>>dapd: Von evangelischer Seite wird vielfach beklagt, Papst Benedikt XVI. setze zu wenige Impulse in der Ökumene.
Müller: Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ich glaube, wenn man an der Ökumene wirklich interessiert ist, stellt man den anderen nicht Forderungen, sondern fragt auch mal selbstkritisch, was man selber für die Ökumene tun kann. Es kann nicht einfach so weitergehen, dass immer nur wir die Angefragten oder auch Angegriffenen sind und die evangelische Seite sozusagen von der höheren Warte aus uns infrage stellt. Auch wir können mal die „Protestanten“ spielen - und gegen Vorgänge oder Auffassungen in den evangelischen Kirchengemeinschaften protestieren, die nicht biblisch begründbar sind.
[Das ist sowieso eine Unsäglichkeit, der Vorwurf gegen Papst Benedikt, er tue zu wenig für "Ökumene", wenn man mal einfach nur ergoogelt, was er mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom und denen in Italien schon alles auf den Weg gebracht hat! Typisch deutsches, uninformiertes Provinzlerdenken.]
dapd: Die Kritik gipfelte im vergangenen Jahr in der Äußerung von Margot Käßmann, die damals noch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland war und verkündete, dass sie von diesem Papst in der Ökumene nichts erwarte.
Müller: Das war eine böse Rempelei. Hier stellt man sich Ökumene so vor, dass wir protestantisch werden. Wir sind und bleiben selbstbewusste und überzeugte Katholiken. Wir gestehen auch den evangelischen Christen zu, dass sie ihrem Gewissen und ihrer Wahrheitsvorstellung folgen. Die Einheit der Kirche ist nicht wie eine feindliche Übernahme oder friedliche Fusion von zwei Firmen zu machen, die die gleichen Produkte verkaufen. Dieser Weg, der uns da so scheinbar naiv mit dem Rückenwind der öffentlichen Meinung vorgeschlagen wird und in eine Art Wellness-Religion führen würde, ist mit uns nicht zu machen. <<
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