Italien Blog
wie ich meinem Besuch neulich erzählte, dass hier allen Ernstes Deutsche auflaufen um repräsentativ "ein Haus im Süden" zu besitzen und das dann mit Schrankwand in Gelsenkirchner Barock und Teppichböden einrichten. Und sich den ganzen Tag die liebe lange Zeit nur über ihre Installateure, die Handwerker im allgemeinen, die italienische Mentalität und die stupende Unfähigkeit überhaupt allerorten zu beklagen.
Ich kenne Gottseidank nur Deutsche, die dieses Land und seine Bewohner lieben. Klar stichelt man mal hin und wieder und persifliert ein bisschen, das gehört ja dazu.
Also jedenfalls: Deutsche Enklaven, die sich nicht assimilieren wollen im Ausland. Mein Besuch verwies auf KOREA, wo sich ein Clan Deutscher ein nettes kleines Schwarzwalddorf mit Gartenzwergen aufgebaut hat, um einfach mal seine Ruhe zu haben. Mittlerweile kommen Koreaner an den Wochenenden zu Tausenden in Bussen angekarrt, um das SCHWARZWALDDORF zu besichtigen, stehlen Gartenzwerge und pinkeln in die gepflegten Vorgärten.
:)
ElsaLaska - 15. Mai, 21:51
Immer wenn die Wasserwerker kommen, kommen sie als Fußballmannschaft, trampeln durchs Haus, an Arbeit ist nicht zu denken. Erst haben sie mir den Boiler für die Bäder geschrottet, jetzt läuft schon seit Stunden mysteriöserweise die Zisterne unterhalb des Brunnenhäuschens voll, als hätte es zehn Stunden lang geregnet.
Die Wasserleitungen hier sind potenzitalienisch, das heißt, man lässt sie am besten verschmotzen, verkalken und verwesen, dann funktionieren sie am besten und gleichen poröse Materialien durch vermehrte Ablagerungen aus. Das irgendwas permanent in die Zisterne abfließen sollte, stand jedenfalls nicht auf dem Arbeitsblatt. Eigentlich sollten sie nur eine Überbrückung von Boiler zu Dusche löten.
ElsaLaska - 15. Mai, 21:42
stand bei einem Grab aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, und die Metapher vom Kuss Gottes als Todeskuss hat eine sehr alte, bis in die Kabbala und den Talmud hinabreichende Tradition >
mita binschicka.
Offenbar bedeutet es soviel wie "leicht sterben, friedlich sterben, ohne Schmerzen sterben".
Und wird als Zeichen großer Verdienste gesehen.
Da ist immer so viel, wovon man noch nicht weiß.
ElsaLaska - 15. Mai, 20:37
Die Friedhöfe hier haben hohe Ziegelmauern und immer wachsen uralte, dickstämmige Zypressen drum herum. Viele Familien haben eigene Häuschen, richtig gemauert, aus mattone, mit Ziegeldach und Glas- und Gittertüren. In den Fenstern ist oft eine weißlich durchscheinende Madonna eingraviert. Innen alles Naturstein. Marmor oder Granit. Eine kleine Andachtsecke: ein Tischchen mit Kruzifix und sempre elektrische ewige Leuchten. Die Särge werden hier eingemauert, so dass man vor einer polierten Marmor- oder Granitplatte mit Namen und Daten steht, die die Einlassung für den Sarg verkleidet. Auf dem Boden stehen Vasen mit möglichst hochstängeligen Blumen. In vielen Häusern liegen auch nur ein altes Ehepaar oder zwei, der Rest der Wand besteht aus leeren, herausnehmbaren Platten und warten auf die Nachkommenden. Ist doch irgendwie gut zu wissen, wo man einmal seinen Platz haben wird. Eine besondere Eigenart sind die vielen Fotos. Fast jede Namenstafel hat ein Foto. Das ist sehr anrührend, wenn man vor dem Grab eines italienischen Opas steht und sieht, wie er einen - ein Bild aus guten Tagen - voller Lebensfreude anlächelt. Vor einigen Bildern bleibt man stehen und kann aus dem Ausdruck und dem sympathischen Blick ein ganzes Leben zusammenfantasieren. Vor anderen schweigt man grimmig - ein zweijähriges Kind, sogar die Fotografie einer Totgeburt ist zu sehen. Man begegnet hier dem Tod genauso wie dem Leben, ja der Mensch und was er war, steht viel mehr noch im Mittelpunkt als auf deutschen Erdgräbern, wo häufig doch nur die "anständige" Beplanzung im Blickpunkt steht, statt des Gedenkens.
Was ich etwas ungewohnt finde, ist die Vorstellung, nicht in Erde ruhen zu dürfen, sondern in solch einem Betonsarkophag.
Schmunzeln musste ich bei den Gemeinschaftshäusern mit den wohl preiswerteren Gräbern, da ziehen sich ähnlich wie bei unseren Urnenwänden die Namensplatten hin. Jede hat ein ewiges Licht anmontiert, und die Leitungsverlegung ist typisch italienisch NICHT in jedem Fall unter Putz, sondern auch mal so drauflosverlegt und tollkühn irgendwo abgezweigt, wo es gerade passte.
