Dieser Eintrag ist natürlich mittlerweile veraltet und überholt.
Die geschilderte Begebenheit ist es aber nicht.
Es geschah zu einer Zeit, als die Russen noch als "antiliberal, antiwestlich, eigensüchtig-unökumenisch, nationalistisch, regimetreu" [ja, die Aneinanderreihung gefällt mir, ich kann sie gar nicht oft genug zitieren] galten, dass ich mit meiner Mamma nach Leningrad flog. Leningrad hatte gerade seinen alten Namen abgelegt und nannte sich wieder St. Petersburg, kurz "Pieter".
Es gibt viel zu sehen in Leningrad, man verzeihe mir, wenn mir der alte Name immer noch geläufiger über die Tasten fließt. Aber von allen Sehenswürdigkeiten wollte ich besonders das Grab von F. M. Dostoevskij [nicht irritieren lassen, der Mann spricht sich "Dostojewskij" im Deutschen aus, aber die wissenschaftliche Transkription betrachtet das anjotierte e als selbstverständlich] besucht haben. Er ruht auf dem Tichwiner Friedhof, der zum imposanten Komplex des Alexandr-Nevskij-Klosters gehört. Man musste damals Eintritt zahlen, wenig Geld eigentlich, denn es liegen dort noch andere Berühmtheiten und die alten Grabmäler sind sehenswert und müssen erhalten werden.
Ich erstand bei einer uralten Bäuerin ein paar mickrige rote Nelken, mehr Blumenschmuck gibt es halt nicht.
Mamma und ich hielten uns an der Hand und betraten, nachdem wir den Obulus bei der Deschurnaja gezahlt und uns nach der Lage des Grabes erkundigt hatten, das Gelände.
Und dann stand ich vor Dostoevskijs Grablege. Es war ein besonderer Moment, ein Gänsehautmoment in meinem Leben. Aber leider, wie es immer so ist, gerade dann, wenn ich wirklich EIN MAL hingerissen bin, gibt es einen Tumult.
So auch diesmal.
Zwei sehr junge Leute, es waren wohl Studenten, überrannten die Deschurnaja einfach, ohne Geld für Eintritt zu bezahlen. Ihr Ziel war mein Ziel. Sie wollten, Nelken in der Hand, zu Dostoevskij. Es gab ein furchtbares Gezeter, die jungen Leute blieben unbeeindruckt, sie stellten sich neben mich und legten sorgfältig ihre Blumen nieder. Dann kam die herbeigerufene Polizei und führte sie ab. Es war ihnen egal, sie hatten das getan, was sie hatten tun wollen.
Danach bin ich hinüber in die Klosterkirche, die damals praktisch nur noch aus musealen Gründen betrieben wurde, und habe Mütterchen mit Kopftuch die Ikonen verehren sehen.
Das war 1988.
Diese Menschen hatten damals bereits über siebzig Jahre atheistische Diktatur hinter sich.
ElsaLaska - 12. Mär, 14:54
Zum Bild:
>>Während eines Aufstandes der venezolanischen Guerilla-Organisation Fuerzas Armadas de Liberación Nacional in der Hafenstadt Puerto Cabello klammert sich ein sterbender regierungstreuer Soldat an den Priester Luis Padillo, während ringsherum Kugeln von Scharfschützen einschlagen.<<
Quelle: Wikipedia und
hier.
ElsaLaska - 4. Jun, 20:23
Die Gründerin des erfolgreichen US-amerikanischen katholischen Fernsehsenders EWTN ist an Ostersonntag in hohem Alter von 93 Jahren verstorben. Mutter Angelica gehörte den Franzikaner-Klarissen von der ewigen Anbetung an.
Ein Zitat von ihr machte vor einigen Jahren auch die Runde in den diversen Blogs.
