Unter
diesem Beitrag entspann sich eine relativ sachliche Diskussion zu den jüngsten Maßnahmen von Gesetzgeber und katholischer Kirche, um die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten.
Eine Kommentatorin wies auch auf das
von der DBK öffentlich zur Verfügung gestellte Papier der Untersuchungskommission hin, das sich durchzulesen lohnt.
Was Kirchenrechtler und Priester - wie ich finde mit Recht - beunruhigt, ist vor allem, dass im Rahmen dieser Studie Außenstehende Dritte Einblicke in alle Priesterakten bekommen könnten.
Es ist jetzt Aufgabe der jeweiligen Bistumsleitungen, unseren Priestern zuzuhören und auf ihre Sorgen einzugehen, aber auch Bedingungen dafür schaffen, dass unsere Priester nicht zu "gläsernen Amtsträgern" werden (Regina Einig in Die Tagespost kürzlich), denn die bislang gerade von Prof. Pfeiffer angesprochene tatsächlich im Vergleich zur medialen Hysterie jedenfalls doch äußerst niedrige Zahl von übergriffigen Priestern in Deutschland [jeder in unserem Laden ist IMMER einer zu viel - that goes without saying, wie ich doch hoffe!] könnte letztlich sogar nochmals nach unten korrigiert werden. Die andere Seite der Medaille ist, dass nach dieser Kampagne, die sich vor allem gegen den priesterlichen Zölibat richtete, erfolgreich so viel Porzellan zerschlagen worden ist, dass nach Wunsch der Reformer nur noch eine Protestantisierung der katholischen Kirche im Rahmen eines so genannten Dialogprozesses die Glaubwürdigkeit wieder herstellen könne.
Was ich von diesem äußerst unlogischen Konnex halte, brauche ich hier auch gar nicht ausführen. Oder vielleicht doch: Dieser Denk-Mechanismus greift ungefähr so irrational wie der Gedankengang einer betrogenen Frau, die denkt, sie könne sich für den erlittenen Betrug von ihrem Mann an ihm rächen, wenn sie jetzt ihrerseits fremdgeht. Möglicherweise ein steiler Vergleich, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass vertrauensgestörte Beziehungen ( so wir überhaupt hier von einer sprechen können, ich liebe die katholische Kirche jedenfalls immer noch) nur mit vermehrter Liebe und Treue zu heilen sind, und nicht mit Gleichgültigkeit, weiterer Verletzung, Ablehnung oder sogar Hass. Aber das war jetzt nur ein theoretischer Exkurs. Ich mäandere ja immer so vor mich hin.
Was ich eigentlich sagen wollte. Es gibt ein Interview mit dem Generalvikar von Regensburg, Msgr. Michael Fuchs, der zu dieser Problematik (nicht zum Fremdgehen natürlich, sondern zur Pfeiffer-Studie) bereits öffentlich Stellung bezogen hat - sicher ist er nicht der einzige, aber ich habe das gerade zur Hand.
Seine Stellungnahme zum besonders umstrittenen ersten Teil des Projektes:
"In einem ersten Schritt soll ein diözesanes Rechercheteam, das auf absolute Geheimhaltung verpflichtet wird, die Akten der Priester und Diakone nach Hinweisen auf sexuellen Missbrauch durchsuchen. Dieses Rechercheteam wird von uns ausgesucht - es kann bspw. aus Mitarbeitern der Registratur bestehen - und wird von einem Juristen begleitet, der von uns und dem KFN (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen) gemeinsam ausgesucht und vom KFN geschult wird. In einem zweiten Schritt werden nur die Akten der Priester und Diakone, die in den letzten zehn Jahren nachweislich Täter von sexuellem Missbrauch waren, durch den Juristen nach gewissen Kriterien durchsucht und es wird ein KFN-Fragebogen dazu ausgefüllt. Nach unseren bisherigen internen Recherchen sind das ein paar wenige Fälle. [Ermutigend und erfreulich.] Der Fragebogen vom KFN ist anonym, niemand vom KFN bekommt also einen Namen zu sehen. Die Akten von Personen, deren Beschuldigung sich als nicht haltbar herausgestellt hat, werden nicht weiter ausgewertet. Dies hat mir Prof. Pfeiffer ausdrücklich zugesagt. Im dritten Schritt sammelt die KFN alle anonymisierten Fragebögen der Diözesen und wertet sie wissenschaftlich aus. [Es folgt der Verweis auf die Äußerungen von Matthias Kopp auf der Pressekonferenz der DBK dazu.] Für unsere Diözese heißt das ganz klar: Kein KFN-Mitarbeiter oder andere Unbefugte erhalten Einblick in die Personalakte.<<
Soweit aus dem Interview, erschienen am 6. bzw. 7. August in der Sonntagszeitung der Diözese Regensburg, ich habe nicht das gesamte Interview zitiert natürlich.
Eure Meinungen dazu - ich bin nach wie vor sehr interessiert an Euren Standpunkten.