Wie
bereits vorab angekündigt, erschien also heute das furiose
Interview von WamS/Paul Badde mit Joachim Kardinal Meisner anlässlich der morgigen Krisensitzung des Ständigen Rates der DBK in der Sache Weltbild-Verlag.
Interessant sind allerdings auch die Antworten des Kardinals auf Fragen, die sich nicht direkt auf den Umgang mit dem problematischen Verlag (Behalten und Neustrukturieren oder Abstoßen?) beziehen.
>>Welt am Sonntag: Es seien verklemmte Fundamentalisten, heißt es aus dem Kircheninnern, die sich an den erotischen Rändern des großen Angebots von Weltbild störten.
Joachim Kardinal Meisner: Bei solch einem Argument kann man sein Gehör ruhig auf Durchzug stellen. Die Fundamentalismus-Keule sollte man gründlich vergessen und ihren Gebrauch in der Kirche als unwürdig disqualifizieren. Was sind denn unsere Fundamente? Hier geht es einfach darum, was Paulus sagt: "Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?" Wir haben in der Verkündigung einzustehen für die Heiligung des Menschen und seines Leibes und können nicht Besitzer eines Unternehmens sein, das Schund und Schmutz verbreitet. Das geht als Kirche in sich nicht. Dann können wir unsere Hirtenstäbe gleich aus der Hand legen.<<
[Verklemmte Fundamentalisten? Dann dürfte man also im Umkehrschluss folgern, dass diejenigen im "Kircheninneren", die sich NICHT an Weltbild stören, promiske Relativisten sind? Nein? Na also. Alles weitere hat Kardinal Meisner ja oben bereits klargestellt.]
>>Joachim Kardinal Meisner: Noch einmal, ganz einfach: Wir müssen uns davon verabschieden. Hier ist Welt in einer Weise in die Kirche eingedrungen, die schlicht nicht zu akzeptieren ist.
Welt am Sonntag: Ist das nicht weltflüchtig?
Joachim Kardinal Meisner: Das möchte man dem Papst jetzt wieder anhängen. Aber: Wir sind das Salz der Erde! Das ist der Auftrag, den der Herr uns gegeben hat. Wenn Sie aber fünf Gramm Salz mit fünf Kilo Sand vermischen, dann ist das Salz unwirksam. Es taugt zu nichts. Das Salz muss vom Sand befreit werden, dann kann das Salz in Reinkultur in die Weltsuppe hineingerührt werden, das ihr dann Würze, Geschmack und Schärfe verleiht. So müssen wir auch die Kirche reinigen und alles aufgeben, was nicht zu ihr gehört.<<
[Das geht aber nur, wenn man gleichzeitig noch den Bagger abstellt, der unaufhörlich weiteren Sand aus dem Baggersee in Kirche schaufelt. Wer jetzt genau der Bagger ist in dem Bild, ist mir selber nicht klar. Ich hatte heute schon zwei Glas Rotwein zur Pizza DIAVOLA und kann nur noch intuitiv denken.]
Zur Ansprache vor dem neuen deutschen Botschafter am Heiligen Stuhl und der klaren Ansage Benedikts in Richtung deutsche Kirche:
>>Joachim Kardinal Meisner: So deutlich hat der Heilige Vater zu meinem Erstaunen selten in einer Causa votiert und auch die Nachhaltigkeit seines Votums dabei eingefordert. Das war für viele eine große Überraschung.
Welt am Sonntag: Spitzt sich dann aber hier nicht ein Konflikt zwischen dem deutschen Papst und den deutschen Bischöfen zu wie damals mit dem polnischen Papst in der Debatte über die Beratungsscheine, die den Weg frei machten zur Abtreibung?
Joachim Kardinal Meisner: Ich hoffe: nie, niemals! Gerade auch wir Kardinäle stehen ja in einer besonderen Verpflichtung, den Intentionen des Nachfolgers Petri wirklich zu folgen. Da können wir ihn mit den übrigen Bischöfen gerade nach dieser Ansprache nicht im Regen stehen lassen, wenn er uns in einer so deutlichen Weise ermahnt.<<
[Der Vergleich mit "Donum vitae" - man könnte alleine schon ausrasten, wenn man das Wort hinschreiben muss - und dem Weltbild-Verlag scheint auf den ersten Blick zu hinken. Mit Abtreibung machen ja auch nur die anderen Geld ... Aber es ging um das Verhältnis Heiliger Vater-Bischöfe bei der Frage. War es denn wirklich notwendig, dass sich erst der Heilige Vater vor den neuen deutschen Botschafter stellen und das Thema anschneiden musste, bevor mal irgendwas passiert? Ich hoffe doch nicht. Für jeden anderen Quark ist schließlich auch immer Zeit und erhöhtes bzw. vertieftes - manchmal auch unterirdisches - Problembewusstsein in "Kirche".]
Den Bischöfen morgen alles Gute. Wie ein Leser hier auch meinte, an unseren Gebeten soll es nicht liegen.