Italien Blog
ab Bologna gibt es eine spezielle Umleitung für euch in die Toskana, falls ihr nicht schon, was ich sowieso angebrachter fände, am Gardasee hängen bleiben wollt. Wenn man ein Restaurant mit circa 500 qm Terrassenlandschaft, einen Familienbetrieb, betritt, kann man umsitzende Gäste, wie es gute marchigianische Sitte ist, durchaus mit einem herzhaften "Buona sera!" begrüßen. Das ist hier so Standard. Danach muss man nicht missmutig wieder abziehen (obwohl ich das natürlich persönlich lieber gesehen hätte), nur weil zwei Italiener zehn Meter abseits ein etwas lauteres Tisch-Scheibenkegeln-Spiel am Spielautomaten spielen. Das Terrain bietet ungefähr 5 Mal soviel Platz wie eure Doppelgarage zuhause, dann setzt man sich eben an einen Tisch weiter abseits, einfach ohne dass einem der Besitzer hinterher rennen und dreimal bitten und Puderzucker in eure Hinterteile blasen muss. Daneben, wenn einem ein Terrassenrestaurant in dieser Größe, besetzt mit ungefähr 10 Italienern schon zu laut ist, sollte man vielleicht sowieso besser in Finnland Urlaub machen. Es ist nicht so, dass es mir nicht hin und wieder auch viel zu laut ist, aber dann sitze ich vielleicht auf 25 qm mit 150 Italienern, zehn Hunden und zwanzig Kleinkindern und hatte einen anstrengenden Tag voller italienischer Bürokratie und defekten Wasser-/Telefon-/DSL-Leitungen.
ElsaLaska - 29. Jun, 22:24
gigantischer sandfarbener Hund vorbei auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen. Mozzarella ist aus, sonst bekäme er seine Mittagsportion kühlen Mozzarellakäse, kleingeschnitten. Es ist so heiß, dass selbst der Wind keine Erleichterung mehr bringt, sondern die Luft mit schweren Aromen von Blüten und reifer, frisch gedroschener Gerste füllt. Seit einer Woche esse ich nichts anderes als Joghurt, Salat und gekühlte Melone. An Kochen ist gar nicht zu denken. Jeden Tag gegen Nachmittag bedeckt sich der Himmel in einer Verheißung, dann wird die Luft noch schwerer und sinkt zu Boden. Drinnen laufen die Deckenventilatoren, ein Fenster, eine Tür zu öffnen ist nicht möglich, die Luft trüge den Glast ins Haus - selbst die Eidechsen haben sich versteckt und züngeln träge unter den heißen Steinen. Einzig die Fliegen sind nicht in Trägheit erstarrt.
Die Trauben vor der Haustüre sind schon rund und schwer und wirken, als könnten sie es bis September nicht mehr abwarten, als wollten sie vor der Zeit reifen und süß werden, als könnten sie damit den Herbst herbeiziehen und damit die Kühle und den Regen. An den Rändern des Horizontes steigen weiße Wolken auf und bilden einen Spitzkragen um das tobende Himmelsrund. Sie werden in ein paar Stunden aufgezogen sein, nur um unverrichteter Dinge zu kapitulieren vor der Macht des italienischen Sommers, der sie austrinken wird wie ein Glas Zitronenwasser. An solchen Tagen bleibt nicht viel mehr, als den Abend zu erwarten.
ElsaLaska - 23. Jun, 13:58
Sie dreschen ums Haus herum, klingt wie ein Güterzug, das geht wahrscheinlich die ganze Nacht noch so. Dazwischen immer das Geheule, wenn die Dreschmaschine rückwärts fährt.
Schön. Sehr heimelig, richtig Sonnwend-mäßig.
Könnte bitte einfach ein Gewitter kommen? Bei Gewitter schlafe ich wesentlich besser als bei Mähdrescherlärm.
ElsaLaska - 21. Jun, 22:07
steht hoch auf den Feldern, von weizengelb kann keine Rede sein, also gerstengelb, getreidegelb, buttriggelb und goldfarben, fast schon sauberes, duftendes Stroh. Mittsommer - und hier wird gedroschen - Erntezeit. Wenn der Wind über die Felder fährt, dann knistert die Gerste mit einem perlenden, zarten Geräusch, als wolle es den Regen herbeirufen.
ElsaLaska - 21. Jun, 20:16
die hier - zum Teil sicherheitshalber mehrfach - und auch per Mail gratuliert haben.
