Italien Blog
den Prosecco zum Adventsbrunch wieder herausspotzen, als ich dem Corriere adriatico entnahm, dass Litvinenkos kleiner Bruder (nach London abgereist) in den Marken lebt und als Koch/Pizzabäcker tätig ist.
ElsaLaska - 3. Dez, 23:39
glöggwein nicht unbeaufsichtigt auf dem Gasherd stehen lassen - er kocht in Millisekunden völlig über und brennt sogar ganz lustig, sobald er mit der offenen Flamme in Berührung kommt.
Riecht aber gut im Haus danach.
ElsaLaska - 3. Dez, 19:11
bewegt sich nicht gerade auf dem Niveau internationaler Standards. Warum, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Fürchterliche Dekos, und wenn man dann schon mal so eine wundervolle bizarre tropische Blüte hat, dann genügt das auch nicht, dann muss die mit Draht umwickelt, mit Tüll bespannt, mit künstlichen Wassertropfen behängt werden, es ist grauenhaft.
Einige Blumen sind sogar unter Kunsteis gesetzt und irgendwie mineralisiert worden. PLASTINIERT, sozusagen.
Plastinate und Replikanten. Allüberall.
Ich könnte da echt ne eigene Rubrik zu aufmachen ...
ElsaLaska - 2. Dez, 16:21
Ein schöner Tipp vom Italien-Live-Blog, mit mp3 zum Reinhören!
>hier.
ElsaLaska - 1. Dez, 22:21
doch merkwürdig gedrückte Stimmung, es war kühler als sonst die Tage, aber immer noch wärmer als Ende November vor einem Jahr.
Manchmal fällt es schon schwer zu realisieren, dass ja für die Italiener der November ein ebenso grauenhafter Monat ist wie für die Deutschen in Deutschland. Natürlich gibt es hier mehr Licht, mehr Wärme, nicht so ausgedehnte Regenperioden, aber wenn man drinsteckt, leidet man nun mal ebenso, man hat ja keinen Vergleich. Wahrscheinlich würden uns in Deutschland Menschen mit arktischem Winter auch um unseren hellen und warmen November beneiden und könnten gar nicht verstehen, wieso alle so down sind. Aber auch hier ist es eben ungewohnt dunkel, auch hier steht die Sonne tiefer als man es gewohnt ist, und dieser Zustand geht noch bis Ende Dezember.
Die Menschen installieren Leuchtobjekte noch und nöcher. Als lebten sie in der Nähe des Polarkreises. Wie ich immer bemerkt habe, dass sie in Resonanz gehen. Sie leben bereits in Schönheit, umsomehr ist es ihnen ein Anliegen, alles Schöne zu preisen und zu bewundern. Sie leben bereits im Licht, umsomehr ist es ihnen ein Anliegen, das Licht zu beschwören. Sie verstehen es, dem Leben ein Fest auszurichten, weil ihr Leben ein Fest IST.
Jedenfalls, und das habe ich gemerkt, haben sich diese Woche endgültig alle für die Vorweihnachtszeit gerüstet. Man spürt, dass die Menschen wieder etwas haben wollen, auf das sie sich freuen können. Hier auf den Hügeln werden die ersten Wahnsinns-Lichterketten-Schnickschnackaußenbeleuchtungen installiert, und es scheint mir, je älter ich werde, desto bewusster empfinde ich diesen ganzen Jahreskreis. Jeder Frühling scheint für mich der schönste bislang zu sein, und diese Adventszeit scheint mir die verheißungsvollste meines ganzen Lebens. Das mag aber auch daran liegen, dass ich letztes Jahr gar nichts geschmückt hatte und für Sonntag einen Teller mit Kerze und Schmuck (und Immergrün aus Pinien oder Thuja - noch zu schneiden) vorbereitet habe, außerdem liegt eine typisch italienische Haustürdekoration "Buone feste" bereit, in Form eines kleinen goldenen Reisigbündels. Bei der Herstellung desselben wurde sich, wie es Art der Italiener ist, erfolgreich darum bemüht, möglichst wenig natürliche Materialien zu verwenden.
Schnurz.
Ich habe zwei schwarze Glaslaternen von Ikea draußen vorm Haus stehen mit roten Kerzen drin, und ich hab noch zwei Flaschen Glöggwein von Ikea. Meine dunkelrote Amaryllis von eben jenem Möbelkaufhaus ist bereits mit zwei Riesenblüten aufgegangen und prunkt mit ihrer Pracht.
Wär doch gelacht, wenn sich hier nicht heimelige Atmosphäre zaubern ließe.
Übrigens stelle ich seit zwei Wochen einer ungenannt und ungesehen bleiben wollenden Streunkatze einen Napf mit Milch raus. Morgens ist er immer leer.
Gutes tun ist so leicht.
ElsaLaska - 1. Dez, 00:29
über einen Artikel im Corriere adriatico schreiben, nach dem heute zwei Kroaten (?) eine Autobombe auf der Fähre nach Ancona zünden wollten, was allerdings vereitelt wurde - ringrazio Dio.
Dabei wurde ich aber zu einem ganz anderen Thema fündig:
Le Marche hat jetzt einen eigenen Kornkreis. Bzw. hatte einen im Juli. Mit Foto.