>>Ich habe die Nase voll von eurer liberalen Kirche ... eurem ichbezogenen Gebet, eurer erdhaften Spiritualität. Ich habe die Nase voll von euren "Aufbrüchen", denn das erste, was von einem solchen Auf-Bruch zurückbleibt, ist ein Loch, in das wir alle hineinfallen. Ich habe die Nase voll von euren Theologen, die nichts anderes tun, als spalten und zerstören... Sie wissen, wie schrecklich schweigsam wir loyalen Katholiken in all diesen Jahren gewesen sind...wir haben eure Ansichten über Gott nun dreißig Jahre lang [fünfzig sind es jetzt, mit Kirche 2011 - Anm. Elsa] runtergeschluckt. Ihr habt keinen Gott, kein Dogma, keine Glaubenslehre und keine Autorität. Ich empöre mich über eure Versuche, den Katholizismus der Kleinen, Armen und Älteren zu zerstören. Eure Katechismen sind so verwässert, dass sie nichts anderes mehr besagen, als "liebe deinen Nächsten". Nein, zuerst muss man Gott lieben! Ihr habt mitgeholfen, dieses Land heidnisch werden zu lassen, weil ihr keine Spiritualität besitzt, die anziehend ist.<<
Jaja, auch andere Katholikinnen können ranten. Sogar Ordensschwestern.
ElsaLaska - 28. Mär, 13:06
Bogoslov.ru - Das Wort Gottes (Bog - Gott, slov - Wort) bringt mehrsprachig Artikel zum russisch-orthodoxen Glauben auf hohem Niveau, und zwar in den Sparten Bibelwissenschaft, Theologie, Geschichte, Liturgie, Religion und Welt und diverser Geisteswissenschaften. Wenn man auf die deutsche Fahne rechts oben in der Leiste klickt, kommt man an die deutschen Übersetzungen.
Rublev ist leider nur auf russisch zu haben und bringt die Ikone zum Tage, das Gebet zum Tage, die Fastenvorschriften und das Evangelium zum Tag. Außerdem den alten und neuen Kalender.
In der russisch-orthodoxen Kirche herrscht übrigens noch Fastenzeit, Ostern ist, weil man dem julianischen Kalender folgt, heuer am 1. Mai.
Das finde ich eine merkwürdige Koinzidenz, denn wir hatten das seltene Zusammentreffen, dass bei uns Karfreitag mit der Verkündigung zusammenfiel und das russische Osterfest also nun mit dem Festtag des heiligen Josef.
ElsaLaska - 26. Mär, 18:39
Eine sehr gute Nachricht aus Nigeria, und da gute Nachrichten rar geworden sind, durchbreche ich meine Karfreitagsruhe, um sie zu teilen. Ich freue mich für die befreiten Geiseln und hoffe, dass sie ihre schlimmen Erlebnisse verarbeiten und wieder ein normales Leben führen können.
>>Die nigerianische Armee hat nach eigenen Angaben 829 Geiseln aus den Händen der Islamistengruppe Boko Haram befreit. In der Region Kala Balge hätten Soldaten „22 Terroristen“ getötet und 309 von ihnen festgehaltene Geiseln befreit, teilte ein Armeesprecher am Donnerstag mit. An einem anderen Ort seien 520 Geiseln befreit worden, nachdem sich Soldaten ein Feuergefecht mit den Entführern geliefert hätten.
Dabei seien drei Boko Haram-Mitglieder getötet und ein weiteres festgenommen worden, teilte der Armeesprecher mit. Die Islamisten entführen regelmäßig Frauen und Kinder, um sie als Kämpfer, Diener oder Sexsklavinnen zu einzusetzen.<<
Ganzer Artikel
hier.
ElsaLaska - 25. Mär, 19:41
>>Das fortschreitende Zusammenbrechen der Natur gibt dem übernatürlichen Licht und dem göttlichen Leben mehr und mehr Raum. Es bemächtigt sich der natürlichen Kräfte und verwandelt sie in vergöttlichte und vergeistigte. So vollzieht sich eine neue Menschwerdung Christi im Christen, die mit einer Auferstehung vom Kreuzestode gleichbedeutend ist. Der neue Mensch trägt die Wundmale Christi an seinem Leibe: die Erinnerung an das Sündenelend, aus dem er zu seligem Leben erweckt ist, und an den Preis, der dafür gezahlt werden musste. Und es bleibt ihm der Schmerz der Sehnsucht nach der Fülle des Lebens, bis er durch das Tor des wirklichen leiblichen Todes eingehen darf in das schattenlose Licht. So ist die bräutliche Vereinigung der Seele mit Gott das Ziel, für das sie geschaffen ist, erkauft durch das Kreuz, vollzogen am Kreuz und für alle Ewigkeit mit dem Kreuz besiegelt.<<
Aus "Kreuzeswissenschaft", Edith Steins Gesamtausgabe.