Eine Leuchte war aus. Es war das Grab zweier Schwestern, beide Ende der Sechziger gestorben, geschmückt mit zwei Fotomedaillons in Schwarz-Weiß, Aufnahmen wohl aus den Dreißiger Jahren. Eine alte Grabplatte, die vernachlässig aussah. Beide waren ungeheuer unterschiedlich, die eine fast witzig grimassierend, ein bisschen wie eine Vogelscheuche, die andere, dunkel, vornehm, scharf geschnittene Züge. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch.
Also untersuchte ich ihre ewige Leuchte, die als einzige in der ganzen Halle nicht funktionierte, und siehe da, es war nur ein Wackelkontakt, den ich mit ein wenig unauffälligem Rütteln und Schütteln beheben konnte. Ich denke, ich werde sie nun öfter besuchen und nach dem Rechten schauen dort.
ElsaLaska - 15. Mai, 20:04
führt dazu, dass meine Küche aussieht wie die Kulisse für einen Splatter-Film. Ich möchte nicht wissen, was diese weißliche Brühe ist, die da aus so mancher totgeschlagener Fliege herausspritzt. Fliegenblut? Oder Sperma?
Man will es nicht wissen.
Erfreuliche Konsequenz der aktuellen Fliegenplage: Bis vor Jahren hatte ich hier auf dem Hügel keine einzige Schwalbe.
Jetzt gibt es Horden davon. Nicht, dass sie die Fliegen minimieren würden, wie man eigentlich annehmen könnte - obwohl, wer weiß, wie es ohne die Schwalben aussähe - na gut.
Kein Paradies ohne Schlange.
ElsaLaska - 14. Mai, 23:59
wie die Telekom Italia für ihre internationale Telefonflatrate (Nordeuropa) wirbt: "Ideal wenn die Kinder in Deutschland studieren oder arbeiten oder wenn man jemanden Nettes während der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland kennen gelernt hat."
ElsaLaska - 14. Mai, 20:24
zur Zeit, wenn man im Mittagsglast vor die Türe tritt und der Wind ist satt mit einer Duftmelange aus reifem Getreide - von den Feldern - und frisch aufgeschnittener Wassermelone - wohl vom Meer, wenn eine Brise seine Aromen über heiße Erde trägt.
ElsaLaska - 13. Mai, 00:11
würde in Outdoor-Klamotten von Jack Wolfskin auf die Straße gehen, von daher war es klar, dass ich vorhin ein deutsches Pärchen beim aperitivo getroffen hatte. Sie in Jack Wolfskin, ich im Wolfskin-Wickelrock, aber dennoch leidlich gut getarnt mit einer Armata di Mare-Kappe - die italienische tricolora darauf konnte wenigstens die anwesenden Italiener täuschen: Eine Deutsche? Mit den italienischen Farben auf der Baseball-Cap? Ja Diomio, jeder zweite Bauer hier rennt, wenn es kühl ist, mit einem dieser Bundeswehrpullis in Oliv und den deutschen Farben auf dem Oberarm rum, hab ich da je ein Wort drüber verloren?
...
Was man aber als Deutsche auf keinen Fall machen sollte, ist, ein Palästinensertuch als Kopfbedeckung in Damaskus tragen, da kam es mal zu einem kleinen Menschenauflauf, als ich das versucht hatte (weiß der Geier, warum - ich war jung und brauchte ein Kopftuch).
ElsaLaska - 11. Mai, 22:45
Lau, fast windstill, sternenklar.
Heute erster Abend mit regelrechtem Leuchtgewitter.
Zwischen halb Neun und Zehn draußen sitzen, ein Glas Wein, Nachbars Pfau schreit hin und wieder und die Glühwürmchen beobachten. Ab und zu einen Blick hinauf zu den Sternen werfen.
Das sind die perfekten Abende hier zwischen Mai und Juni.
ElsaLaska - 8. Mai, 21:57
und ich hab vergessen welcher, war wohl um 1450/1490, hat vergeblich versucht, ein Blau/Türkis/Grün zu finden, welches der Farbe derAdria gleicht (an der er geboren und aufgewachsen war - das wäre schon ein Hinweis, für eine eventuelle Nachrecherche).
Ich aber kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Adria nur an zwei Stellen eine unerhörte Farbigkeit besitzt:
Am (Kiesel)Strand von Fano und am Strand von Portonuovo. Bei beiden Stränden sind die Steine ausschlaggebend, eine solche Klarheit und Transparenz wird an einem Sandstrand nie erreicht.
Am südlichen Ende der Strandpromenade von Fano findet sich das Restaurant Lisippo, wo ich heute als aperitivo eine Raute aus Campari-Gelee und einem Toastplätzchen mit Sardelle bekommen habe, außerdem eine spigola/Seebarsch, roh, mit vier Aromen als Antipasto und marinierte und gegrillte Schnitzel von ombrina/Umberfisch (?), mit Beilagen. Danach eine unglaubliche Cappuccinocreme mit Kaffeebohnen in der Tasse.
Es war ein Scheißtag, aber das Essen hat es rausgerissen.
Die Farbe der Adria, die ein ansonsten großer Künstler bereits seit 500 Jahren sucht, ebenso.
ElsaLaska - 8. Mai, 00:04