ElsaLaska - 30. Nov, 20:30
Armando sieht nicht gut aus, eigentlich schlechter als das letzte Mal, als er zu mir rüber kam. Heute konnte er kaum lachen, es geht ihm schlecht. Dieses Leben ist gräßlich, sagt er. Ich kann nichts machen, nicht arbeiten, nicht wandern, nicht richtig gehen, nicht essen.
Was ich immer total schwierig finde ist, dann irgendwie normal zu tun und versuchen, flüssig zu erzählen. Wenn ich betroffen in die Ecke starre helfe ich den Leuten ja auch nicht, auch wenn ich innerlich ziemlich fertig bin. Aber ich denke mir halt, ein Krankenbesuch soll doch ein bisschen Farbe und Lachen und Hoffnung bringen, nicht noch mehr Trauer und Tränen.
Aber was weiß ich.
Also hab ich halt von meinen Oliven erzählt, die ich in Salz eingelegt habe, und an denen ich ernsthafte Zweifel hege. Wie lange es denn dauere, bis ich sie essen könne?
Na, ein Monat, sagt die Omi. Ob ich noch was rein habe dazu?
Ehm. Salz halt. Wieso?
Da schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen: Na du musst Knoblauchzehen hineingeben, ungeschälte, siehst du, so! Sie öffnet das Fenster, vor Zwiebeln und Knoblauch lagern, holt eine Knolle und teilt sie in Zehen.
Und dann brauchst du noch Fenchelsprossen!
Was?
Sie rennt hinaus und holt sich eine dicke, fast dreißig Zentimeter lange Sprosse von sonstwo und fängt an, die in kleine Stücke zu schneiden.
Das hier geb ich dir mit, das gibst du zu den Oliven und dem Salz, und dann noch Orangenstücke! Dann schmeckt das richtig gut!
Und packt mir auch noch eine Flasche Rosso Novello dazu.
Nun. Ich sollte bald mal wieder rüber ...
ElsaLaska - 29. Nov, 21:50
Und ist jetzt ganz fertig.
Brava! Danke für die Story!
ElsaLaska - 29. Nov, 10:43
von der Gewürzzubereitung "Aglio, Olio, Peperoncino" der Firma Eurospin. In der Anleitung steht, man soll da vier Teelöffel voll in Öl anrösten und dann die Nudeln druntermischen.
Die Empirie hat aber gezeigt, das selbst EINE einzige PRISE von dem Zeugs, an eine Spaghettata di Mare gemischt, weil man denkt, och jo, rundet VIELLEICHT ja ab, das Gericht am Ende ungenießbar macht. Es ist ZU SCHARF. Und wenn ich zu scharf schreibe, dann meine ich das auch. Es ist nicht im Sinne einer Spaghettata di mare, das hinterher die LIPPEN brennen wie der Teufel. Von einer einzigen PRISE. Eine Spaghettata di mare erfordert sich mählich entfaltende Aromen, kein Faustschlag ins Gesicht!
ElsaLaska - 26. Nov, 23:44
Das Wetter. Es liegt einfach auf der Hand. Alles was mit November verknüpft ist, gildet hier nicht. November ist etwas kühler, vielleicht auch manchmal stürmisch und regnerisch, aber ansonsten wundervoll warm und hell und bunt und gar nicht mit Tod und Sterben verbunden.
Deshalb sind die Italiener so, wie sie sind.
Ich komme heute in Bar numero Uno, da verkündigt ein dicker alter grauhaariger Herr, dass die Dame, die die Bar gerade verlassen hat, die schönste Frau der ganzen Stadt sei.
Der junge Mann, bei dem ich dann meinen Prosecco bezahle, lacht mich an, als ihm ein Eurostück aus der Hand gleitet: È vivo, eh?
Die sind so bezaubernd.
Wenn irgendwo, so wie in Bar numero due, eine 17jährige hinter der Theke steht, dann kommen auch gerne die Jungs. Es ist selbstverständlich, dass man freundlich miteinander flirtet (nicht anzüglich, freundlich) - die ÜBEN das schon von Kindesbeinen auf.
In Bar numero due, wo es die gute Pizza gibt - heute aber nicht, heute gabs Fisch, kommen zwei Behinderte und ein Betreuer rein, um Essen zu holen mit solchen Warmhaltekästen. Die Inhaberin ist so um die Fünfzig und hält sehr viel auf sich. Immer gepflegt. Es gibt eine kleine Diskussion, der Junge mit dem Down-Syndrom ist sehr enttäuscht, weil es keine Pizza heute gibt. Sie diskutieren. Das Thema wird erschöpfend behandelt. Am Sonntag wird es Pizza geben, sicuro. Nur leider also heute nicht. Das wird sehr ausführlich erörtert. Minutenlang.
Dann nimmt die Inhaberin den Jungen fest in die Arme und küsst ihn zum Trost.
Auf der Nachhausefahrt fällt mein Blick auf die Plastiktüte, in der mein verdure gratinate und meine Cannelloni drin sind.
Sie spricht mit mir.
"Ich bin deine Shoppertüte! Hab mich lieb - AMAMI!"
Haben sie draufgedruckt.
Wie könnte ich meine italienische Shoppertüte denn auch nicht lieben ...
ElsaLaska - 24. Nov, 14:12