Es gab reichlich Verdruss, weil "liebe" Feriengäste das italienische Haus hinterlassen hatten, dass es der Sau grauste. Die Hausverwalter hatten es zwar gereinigt, allerdings relativ lustlos angesichts des immensen Verschmutzungsgrades (man wischt Hunden beim Eintreten die Pfoten ab, wenn es draußen nass ist. Ich tue das. Ich empfinde das als Standard, um mich überhaupt wohlzufühlen). Die Gäste hatten zwei Hunde und es gab sogar Schlammspurenpfotenabdrücke am BACKOFEN.
Außerdem hatten die Gäste, die ausdrücklich betonten, wie WOHL sie sich gefühlt haben (SAUwohl, könnte ich wohl ergänzen, wenn ich Ihnen schon eine Mitteilung gemacht hätte), circa ein Kilo Reis in das Spülbecken geworfen (weiß der Teufel warum), so dass der Abfluss verstopft war.
Das gibt es immer mal, aber zum 40. ist es nicht gerade SO toll. Drum verbrachte ich etwa drei Viertel des Sonntags damit, mich wieder nach Hause zu wünschen. Abends wurde es dann allmählich besser und mittlerweile fühle ich mich recht wohl mit der ursprünglich doch gefürchteten 4 vorne dran. Wahrscheinlich, weil ich schon seit 4 Jahren behaupte, ich sei schon 40, da war der Übergang etwas gleitender als damals beim Dreißigsten, der im absoluten Alkoholkoma in einer Prager Diskothek endete :)
Heute war der Grubenmann da, das heißt ein Landwirt, der kommt, um die zwei Klärgruben am Haus zu leeren. Dabei fanden wir auch noch eine Damenstrumpfhose aus Nylon in der Scheiße. Ich weiß nicht, ob die von den Sauigeln von vor zwei Wochen ist, aber ich KÖNNTE es mir wirklich gut vorstellen.
So eine Grubenleerung macht ziemlich viel Spaß, finde ich, also abgesehen davon, dass es natürlich eklig ist und stinkt, gibt das richtig Gutes CHI am Haus nachher. Man wird sich bewusst, dass man NICHT mehr von zwei riesigen unterirdischen Näpfen mit zighundert Litern Gülle umgeben ist und alles fühlt sich frei und leicht an. Mit sauberen POZZI. Sehr gut.
Außen wie innen, seit zwei Tagen trinke ich ungesüßten Tee und esse Zwieback, Yoghurt und Obst. Ganz ohne Zwang, das hatte sich so ergeben und tut ebenfalls richtig gut.
Ein ganz typischer Wesenszug der Italiener ist es, erstmal anzudeuten, dass NICHTS geht. Niente. Nach einem größeren Disput kommen sie dann hinten raus, es geht dann doch alles und alle sind zufrieden über das erfolgreiche Tagwerk. Das ist wirklich ein sehr guter Trick.
Der Telekom Mann meinte heute auch, das Modem sei kaputt, ich müsse in die nächste große Stadt zum punto Telekom fahren und es umtauschen. Gut, dachte ich, ist zwar umständlich, aber wenigstens geht es dann wieder. Nach fünf Minuten meinte er, ach Moment, ging ans Auto und kam mit einem neuen Modem für mich zurück, das er gegen das alte tauschte: Dann brauchen Sie nicht extra in die Stadt fahren. Und alle strahlen.
Der Grubenmann kam heute und meinte, man müsse erstmal drei Bäume fällen, bevor er an die pozzi hinkäme mit seinem Traktor.
Die Zeit, die wir brauchten, um auszudiskutieren, dass man seine beiden Schläuche einfach HINlegen kann, hätte er sie schon mal leeren können. Aber nein, erst ein Horrorszenario beschwören, dann befriedigt zur Kenntnis nehmen, dass es eben DOCH geht.
Wenn man es nicht gewohnt ist, kostet es Nerven.
Ich bin es gewohnt. Aber es war eine harte Schule.
ElsaLaska - 19. Jun, 17:27
also für mich ist das ja Ausland.
Die Toskaner sind mies drauf, die Touristen total bescheuert, das eine gibt wohl hier auch das andere.
Ich war nie so froh, wieder aus Italien raus zu sein wie dieses Mal.
Ringrazio Dio hatte ich nie genug Geld, um mir in dieser Toskana ein Haus zu kaufen.
