Italien Blog
er hats nicht so mit den kopflastigen germanischen Debatten, Beppe Grillo hat in seinem Blog schlicht und einfach postuliert: Leute, schreibt an die UNO! Leute, boykottiert die Olympiade.
Die armen, unterprivilegierten Sportler, die jetzt unschuldig leiden müssen und sich so lange gefreut haben auf die Spiele sind ihm offenbar herzlich egal.
Mir übrigens auch.
Deshalb hier mein Hinweis auf
seine Aktion "Free Tibet".
Haben die Sportler halt einfach mal schlechtes Karma gehabt.
Mein Leben ist AUCH hart.
"Free Tibet! Schreib (Mail) an die UNO!" (Direktlink)
ElsaLaska - 29. Mär, 00:18
wettertechnisch jedenfalls versinkt mindestens Mittelitalien mitsamt dem Vatikanstaat seit gestern in einem anhaltenden Dauerregen, dazu noch Sturm. Es ist zwar nicht so kalt wie in Deutschland, aber nichtmal Rasul hatte eben Lust, seine Couch gegen einen Spaziergang einzutauschen.
Endlich wieder daheim ist die heiße Dusche erst recht ein Genuss.
Und jetzt gibt es irgendwas Gutes zu essen, und vor allem ein Glas herrlichen Verdicchio von Fazi Battaglia, der mir nachhaltig bewiesen hat, dass Verdicchio Wein eben nicht nur "einfach ein Wein ist, der ganz gut zu Fisch passt."
Hinterher, zum Fleisch dann der Dauerbrenner im Hause Laska: Rosso Conero von Moncaro. Ein Rotwein wie eine Sommernacht in den Pinien- und Wacholderwäldern des Kreidefelsens überm Meer, den ich - jedenfalls bei gutem Wetter - in Sichtweite habe.
ElsaLaska - 23. Mär, 17:56
aber hier in Italien unter sehr großer Beachtung: Benedetto hat ja in der Osternacht Erwachsene getauft, d
arunter den stellvertretenden Direktor des Corriere della sera, Magdi Allam, einen gebürtigen Ägypter und Muslim, aktuell nun also Italiener und eben Katholik namens Magdi Cristiano Allam, der in den letzten Tagen unter Polizeischutz stand. Soviel zur Religionsfreiheit in Europa.
In einem sehr persönlichen
Brief, der heute auf der Onlineausgabe veröffentlicht wurde, schreibt er über seine Konversion.
Edit: Gerade hat Scipio auch was dazu gebloggt und auf
diesen Artikel von John Allen hingewiesen, der für die nicht Italienischsprachigen wahrscheinlich lesbarer ist.
ElsaLaska - 23. Mär, 16:06
Es sind hier heilige Tage, nicht KARtage, der Freitag heißt venerdi santo, der Ostersamstag sabbato santo.
Ganz unheilig geht man heute allerdings seinen alltäglichen Geschäften nach - Karfreitag ist kein arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag. So war ich noch schnell einkaufen, damit ich am Samstag nicht mehr aus dem Haus muss und bewunderte die verschneiten Gipfel, selbst Berge, die ich noch nie verschneit gesehen habe, glänzten in der Morgensonne, weiter, tief drinnen im Land. Anche in Italia la neve.
Bei den Nachbarn war ich auch schon und habe beim Essen gestört. Stockfisch gabs, al forno, man bereitet ihn mit viel Olivenöl, einer Unterlage von Kartoffelscheiben und mit Tomatenstückchen bedeckt zu. Abgestaubt habe ich ferner zwei Flaschen Verdicchio von der Genossenschaft, bei der auch unsere Trauben vom Hügel landen, ein Stück pizza di pasqua, das ist ein salziges Hefekuchenstück mit Käse drin und ein kleines selbstgebackenes Brot.
Die Familie so am Esstisch sitzen zu sehen mit drei Generationen vereint, wenn auch Armando diesmal fehlte, hat mir trotz Prüfungsstress ein wenig österliches Gefühl vermittelt. Immer viele Küsse von den beiden Mädchen.
Heute Abend dann Via Crucis, der hier nicht auf irgendwelchen dritten Esoterikprogrammen übertragen wird, sondern auf RAI Uno.
Und hoffentlich ohne Al Kaida.
Es wird hier übrigens ganz groß in der Presse immer wieder darauf hingewiesen, dass beim Kreuzweg dieses Jahr eine chinesische Frau das Kreuz tragen soll. Tibet hat seit Tagen sowieso schon Sonderseiten.
Nun hat sich der Himmel bedeckt und ein Sturm beginnt.