Zur ganzen Karfreitagsmeditation der Karmeliten online
hier.
ElsaLaska - 25. Mär, 09:06
>>Wir erleben eine verlogene Realpolitik. Die EU-Türkei-Beitrittsverhandlungen sind zu einer Farce verkommen. Man versucht sich gegenseitig etwas vorzumachen. Und für die Öffentlichkeit wird ein Theaterspiel inszeniert. Jeder Türkei-Kenner weiß, dass die Türkei unter dem Autokraten Erdogan niemals der EU beitreten kann.
Was kann oder sollte die EU machen?
Nur eine Stärkung der türkischen Opposition und ein Wechsel der parlamentarischen Mehrheiten bei den nächsten Wahlen könnten zu einem ernst gemeinten Neustart in den europäisch-türkischen Beziehungen führen. Parallel dazu müsste die türkische Zivilgesellschaft gestärkt werden. Denn mit Erdogan wird es kein Zurück zur Demokratie und zum Rechtsstaat geben. Das scheint die EU aber nicht zu interessieren. Sie macht sich lieber zum Wegbereiter und Geburtshelfer einer türkischen Diktatur vor den Toren Europas.<<
Aus einem Interview mit dem Politikwissenschaftler
Burak Çopur von der Universität Duisburg-Essen auf t-online.de
ElsaLaska - 24. Mär, 19:39
dass der zitierte Hebdo-Chef kniend gestorben sein könnte, ohne, dass ich es allzu genau wissen will.
Aber
David Berger hat jedenfalls einen Hintern in der Hose und seine Position ist vermutlich die heikelste, die man überhaupt innehaben kann: Stockschwul und dabei auch noch stockkonservativ sein. Und dafür hat er meinen Respekt - auch wenn er mich damals äußerst verärgert hatte, als es um die Person Benedikts ging und seinen Unterstellungen dazu.
Von meiner Seite aus aber, Schwamm drüber, David.
Ich lese Ihre Artikel in letzter Zeit mit großem Interesse, wenn auch nicht immer mit voller Zustimmung. Aber Sie sind ein ziemlich mutiger Mann.
ElsaLaska - 24. Mär, 18:59
Heute vor einem Jahr stürzte die German Wings_Maschine ab.
>>Die Gedenkfeiern begannen zur Absturzzeit um 10.41 Uhr mit einer Schweigeminute. Vor dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern, das 16 Schüler und zwei Lehrerinnen verlor, versammelten sich vor allem Mitschüler, Lehrer und Bürger aus dem Ort vor einer mit Blumen und Kerzen geschmückten Gedenkstätte an der Schule. In der ganzen Stadt läuteten die Kirchenglocken.
Die meisten Angehörigen nahmen an der Gedenkfeier in Frankreich teil. In Le Vernet in der Nähe der Absturzstelle hielten mehr als 600 Menschen für eine Minute inne. Die Lufthansa als Mutterkonzern hatte in dem kleinen Alpenort eine streng abgeschirmte Zeremonie organisiert. "Wir sind heute nach Le Vernet gekommen, um der Opfer zu gedenken und ihnen die Ehre zu erweisen", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Rande der Gedenkfeier. "Dieser tragische Absturz hat unglaubliches Unglück über viele, viele Menschen gebracht. Dieses Unglück können auch wir nicht lindern, aber wir können zumindest den Angehörigen beistehen." <<
Ganz Artikel zum Jahrestag auf
t-online.de
ElsaLaska - 24. Mär, 15:17