Gut, man könnte Siena nehmen und einfach in die Marken versetzen, sie würden das ja nicht merken, mit all den Superstädtchen, die sie sonst noch haben. Aber das wars dann auch grad schon. Und dann gibt es echt Leute, die angesichts der Toskana von der italienischen Herzlichkeit schwärmen. Meine Freundin, die in der Nähe von Florenz wohnt, meinte nur lakonisch: Naja, ich glaub ich werde in Deutschland freundlicher bedient als hier. Die Toskaner sind schlechtgelaunte Tröpfe, und dafür sind sie in ganz Italien bekannt. Und was auch nicht hilft, ist dieses bescheuerte salzlose Brot, das sie traditionell backen. Ein grauenhafter Landstrich.
Schön anzusehen, klar. Aber das wars dann auch mal.
Ich glaube, ich möchte hier und jetzt den Schwur tun, nie mehr die Toskana zu betreten.
ElsaLaska - 3. Jun, 23:58
Grauenvolle, entsetzliche Menschen sind das...
Vor mir in der Schlange für den Ticketschalter zum Eintritt für den Dom von Siena steht wieder so ein backenbärtiger deutscher Walddorf-Lehrer, zusammen mit seiner faden Frau und den beiden minderjährigen Töchtern mit Hüfthose und heraushängender Bauchschwarte zwischen taillenknappem Top und zu tief sitzendem Hosenbund. Sie betrachten eine aufgestellte Verbotstafel mit Icons: Hunde sind im Dom verboten, Blitzlichtfotos verboten, Eis essen verboten, keine Spaghettiträger und keine Shorts etc. Das Übliche eben, was nebenbei auch der Anstand gebietet. ( Es gibt allerdings noch keine Icon für das Verbot von BAUCHSCHWARTE auf HÜFTHOSE in Kirchen, LEIDER!). Der Backenbart-68er, natürlich kritisch gestimmt gegen sämtliche Autoritäten und Verbote, weist auf das Schild hin, die vielen Verbotszeichen, und meint süffisant zu seinen speckigen bauchfreien Nachkömmlingen, am Ende sei vielleicht noch das Atmen hier verboten?
Für Leute wie dich vielleicht wirklich eine sinnvolle Massnahme, ergänze ich stillschweigend und frage mich, was diese Deppen eigentlich in einer KIRCHE verloren haben. Warum gehen sie nicht einfach in den nächsten Pizza to Go und trinken eine Cola?
Warum fahren sie nicht nach Christiania oder in die freie Republik Wendtland in Urlaub? Oder besetzen Wackersdorf neu?
Warum trotten diese ganzen bescheuerten Sozialpädagogen mit ihren albernen Strohhüten, ausgerechnet in eine KIRCHE? Und wohlgemerkt, nehmen nicht einmal ihre beschissenen Kopfbedeckungen drinnen ab?
ElsaLaska - 1. Jun, 01:15
nur zwei Probleme: Das eine sind die Toscanier und das andere die Toscana-Touristen mit ihrer Besessenheit von Olivenöl und Trüffeln und ihrem Wahn, dass hier also das absolute Italien zu finden sei.
Das ist ähnlich wie mit Südfrankreich, wo ein Freund neulich meinte: Superschön, bis auf die Franzosen dort und die Tatsache, dass es halt in Frankreich liegt.
ElsaLaska - 27. Mai, 23:01
sitzt ein recht zünftig gekleidetes bayrisches Ehepaar um die Mitte Ende Fünfzig. Man müht sich redlich mit der Speisekarte ab. Als Antipasti werden bruschette geordnet, dann setzt eine Diskussion ein, ob denn die Meeresfrüchte bei diesem oder jenem Gericht ohne Schale seien, und weil das passende italienische Wort fehlt, fragt der Herr schließlich beherzt, ob die Meeresfrüchte denn "nackt" seien.
Nein, sind sie nicht. Also werden zwei Pizzen Diavola bestellt, was Rasul, der wie tot neben dem Tisch liegt, hochschnalzen lässt.
Diavola ist seine Lieblingspizza.
Nackte Muscheln mag er auch.
ElsaLaska - 16. Mai, 22:58
wo dieser Tenor herkommen soll, weil die nächste Ansiedlung doch circa 10 Kilometer weiter weg ist, aber da kommt eindeutig ein Tenor über die unendlichen Hügel geknödelt. My big fat italian Tuesday, oder was?
ElsaLaska - 15. Mai, 22:04