ElsaLaska - 21. Mär, 15:32
Mit la nonna und den beiden kleinen Enkelinnen. Italienische Friedhöfe erkennt man meistens an den riesigen alten Pinien und Zypressen drumrum. Armando hat kein eigenes Familienhäuschen, wie ich gehofft hatte, sondern liegt in der Wandreihe, er hat ein elektrisches ewiges Licht leuchten und eine Vase voller Blumen, ich habe ihm frische gebracht und eine richtige Kerze. Außerdem ist ein schönes Farbfoto von ihm angebracht, wie hier überhaupt üblich. Er liegt in der obersten Reihe und man muss mit der Leiter zu ihm hochklettern. Für die Mädchen ist das natürlich kein Problem. Und als ich dann hochsoll, ist es soweit, ich spürte es schon die ganze Zeit aufsteigen: Ich muss also heulen. Glücklicherweise ist dies ja ein Land, in dem Gefühle zeigen wichtig und richtig ist. Die Mädchen reichen mir ein Papiertaschentuch, wie sie überhaupt sehr sehr umsichtig geworden sind, als ob sie wüssten, dass es für die Erwachsenen immer viel schwerer ist, als für sie. Sie füllen auch die benachbarten Blumenvasen um Armandos Grabplatte herum und tauschen trockene Blumen aus. Am Ende kehren sie sogar noch den Boden vor der Grabreihe. Und die ganze Zeit wird sich ohne Unterlass bekreuzigt und für den nonno gebetet. Und zwar machen die Italiener das Kreuz so, dass sie ihre Fingerkuppen nach der letzten Bewegung küssen, was eigentlich zauberhaft aussieht und nicht ganz so gravitätisch wirkt wie das deutsche Kreuzschlagen.
Als ich glücklich wieder zuhause bin, muss ich wieder weinen. Ich wollte ihn mir ja abgewöhnen, diesen Gedanken, weil er zu nichts führt und einfach nichts bringt, aber da ist er dann halt doch: Warum musste ein so guter und liebenswerter Mann wie Armando sterben? Die blöden Schweine, hat man manchmal den Eindruck, sterben nie.
ElsaLaska - 14. Mär, 20:18
am Haus, ich dachte erst, es wäre eine Schlange.
Die Viecher sind auch noch giftig.
ElsaLaska - 14. Mär, 10:54
ist übrigens am 5. August 2007 gestorben. Ich war wieder bei den Nachbarn. Nun ist er also definitiv und endgültig nicht mehr da. Es war merkwürdig, dieses Mal hinüberzugehen und die Oma meinte auch gleich - nun ist also Armando nicht mehr da. So saß ich halt bei ihr, sie jammerte. Ganz alleine sei sie jetzt, - und das, obwohl doch der Sohn und die Enkel mit im Haus wohnen. Sie fühlt sich dennoch völlig alleine, legitim, natürlich, weil sie doch über 50 Jahre mit Armando verheiratet war. Armando, der mich lieb hatte. Armando, der für mich merkwürdigerweise, weil ich ja nicht jeden Tag mit ihm zu tun hatte, immer noch da ist. Wenn gutes Wetter ist, dann sage ich: Oh, Armando-Wetter, bestimmt kontrolliert er die Reben oder schaut nach den Olivenbäumchen, die er kurz vor seinem Tod noch direkt an meinem Haus gepflanzt hat. Ich sehe ihn immer noch, wie er dort sitzt, ein Nickerchen hält, den Strohhut ins Genick geschoben. Die Oma kann ich nicht trösten, sie ist nur auf sich fixiert und ihre Einsamkeit. Das ist legitim, natürlich, sie leidet. Nie wird sie begreifen können, dass Armando noch da ist. In der Landschaft, in der aria, der milden, die er immer beschwor, damals, als ich noch nicht mal wusste, was aria eigentlich auf Deutsch bedeutet. Es wird für mich immer Armando-Wetter geben - wenn die Hügel leuchten und das Meer weiter unten schimmert, und Armando sagte: Unten am Meer ist es heute wunderschön, ein Mittagessen mit Fisch, ein wenig Wein, schau nur, die Landschaft, die Luft und die milde Brise, meine Güte, das Leben ist so wundervoll.
Du warst ein großartiger Lehrer, Armando. Ich vermisse dich und habe dich doch immer hier rings ums Haus bei mir. Du bist die Luft, das Licht und das Werden und Vergehen und in allem darin. Und wenn ich dich morgen, nein heute, auf dem Friedhof besuche, wirst du nicht da sein. Ich weiß, dass du hier ringsum bist. Um mein Haus, um die Hügel voller lehmiger Erde und in den Reben, die frisch geschnitten wurden, um umso üppiger dann zu wachsen. Schaue ich hinunter zu dieser blauen Schüssel voll Meer mit der Mondsichel am Tag darüber, dann bist du da.
Ich habe drei Messen lesen lassen für dich, Armando, aber ich weiß, du hast sie gar nicht nötig. Wer selbst die unbelebte Natur so geliebt hat wie du, der wird Gottes Angesicht schauen und weder die Fülle noch den Glanz auf Erden vermissen müssen.
Sei un tesoro, hast du zu mir gesagt, Armando, dabei warst du der Schatz, nicht ich. Das ewige Licht leuchte dir und mögest du ruhen in Frieden, mein Armando.
