von Italien. Im schlechtesten Fall hat die Schweiz danach einen Strand am Mittelmeer! Da ist man dann schon mal gläubig zwischendurch ...
Mann ...
:)
ElsaLaska - 19. Sep, 21:39
in mein Haus in den Marken zurückkehre, mache ich, glaube ich, einen langen Abstecher nach Apulien. Hinterm Ofen sitzend macht
dieser Eintrag bei Allegra Lust auf dieses relativ unbekannte Stückchen Italien.
ElsaLaska - 8. Sep, 11:33
dass ich keine BADELANDSCHAFT habe. Nicht, dass ich gerne ein 35 qm großes Bad mit in den Boden eingelassener Wanne, Stufen runter, marokkanische Kacheln, hätte. Aber wenn ich das AUCH NOCH putzen müsste, würde ich durchdrehen. Die 200 qm gestern und heute haben mir völlig gelangt, davon zwei Bäder mit "nur" jeweils 5 oder 8 qm Grundfläche, gottseidank. Gottseidank.
Der Hausverwalter hatte bei den letzten Gästen übrigens nicht übertrieben, wie ich erst noch dachte. Ich habe an den unmöglichsten, unzugänglichsten Stellen LEHMPFOTEN gefunden, laut Hausverwalter war alles völlig verlehmt, ich kann das jetzt wirklich nachvollziehen.
Sämtliche Tisch- und Stuhlbeine mussten nachgewaschen werden, da sie bei genauerem Besehen Lehmspuren aufwiesen.
Und das allerbeste ist, dass die Gäste mir schrieben, es sei ums Haus rum eben alles so lehmig gewesen. Darauf schrieb ich zurück, dass es schlecht möglich ist, das gesamte Grundstück in Beton einzugießen, wenn es regnet muss ich ja AUCH Hundehandtücher benutzen und dem Kerl die Pfoten abwischen, ich dachte eigentlich, das ist normal?
Es hätte mir völlig gereicht, wenn sie zugeben hätten: Oh ja, Mist, wir mussten so überstürzt abreisen und konnten es wirklich nicht mehr erledigen, bitte entschuldigen Sie vielmals, dass das ganze Haus verschlammt war.
Aber NEIN. Als Rechtfertigung zu schreiben, das Grundstück sei ja so lehmig ... Also bitte ...
Aber gut. Bislang ging es ohne, jetzt eben MIT zusätzlicher Hundepauschale. Wegen solchen Knalltüten müssen die künftigen Gäste mit Hunden jetzt leiden.
Ich hoffe nur, dass mein Bretzeldeppen-Kontingent für diese Saison schon erschöpft ist und es nicht grad so weiter geht ...
Nachtrag: Wir haben hier lehmigen Boden, das stimmt. Mein Grundstück ist aber parkähnlich bepflanzt. Rings um den Pool aber noch nicht, weil der wurde ja frisch gebaut, das ist noch nicht bewachsen. Und auch ohne die brache Stelle dort, muss man Hunden bei Regen die Pfoten abwischen, weil ansonsten die Wege geschottert sind, dann gibt es weiße Tapper anstatt braune. Lieber Gott, ich mach mir noch ein Bier auf ...
ElsaLaska - 13. Jul, 21:47
auf das große jährliche Renaissance-Spektakel vor: Alle in mittelalterlichen Kostümen, Trommler, Bogenschützen, was man braucht, Essen und Trinken sowieso. Mein Poolboy, ein ausnehmend hübscher Kerl mit grünen Katzenaugen ist wie jedes Jahr wohl wieder Bogenschütze.
Ich bin, wie jedes Jahr, mal wieder auf der Reise und kann nicht hingehen. Ein einziges Mal konnte ich, aber da wollte ich nicht, weil es mir zu viel Action war.
Übrigens trommeln die Girls hier, das schallt über die Höhen schon seit Wochen, wenn sie üben, bis zu mir rüber. Heute hab ich sie dann beim Üben gesehen, ich dachte, das wäre eine ganze Armee: Waren aber nur fünf Mädels mit einem Getrommel, das man dachte, Wallenstein belagert das Städtchen mit zehn Hundertschaften.
Die schönsten Tage sind immer die letzten vor der Abfahrt. Alles kommt einem vor wie nie gesehen, nie gekannt. Alles ist wie verzaubert, so dass der Abschied immer schwer fällt. Warum nur bin ich so gestrickt, wie ich bin. Wenn ich in Deutschland bin, will ich nach Italien, wenn ich in Italien bin, will ich nach Deutschland. Überall ist es besser, wo ich gerade nicht bin. Es ist so schwer, das Jetzt und Hier einfach immer so zu akzeptieren, wie man es vorfindet.
ElsaLaska - 12. Jul, 22:59