ElsaLaska - 14. Mär, 03:09
Heute ist der Tag der Frauen und fast alle Frauen und Mädchen liefen heute abend im Städtchen mit kleinen Mimosensträußchen herum - nein, hier wird die Mimose geliebt (es ist wohl rein botanisch gesehen sowieso eine falsche Akazie),weil sie so üppig gelb jetzt schon in voller Blüte steht und man meint es NICHT hämisch, Mimosen an Frauen zu verschenken, sondern absolut liebevoll (duftige, zarte, himmlische Wesen). Ich habe übrigens auch ein Sträußchen von meinem Lieblingsbarkeeper geschenkt bekommen und mir fast einen Mimosenast abgefreut deswegen. Ohne Frauen läuft gar nichts, und die Italiener versäumen natürlich nicht, ihrer Devotion mit solch kleinen Gesten Ausdruck zu verleihen. In Deutschland hab ich am 8. März immer nur von der SPD vorm Daimler Chrysler Werkstor mal ne rote Nelke gekriegt - ich will ja nicht ungerecht sein, aber das Mimosensträußchen, das so herrlich duftet von meinem Barkeeper ist mir zehnmal lieber.
Außerdem war ich in der Vorabendmesse in einer, wie könnte es anders sein, erdbebengeschädigten Barockkirche. Erfrischenderweise drischt niemand in die Orgel wie ein Bekloppter und überhaupt spielt Sangesgeschmetter im Gottesdienst keinerlei Rolle. Dafür ist der Priester vorne ein bisschen einsam, so ganz ohne Messdiener. Die Italiener sind im Gottesdienst genauso undiszipliniert wie im richtigen Leben: Sie kommen massenhaft zu spät, gehen zu früh und die Antwortgesänge sind ein wildes Durcheinander. In Deutschland undenkbar: Man versucht sich dem Sprechgesang der Masse doch irgendwie anzupassen - hier quatschen alle - zwar das gleiche - aber quer durcheinander. Außer beim Vaterunser, aber da ist der Priester auch ziemlich hinterher, dass das auch wirklich einheitlich klappt.
Und es klingt natürlich alles viel schöner.
Trotzdem, die Zelebration meines deutschen Pfarrers vibriert dagegen vor Vitalität und Kraft - es kann natürlich auch dran liegen, dass ich heute hier einen sehr alten, weißhaarigen Priester erlebt habe, die Charismen sind eben immer anders ...
Es hat übrigens mal aufgehört zu regnen.
ElsaLaska - 8. Mär, 20:58
HOCHWASSER. Das habe ich noch nie erlebt. Also natürlich nicht direkt hier am Haus, obwohl ich eine wundervolle Algenblüte habe, ich glaub, die Dinger könnte ich locker als essbar verkaufen, so riesig wie sie sind. Sondern unten im Tal, der kleine Fluss ist über die Ufer. Heute habe ich eine Amsel mit Flossen gesehen... Nee, natürlich nicht, aber mir wachsen bald welche. Der Wasserdruck im Haus war noch nie so auf DEUTSCHEM STANDARD wie diesen Monat. Was übrigens das Problem mit meinem Boiler erklärt. Das Überdruckventil verkraftet es nicht mehr. Italien, Land der fließenden Wasser, des irischen Wetters und der springenden Lachse.
ElsaLaska - 7. Mär, 20:38
Was ja die wenigsten wissen: Padre Pio hat das Weltenende prophezeit! Und mit einer für Italiener merkwürdigen Umsicht und einem für Italiener befremdlichen Sinn fürs Praktische hat er auch gleich gesagt, was man machen muss, wenn das Gericht Gottes kommt:
1. Geweihte Kerzen besorgen und anzünden (mit Strom ist es ja dann nicht mehr)
2. Die Fenster vernageln und verbrettern und verhängen
3. Nahrung, am besten Dosen, für drei Tage
4. NICHT rausschauen, NICHT rausgehen, auf die Knie und BETEN! Rosenkranz! (wenn und während die Feuerstürme und Erdbeben kommen - okay, wäre ich von allein nicht drauf gekommen - guter Tipp!)
5. Auf die Vorzeichen achten: Es ist sehr kalt, es ist sehr windig und die Himmelskörper spielen verrückt, wenn das Ende beginnt.
6. Am dritten Tag ist ein Drittel der Erde futsch und die Hälfte der Menschheit hinüber (die schlechte Nachricht kommt jetzt, ganz ganz dicke: Es sterben auch UNSCHULDIGE!) oder umgekehrt. Aber danach ist Frühling und alles ist eigentlich sehr schön und entspannend mit vielen Engeln und Frieden auf Erden.
Ich nehme an, er ist deshalb so beliebt, weil er einfach mal klar gesagt, was man machen soll, wenn die Katastrophe kommt, anstatt sich wie üblich auf die selbstorganisierenden Fähigkeiten der Italiener zu verlassen.
In Deutschland träumen sie doch von solch einem Heiligen!
ElsaLaska - 6. Mär, 15:48